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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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mit dem Kind, auch auf seiner Arbeitsstelle.«
    Kerney stieß überrascht einen Pfiff aus. »Wenn ihm die Behandlung hier nicht zugesagt hat, womit wollte er sie dann behandeln? Mit Laetrile oder etwas in der Art?«
    »Das hat er mir nicht gesagt«, antwortete Cathryn. »Aber ich weiß, daß er nicht an Laetrile glaubt.«
    »Wir hatten schon einige dieser Laetrile-Fälle«, fuhr Kerney fort, ohne auf Cathryns letzten Satz einzugehen. Er drehte sich zu seinem Kollegen Michael Grady. »Kannst du dich noch an das Kind erinnern, das nach Mexiko gebracht worden ist?«
    »Natürlich«, antwortete Grady.
    Kerney wandte sich wieder den anderen zu. »Wir haben es schon öfter erlebt, daß Eltern nach unorthodoxen Behandlungsmethoden suchen. Ich denke, wir sollten den Flughafen alarmieren. Vielleicht versuchen die beiden, außer Landes zu kommen.«
    Aufgeregt, daß man ihm seine Nervosität deutlich ansah, betrat Dr. Keitzman Michelles Zimmer. Cathryn war unendlich erleichtert, ihn zu sehen. Sofort beherrschte er die kleine Versammlung und verlangte ungeduldig, von allem unterrichtet zu werden. Paul Mansford und die Oberschwester wechselten sich im Bericht über das Vorgefallene ab.
    »Das ist ja schrecklich!« sagte Dr. Keitzman und nestelte an seiner Brille. »Das Ganze hört sich an, als ob Dr. Charles Martel tatsächlich eine Art Zusammenbruch erlitten hat.«
    »Wie lange kann das kleine Mädchen ohne Medikamente überleben?« fragte Kerney.
    »Das ist schwer zu sagen. Tage, Wochen, höchstens einen Monat. Uns stehen noch einige Medikamente zur Verfügung, mit denen wir versuchen können, dem Kind zu helfen. Aber das muß möglichst bald geschehen. Es besteht immer noch die Chance, daß wir die Krankheit zurückdrängen können.«
    »Es wird sofort nach dem Mädchen gesucht werden«, sagte Kerney. »Ich werde rasch den Bericht beenden und im Revier abgeben.«
    Eine halbe Stunde später verließen die beiden Polizisten das Krankenhaus. »Was für eine grausame Geschichte«, sagte Michael Grady zu seinem Kollegen. »Es wird einem richtig mulmig dabei. Ein Kind mit Leukämie, und dann auch noch die Sache mit dem Vater.«
    »Du hast schon recht«, erwiderte Kerney. »Am Ende ist man dankbar, wenn die eigenen Kinder wenigstens gesund sind.«
    »Glaubst du wirklich, daß die Fahndung den Fall sofort übernimmt?«
    »Jetzt sofort? Machst du einen Witz? Diese Sorgerechtsstreitereien sind das Unangenehmste, was du kriegen kannst. Gott sei Dank klären sie sich meistens innerhalb von vierundzwanzig Stunden von selbst. Wie auch immer, bis morgen früh wird die Fahndung keinen Blick in die Akte werfen.«
    Sie stiegen in ihren Streifenwagen, meldeten sich über Funk zurück und fädelten sich wieder in den Verkehr ein.
     
    Cathryn schlug die Augen auf und sah sich verwirrt um. Sie erkannte die gelben Vorhänge, die weiße Kommode mit der Häkeldecke, auf der die kleine Andenkensammlung stand, den rosafarbenen Frisiertisch, an dem sie während ihrer High-School-Zeit die Hausaufgaben gemacht hatte, und das Kruzifix aus Plastik, das sie zur Firmung bekommen hatte. Sie war in ihrem Jugendzimmer, und ihre Mutter hatte alles an seinem Platz gelassen, seit sie aus dem Haus gegangen war, um zu studieren. Was sie verwirrte, war die Frage, warum sie eigentlich hier war.
    Cathryn schüttelte ihren Kopf, um die betäubende Wirkung der Schlaftabletten, die Dr. Keitzman ihr aufgedrängt hatte, endgültig zu vertreiben. Sie beugte sich aus dem Bett und nahm ihre Armbanduhr von der Kommode. Dann versuchte sie, den Sinn der Zahlen und Zeiger zu deuten. Sie konnte es nicht glauben. Es war Viertel vor zwölf. Cathryn kniff die Augen zusammen und sah dann ein zweites Mal auf das Zifferblatt. Nein, es war neun. Aber nicht einmal so lange hatte sie schlafen wollen.
    Sie warf sich ihren alten Bademantel aus buntkariertem Flanellstoff über und lief die Treppe hinunter zur Küche. Schon auf halbem Weg schlug ihr der Geruch von frischgebackenen Brötchen und Speck entgegen. Als Cathryn in die Küche trat, sah Gina zufrieden zu ihr auf. Was auch der Grund sein mochte, sie war froh, ihre Tochter wieder im Haus zu haben.
    »Hat Charles angerufen?« fragte Cathryn.
    »Nein. Aber ich habe dir ein Frühstück vorbereitet.«
    »Hat sonst jemand angerufen? Das Krankenhaus? Die Polizei?«
    »Nein, niemand. Du kannst dich also beruhigt hinsetzen. Ich habe dir frische Brötchen gebacken. Das hast du doch immer so gerne gegessen.«
    »Ich kann jetzt nichts essen«, sagte

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