Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
er genau, daß sie auf der anderen Seite erwartet wurden.
    Er hechtete zu Con hinüber und packte ihn fest am Arm.
    Con war über und über mit frischem Blut besudelt. Luke zog ihn nach links und versuchte ihn dazu zu bewegen, nach Westen zu laufen.
    »Aber du hast gesagt, daß …«
    »Ich weiß«, antwortete Luke. »Aber dort erwarten sie uns.«
    Sie waren am östlichen Rand, mußten also das ganze Feld durchqueren. Er hoffte, daß er mit seiner Vermutung über die Vogelreiter richtig gelegen hatte, denn vom Boden aus würden die Fey diesen Richtungswechsel nicht verfolgen können. Entweder mußten sie das ganze Feld bewachen, oder ihre Leute mußten es durchsuchen. Oder aber sie versuchten weiterhin, es in Brand zu setzen.
    Luke wollte weg, ganz egal, wie.
    Con schaffte es, die Richtung zu wechseln, und sie hasteten durch den Mais. Beim Rennen zerschnitten lange, dünne Blätter Lukes Gesicht, und die reifenden Maiskolben schlugen gegen seine Beine. Sein Atem ging stoßweise, und sein Herz raste. Zum zweiten Mal innerhalb eines Tages rannte er jetzt durch ein Maisfeld. Con war einfach nicht dafür geschaffen. Dieser Bauer hingegen schien große Felder zu mögen.
    Gerade als Luke dachte, das Feld müsse nun bald zu Ende sein, stolperte er heraus und stand nun auf einem breiten Landstreifen zwischen diesem Feld und dem daran angrenzenden. Einen Augenblick später stolperte auch Con neben ihn. Das Gesicht des Jungen war von Schmutz, Schweiß und Blut verschmiert. Blattfetzen hingen in seinem Haar und überall an seiner Kleidung.
    Außer ihrem heftigen Keuchen war kein Laut zu hören. So weit nach Westen waren die Fey noch nicht vorgedrungen.
    Aber sie würden sehr bald hier sein, wenn das, was Luke zufällig gehört hatte, wirklich ein Hinweis gewesen war.
    »Steckt alles in Brand!« hatten sie gerufen.
    Alles.
    Er hatte sie dazu gezwungen, diese Art der Vergeltung zu wählen. Es war sein Fehler.
    Con zerrte ihn am Arm. »Komm weiter«, flüsterte er. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    Con hatte recht. Sie rannten über die Brachfläche zwischen den Feldern Richtung Norden, auf Jahn zu.
    Luke fragte sich, wie weit sie wohl kommen würden, bevor die Fey sie abermals aufspürten.

 
10
     
     
    Nicholas war nicht richtig ohnmächtig gewesen.
    Trotzdem verhielt sich Adrian so, als er sich über ihn beugte und sein Gesicht tätschelte. Nicholas war zwar bei Bewußtsein, aber er konnte ihm kein Zeichen geben. Er spürte den kühlen Marmorboden unter seinem Rücken und ein leichtes Pochen da, wo sein Kopf so hart aufgeschlagen war. Seine Hand lag unbequem am Sockel des Brunnens, der ganz mit Wassertropfen übersät war und sich kalt anfühlte. Er spürte, wie das Wasser hindurchsickerte, und augenblicklich kehrte dieser gierige Durst wieder.
    Auf seiner Zunge schmeckte er immer noch die Süße des besten Wassers, das er jemals getrunken hatte.
    Er hatte nur vergessen zu atmen, das war alles. Sobald er sich daran erinnerte, mußte er es Adrian erklären.
    Adrian, der langsam in Panik geriet.
    Nicholas hätte ihm gern gesagt, daß das nicht notwendig sei. Dann verwunderte ihn dieser Gedanke selbst, denn er hätte sich ja auch Sorgen gemacht, wenn Adrian gefallen oder sogar scheinbar ohnmächtig geworden wäre. Und es hatte ja auch so ausgesehen, als sei er, Nicholas, ohnmächtig geworden. Er hatte die Dunkelheit auf sich zukommen sehen und den Kampf mit ihr verloren.
    Er war gefallen.
    Und jetzt war er hier, in sich selbst, unfähig seinen Körper zu bewegen.
    Sein Inneres kribbelte. Es fühlte sich so anders an, als fühlte er, wie das Wasser anstelle von Blut durch seinen Körper floß.
    Geschah das tatsächlich?
    Hatte er sich irgendwie verletzt? Wenn ja, warum machte er sich dann keine Sorgen darüber?
    Warum blieb die Panik aus, die eigentlich aufkommen mußte, wenn der Körper völlig bewegungslos blieb, wenn die Befehle des Gehirns die Gliedmaßen nicht erreichten?
    Adrian richtete sich auf und rief etwas. Nicholas konnte die Worte nicht verstehen. Aber er versuchte ja auch nicht richtig zuzuhören.
    Irgend etwas lenkte ihn ab. Etwas, das er spüren, aber noch nicht sehen konnte. Er blinzelte. Zumindest fühlte es sich so an, als ob er blinzelte, außer daß seine Augen sich nicht bewegten.
    Dann fühlte er so etwas wie das geistige Gegenstück zu einem Stirnrunzeln.
    Seine Augen waren geschlossen, und dennoch konnte er Adrian sehen.
    Was ging hier vor?
    War er etwa gestorben?
    Adrian lief in Richtung Treppe. Zugleich

Weitere Kostenlose Bücher