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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Angstvoll beobachtete sie, wie sein Finger wutentbrannt auf die Wähltasten niederstieß.
    »Dawson«, schrie Charles ins Telefon. »Es ist mir völlig gleichgültig, ob Sie die Polizei oder die ganze Stadt in Ihrer Tasche haben. Sie werden mir nicht entkommen!« Charles unterstrich seine Drohung, indem er den Hörer wütend auf die Gabel schlug. Er hatte keine Antwort erwartet und wollte nur schneller als Dawson aufgelegt haben.
    Nach dem Anruf ließ die Spannung in ihm etwas nach. Mit langsamen, kreisenden Bewegungen rieb er sich für einen Moment die Schläfen. »Ich hätte nie gedacht, daß unsere kleine idyllische Stadt so korrupt ist.« Seine Stimme klang fast wieder normal.
    Auch in Cathryn ließ der Angstdruck nach. »Was ist dir passiert? Du bist verletzt!«
    Charles sah sie nachdenklich an. Er schüttelte den Kopf, und dann, zu ihrer Überraschung, lachte er sogar. »Am meisten noch mein Selbstbewußtsein. Es ist nicht einfach, wennman sämtliche Träume von der eigenen Stärke an einem Abend begraben muß. Nein, verletzt bin ich nicht. Jedenfalls nicht schlimm, wenn man bedenkt, daß ich einmal schon geglaubt hatte, daß alles aus ist. Aber jetzt brauche ich erst einmal etwas zu trinken. Fruchtsaft. Egal, was.«
    »Ich hab’ dir im Ofen etwas zu essen warm gestellt.«
    »Himmel! Ich kann doch jetzt nichts essen.« Charles ließ sich langsam auf einen Küchenstuhl sinken. »Aber ich habe einen Durst, als ob ich gerade aus der Hölle komme.« Seine Hände zitterten, als er sie auf den Küchentisch legte. Sein Magen schmerzte noch immer von Brezos Schlag.
    Cathryn schenkte Apfelwein in ein Glas und trug es zum Tisch. Aus dem Augenwinkel sah sie Gina mit unschuldiger Miene in der Küchentür stehen. Mit einer zornigen Geste bedeutete sie ihrer Mutter, daß sie zurück ins Wohnzimmer gehen sollte. Cathryn ging weiter zum Tisch, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Den Gedanken, Charles vom Gericht zu erzählen, hatte sie erst einmal beiseite geschoben.
    »Du hast Blut im Gesicht«, sagte sie fürsorglich.
    Charles rieb sich mit dem Handrücken unter der Nase und starrte auf die eingetrockneten Grindkrümel. »Mistkerle!«
    Während er von seinem Apfelwein trank, wurde es bedrückend still in der Küche. »Erzählst du mir jetzt, was passiert ist?« fragte Cathryn schließlich.
    »Vorher würde ich lieber etwas über Michelle hören«, antwortete Charles. Er setzte das Glas auf den Tisch ab.
    »Willst du das wirklich?« fragte Cathryn. Sie streckte ihren Arm aus und legte ihre Hand beruhigend auf seine.
    »Was soll das heißen. Wirklich?« fuhr Charles sie an. »Natürlich will ich etwas über sie hören.«
    »Es war nicht so gemeint, wie es sich vielleicht angehört hat«, sagte Cathryn. »Ich weiß, wieviel Sorgen du dir machst. Ich mach’ mir deshalb ja sogar schon Sorgen über dich. Du hast Michelles Herzkomplikation so schrecklich ernst genommen.«
    »Was ist jetzt wieder passiert?« fragte Charles. Aus Furcht, daß Cathryn ihn auf eine neue Unglücksnachricht vorbereiten wollte, hatte seine Stimme bedrohlicher als beabsichtigt geklungen.
    »Beruhige dich«, sagte Cathryn sanft.
    »Dann sag mir endlich, was mit Michelle los ist.«
    »Es ist ihr Fieber«, antwortete Cathryn. »Es ist weiter gestiegen, und die Ärzte sind beunruhigt.«
    »Mein Gott!« stieß Charles mühsam hervor.
    »Alles andere ist in Ordnung. Ihr Herzrhythmus ist wieder normal.«
    Cathryn hatte Angst, irgend etwas über Michelles Haar zu sagen. Es begann auszufallen. Aber Dr. Keitzman hatte ihr erklärt, daß diese Nebenwirkung zu erwarten gewesen war. Und außerdem war der Haarverlust in Michelles Alter wieder aufzuholen.
    »Gibt es ein Anzeichen, daß die Krankheit nachläßt?« fragte Charles.
    »Ich glaube nicht. Die Ärzte haben nichts gesagt.«
    »Wie hoch ist Michelles Fieber?«
    »Ziemlich hoch. Als ich weggegangen bin, waren es vierzig Grad.«
    »Und warum bist du weggegangen? Warum bist du nicht im Krankenhaus geblieben?«
    »Ich wollte es ja, aber die Ärzte haben mir geraten zu gehen. Sie haben mir gesagt, daß die Eltern kranker Kinder darauf achten müssen, daß sie nicht die übrige Familie vernachlässigen. Sie sagten, daß ich ohnehin nichts tun könnte. Hätte ich dableiben sollen? Ich hab’ es wirklich nicht gewußt. Ich hab’ mir nur gewünscht, daß du dagewesen wärst.«
    »Mein Gott«, sagte Charles wieder. »Gerade jetzt sollte jemand bei ihr sein. Das hohe Fieber ist kein gutes Zeichen. Die Medikamente

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