Fida (German Edition)
finde, dafür bist du nun alt genug“, kommentierte er den Inhalt, der aus einem bunt zusammengewürfelten Sortiment an Make-Up und einem kleinen Schminkspiegel bestand.
Er forderte sie auf, es gleich auszuprobieren, beobachtete lächelnd ihre ungelenken Versuche, sich im schummrigen Licht zu schminken. Schließlich war sie fertig und sah ihn erwartungsvoll und ein bisschen unsicher an.
„Komm mal her und lass dich ansehen“, verlangte er nun. Lauras Unsicherheit verstärkte sich noch, als er sie lange und ausgiebig musterte. Sie sah aus, als wäre sie in einen Farbkasten gefallen.
„Ja“, nickte er schließlich gönnerhaft. „Das sieht gut aus!“ Als sich ein zaghaftes Lächeln auf ihr Gesicht stahl, fügte er hinzu: „Jetzt siehst du aus wie eine richtig dreckige, kleine Nutte!“
Fassungslosigkeit machte sich in ihrem Gesicht breit. Sie hasste ihn, wünschte ihm sogar den Tod und hatte unsagbare Angst vor ihm hatte, nichtsdestotrotz war er der einzige Mensch, den sie noch hatte. Der Einzige, der etwas Freundliches zu ihr sagen konnte – oder der überhaupt wusste, dass es sie noch gab.
Dass Tom etwas passieren könnte und die Kellertür sich nie wieder öffnen würde, davor hatte sie fast noch mehr Angst, als vor seinen Besuchen. Er hatte ihr eindringlich klar gemacht, wie gut er ihr Verlies gesichert hatte und dass sie hier niemals heraus käme. „Ohne fremde Hilfe, die mit Sicherheit nicht kommt, kommst du hier nie wieder raus. Merk dir das gut, für den Fall, dass mir etwas zustößt“, erzählte er ihr, ein paar Tage nach ihrer Gefangennahme. „Dein kleines Attentat mit dem Zirkel hat mich auf den Gedanken gebracht, dass es klug wäre, eine Art Lebensversicherung zu haben. Gestern war ich beim Notar und habe verfügt, dass man das Haus versiegelt und einfach platt macht, wenn mir was passiert. Dann bist du lebendig begraben, unter Tonnen von Schutt, und verdurstest langsam und qualvoll, sofern du nicht das Glück hast, von einem herabfallenden Trümmerteil erschlagen zu werden. Also mach keine weiteren Dummheiten!“
Diese Vorstellung jagte Laura unsagbar große Angst ein. Manchmal träumte sie davon, lebendig begraben zu sein und erwachte aus diesen Alpträumen stets schreiend, mit dem Gefühl keine Luft zu bekommen und zu ersticken. Laura war auf Tom angewiesen, ihr Leben lag in seinen Händen. Obwohl sie ihn hasste und er sie erst in diese Lage gebracht hatte, brauchte sie ihn. Seine abwertenden Worte wirkten verletzend, trieben ihr Tränen in die Augen. Trotzig und wütend rieb sie mit ihrem Handrücken durchs Gesicht.
Tom winkte sie näher zu sich heran, sodass er im Sitzen an ihre Fußfessel herankam. Er rasselte mit seinem Schlüsselbund, grinste breit und schloss sie los. Dann gab er seine nächste Anweisung: „Los, zieh dich aus!“ Ohne Widerspruch begann Laura, sich ihrer Kleidung zu entledigen.
„Vermisst du eigentlich deine Eltern?“, fragte er sie fast schon beiläufig, während sie sich auszog. Argwöhnisch versuchte sie abzuschätzen, weshalb er diese Frage stellte. Angst, Misstrauen und Sehnsucht spiegelten sich in ihrem Gesicht wieder. Schließlich entschied sie sich für eine stumme Antwort und nickte.
„Ja“, nickte er verständnisvoll, „das denke ich mir!“
Nach einer kleinen Kunstpause fragte er weiter: „Wen vermisst du mehr? Deine Mutter, oder deinen Vater?“
„Sag schon!“, drängte er weiter, als sie nicht antwortete.
„Beide gleich!“, presste sie trotzig heraus.
Tom ließ das Thema wieder fallen. Zumindest vorerst.
„Zeit für dein zweites Geschenk!“, verkündete er, als sie nackt vor ihm stand und überreichte es, mit einer angedeuteten Verbeugung. Sie packte es aus und fand darin einen Slip und einen BH, in knallroter Farbe.
„Na los, zieh es an!“, lautete seine nächste Aufforderung. Zu Lauras Entsetzen hatte der BH keine ganzen Schalen, sondern ließ ihre Brüste fast ganz frei. Trotzdem zog sie ihn ohne Murren an. Dann stieg sie in den Slip, der im Schritt einen Reißverschluss hatte. Sie fühlte sich furchtbar unwohl in diesen Sachen. Das war beinahe schlimmer, als ganz nackt vor ihm zu stehen. Am liebsten hätte sie sich mit den Händen bedeckt, doch das mochte er nicht. Dafür würde er sie nur wieder schlagen.
Mit seiner nächsten Bemerkung machte er alles noch schlimmer. „Ja, jetzt siehst du wirklich aus wie eine Nutte!“ Laura spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Dann wechselte er urplötzlich wieder das
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