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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Cathryn an den Sommer vor zwei Jahren denken. Damals hatte sie Charles kennengelernt. Aber waren seitdem wirklich erst zwei Jahre vergangen?
    Zwei Polizeiwagen standen direkt neben dem Institutseingang. Je mehr Cathryn sich ihnen näherte, um so deutlicher konnte sie die knackenden Geräusche ihrer Funksprechanlagen hören. Die Polizeiwagen schienen ihr kein günstiges Vorzeichen zu sein, aber sie zwang sich, nicht weiter herumzuspekulieren. Die verspiegelte Eingangstür öffnete sich, und Cathryn ging den Gang zu Charles’ Labor hinunter.
    Die Labortür stand, weit offen. Cathryn trat ein. Als erstes bemerkte sie, daß die technischen Einrichtungen bereits abgebaut worden waren. Sie hatte Charles ein paarmal hier besucht und wußte daher, wie das Labor früher ausgesehen hatte. Jetzt waren die vielen Geräte und Versuchsanordnungen, die sie immer an einen Science-fiction-Film erinnert hatten, verschwunden. Die Tische waren leergefegt, wie bei einem Geschäft, das Pleite gemacht hatte.
    Cathryn zählte sechs Personen in dem großen Raum. Ellen, die Cathryn während ihrer kurzen Aushilfszeit am Institutkennengelernt hatte, sprach mit zwei Polizisten in Uniform, die sorgfältig ihre Berichtsbögen ausfüllten. Das Bild erinnerte sie an die Vorfälle während der letzten Nacht. Dr. Ibanez und Dr. Morrison standen in der Nähe von Charles’ Schreibtisch und unterhielten sich mit einem Mann in einer blauen Windjacke, dessen Gesicht mit Sommersprossen übersät war. Als der Mann sie bemerkte, kam er sofort auf Cathryn zu.
    »Mrs. Martel?« fragte der Mann.
    Cathryn nickte und ergriff die ausgestreckte Hand.
    »Ich bin Patrick O’Sullivan. Mir ist Ihr Fall übertragen worden. Vielen Dank, daß Sie gekommen sind.«
    Über O’Sullivans Schulter hinweg sah Cathryn, wie Ellen auf eine leere Stelle auf dem Arbeitstisch zeigte und dann weitersprach. Cathryn konnte nicht genau verstehen, was Ellen sagte, aber es hatte etwas mit den Laborgeräten zu tun. Dann sah sie kurz zu Dr. Ibanez und Dr. Morrison. Die beiden Männer waren in eine hitzige Diskussion vertieft. Zwar konnte Cathryn ihre leisen Stimmen kaum hören, aber Dr. Morrison gestikulierte wild mit der rechten Hand. Er war anscheinend sehr erregt.
    »Was geht hier vor?« fragte Cathryn. Sie sah dem Kriminalbeamten in seine hellgrünen Augen.
    »Es sieht so aus, als ob Ihr Ehemann, nachdem er seine Forschungsstelle hier am Institut verlor, die meisten der Laborgeräte gestohlen hat.«
    Cathryn riß ungläubig die Augen auf. »Das kann ich nicht glauben.«
    »Die Beweise sind nicht zu widerlegen. Anscheinend haben die beiden Wachmänner der Nachtschicht Ihrem Mann auch noch geholfen, das Labor auszuräumen und alles in einen Transporter zu verladen.«
    »Aber warum?« fragte Cathryn.
    »Ich hatte gehofft, daß Sie mir diese Frage beantworten könnten«, sagte der Kriminalbeamte.
    Cathryn ließ ihren Blick durch den Raum wandern und versuchte, das Ausmaß von Charles’ unsinniger Tat zu begreifen.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, erwiderte Cathryn. »Es ist einfach absurd.«
    Der Kriminalbeamte zog die Augenbrauen hoch und legteseine Stirn in Falten, während seine Augen Cathryns abschätzendem Blick durch das Labor folgten. »Es mag durchaus absurd sein, Mrs. Martel. Aber es ist auch schwerer Diebstahl.«
    Cathryn sah wieder zu O’Sullivan.
    Der Kriminalbeamte wich ihrem Blick aus und sah hinunter auf seine Schuhspitzen. »Das hier wirft ein ganz neues Licht auf das Verschwinden Ihres Ehemannes. Wenn ein Vater seine eigene Tochter entführt, ist das eine Sache, und um ehrlich zu sein, lassen wir uns von so etwas nicht besonders aufregen. Aber bei schwerem Diebstahl liegt die Sache schon anders. Wir werden die Einzelheiten der Tat und eine Fahndungsmeldung nach Ihrem Mann über Fernschreiber im ganzen Land verbreiten müssen.«
    Cathryn zuckte zusammen. Immer, wenn sie schon geglaubt hatte, diesen schrecklichen Alptraum ganz begriffen zu haben, wurde er nur noch schlimmer. Jetzt wurde nach Charles steckbrieflich gesucht. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Das tut uns alles außerordentlich leid, Mrs. Martel«, sagte Dr. Ibanez, der hinter Cathryn getreten war. Sie wandte sich um. Der Institutsdirektor sah sie mitfühlend an.
    »Es ist eine Tragödie«, stimmte Dr. Morrison zu. Er hatte die gleiche Miene aufgesetzt. »Und wenn man bedenkt, was für ein vielversprechender Wissenschaftler Charles einmal war.«
    Es entstand eine unangenehme Pause.

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