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Fida (German Edition)

Fida (German Edition)

Titel: Fida (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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aus ihr heraus. Wie eine Furie stürzte sich auf den Mann, schlug ihn, trommelte mit den Fäusten auf ihn ein und es brauchte drei Beamte, um sie von ihm weg zu ziehen. Trotzdem schaffte sie es vorher noch, ihm hasserfüllt ins Gesicht zu spucken.
    Sein Alibi, das er für den Abend von Lauras Verschwinden vorweisen konnte, erwies sich letztendlich als wasserdicht. Spuren von Laura wurden nicht gefunden, weder in seinem Haus, noch in seinem Wagen. Die Fährte, die anfangs so heiß schien, erwies sich als eiskalt und endete im Nichts. Man musste Wacholski freilassen. Sein Ruf aber, der war wohl für immer beschädigt. Man bat ihn, nicht mehr in die Bücherei zu kommen. Einige Eltern hatten Bedenken geäußert und damit gedroht, ihren Kindern den dortigen Besuch nicht mehr zu erlauben, wenn er sich weiter dort rumtrieb. Tatjana wusste ansonsten nicht viel über diesen Mann. Vielleicht hatte er andere, größere Probleme gehabt, doch sie war erschüttert und fühlte sich auf seltsame Art schuldig daran, dass Anton Wacholski sich ein paar Wochen später das Leben nahm.
    Danach bat man Tatjana, ihre Plakate nicht mehr in der Bücherei auszuhängen.
    „Wissen Sie, es ist keine gute Werbung, dass das Mädchen zuletzt hier gesehen wurde“, erklärte die Bibliothekarin in entschuldigendem Ton. „Und die Eltern sind auch so schon besorgt genug. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Sie Ihre Suchmeldungen hier nicht länger anbringen können.“
    Tatjana sah ihr an, wie unangenehm ihr dieses Gespräch war. Doch noch etwas anderes ließ sich in der Mimik von Frau Stemmler ablesen: Das marternde Gefühl von Schuld.
    Endlich erreicht der Bus seine Endstation. Am Busbahnhof steigt Tatjana aus, stattet auf ihrem Weg in den Park mehrere Laternenmasten mit Plakaten aus und nagelt ihre restlichen Exemplare dort an die Bäume. Anschließend, nach reiflicher Überlegung, unterdessen auf einer Parkbank unter einer Trauerweide sitzend, geht sie noch einmal in den Drogeriemarkt. Zielstrebig zieht sie ihre Wunschfarbe aus dem Regal und geht schnurstracks zur Kasse. Dort bezahlt sie hastig, in der Hoffnung dem Verkäufer von neulich nicht über den Weg zu laufen, denn diese Begegnung ist nun nichts mehr, woran sie gern denkt. Dann nimmt sie den nächsten Bus nach Hause.
    Daheim fällt Tatjanas Blick auf den Anrufbeantworter. Das Gerät blinkt. Ihr Herz schlägt aufgeregt einen Takt schneller, als sie auf den Knopf zum Abhören der Nachrichten drückt. Vielleicht hat Jochen sich endlich gemeldet. Das Band präsentiert ihr ein paar Momente der Stille, bevor ein knackendes Geräusch ihr verrät, dass der Anrufer auflegte, ohne ihr eine Nachricht zu hinterlassen. „Sie haben keine weiteren Nachrichten“, verkündet das Gerät anschließend.
    Vielleicht meldet er sich ja heute Abend , denkt sie hoffnungsvoll und schluckt ihre Enttäuschung hinunter. Kann ja sein, dass er es vorhin probierte, aber nicht mit dem Band reden wollte. Tatjana weiß, dass Jochen Anrufbeantworter nicht sonderlich mag.
    Dann geht sie ins Badezimmer und bringt fast eine Stunde damit zu, sich die ergrauenden Haare zu färben. Der optische Unterschied, den das bisschen Farbe ausmacht, ist gravierend. Vor ihren Augen verschwindet die verhärmte, traurige Frau, die ihr vormals aus dem Spiegel entgegenblickte. Zum Vorschein kommt eine Person, die sie schon lange nicht mehr sah. Sie merkt, dass diese Veränderung auch ihr selbst gut tut, unabhängig davon, ob es Jochen gefällt oder nicht. Als sie fertig ist fühlt sie sich frischer, kräftiger, als hätte sie mehr als nur ihre Frisur geändert.

Kapitel 12
    7. März 2012
     
    Die Glühbirne an der Decke tauchte den abgedunkelten Raum in ein kaltes Licht, in welchem das Mädchen fröstelnd und voller Angst saß. Lauras Augen schmerzten und sie blinzelte in die plötzliche Helligkeit; jäh aus dem erschöpften Dämmerschlaf gerissen, in den sie sich geflüchtet hatte. Einerseits war sie froh, nicht mehr in absoluter Dunkelheit gefangen zu sein, andererseits voller Angst vor dem, was das Licht mit sich bringen würde. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die neuen Lichtverhältnisse und nun konnte sie sich zum ersten Mal richtig umsehen. Der Raum, in dem sie sich befand war nicht groß, aber geräumig. Grauer Betonboden, schmucklose, kahle Wände, zwei davon mit grob zurechtgezimmerten Brettern verkleidet und eine nackte Glühbirne an der Decke. Eine eiserne Kette hing ein Stück daneben herunter und führte zu der

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