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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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glauben, du seist auf dem Weg nach Mexiko, um Michelle mit Laetrile behandeln zu lassen.«
    Charles lachte. »Das ist ein Witz. Und allzu gründlich können sie auch gar nicht nach mir suchen, denn unsere Polizei hier weiß sehr genau, wo ich bin. Hast du nicht unseren Briefkasten und Michelles Spielhaus gesehen?«
    »Doch, das habe ich. Der Briefkasten ist umgestürzt worden, und beim Spielhaus waren fast alle Fenster eingeschlagen.«
    »Das haben wir unseren lieben Ortsgewaltigen zu verdanken. Gestern nacht kam eine Horde Männer von der Recycle Ltd. hierher, um ihren Vandalismus auszutoben. Ich habe sofort die Polizei angerufen. Eine Zeitlang habe ich schon gedacht, daß sie einfach nicht kommen würde, aber dann habe ich unten an der Straße einen Streifenwagen stehen sehen. Offensichtlich haben sie die Zerstörungen geduldet.«
    »Warum?« fragte Cathryn entsetzt.
    »Ich habe mir einen jungen aggressiven Anwalt genommen. Offensichtlich ist es ihm gelungen, Recycle einige Unannehmlichkeiten zu bereiten. Und jetzt glauben die Recycle-Leute wohl, mir soviel Angst einjagen zu können, daß ich den Anwalt zurückziehe.«
    »Oh, mein Gott!« rief Cathryn. Allmählich erkannte sie, wie einsam und allein Charles gewesen war.
    »Und wo sind unsere Jungen?« fragte Charles.
    »Chuck ist bei Mutter und Jean Paul bei einem Schulkameraden in Shaftesbury.«
    »Sehr gut«, sagte Charles. »Denn wahrscheinlich wird es hier bald etwas stürmischer zugehen.«
    Beide, Mann und Frau, hatten die Grenze des eben noch Erträglichen erreicht. Schweigend sahen sie sich über den Küchentisch hinweg in die Augen. Eine Welle der Liebe erfaßte sie. Sie sprangen auf, fielen sich in die Arme und hielten sichverzweifelt fest, als ob sie fürchteten, daß irgend etwas sie wieder trennen könnte. Sie wußten beide, daß noch keines ihrer Probleme gelöst war. Aber das wiedererwachte Vertrauen in ihre Liebe gab ihnen neue Kraft.
    »Bitte vertraue mir und meiner Liebe zu dir«, sagte Charles leise.
    »Ich liebe dich«, sagte Cathryn. Tränen liefen über ihre Wangen. »Aber das war auch nie in Frage gestellt. Es ging mir doch nur um Michelle.«
    »Dann glaube mir bitte, daß ich nur das Beste für sie will«, erwiderte Charles. »Du weißt, wie sehr ich sie liebe.«
    Cathryn befreite sich aus seinen Armen und sah ihm ins Gesicht. »Alle denken, du hättest einen Nervenzusammenbruch gehabt. Ich wußte einfach nicht, was dein Verhalten zu bedeuten hatte, besonders weil du dich auf einmal soviel mit Recycle abgegeben hast, als es doch nur noch um die richtige Behandlung für Michelle ging.«
    »Recycle war nur eine Ablenkung für mich, ich konnte wenigstens etwas tun. Das Schlimmste für mich an Michelles Krankheit war, daß ich überhaupt nichts tun konnte. Genauso war es mir ergangen, als Elisabeth plötzlich erkrankte. Damals konnte ich nur zusehen, wie sie starb. Und einen Moment habe ich befürchtet, daß sich jetzt mit Michelle alles wiederholen würde. Ich brauchte irgend etwas, das mich eine Zeitlang ganz gefangennehmen konnte, und Recycle stimulierte noch mein Verlangen, etwas zu tun. Doch meine Empörung über das, was der Betrieb mit seinen giftigen Chemikalien macht, ist ehrlich, ebenso wie mein Wunsch, die Recycling-Anlage stillegen zu lassen. Meine erste Sorge aber gilt natürlich Michelle, sonst wäre ich jetzt auch nicht hier.«
    Cathryn hatte das Gefühl, daß eine riesige Last von ihr genommen worden war. Endlich war sie sich sicher, daß Charles nicht einen Augenblick unvernünftig gehandelt hatte.
    »Wie geht es Michelle jetzt?« fragte Cathryn.
    »Nicht gut«, sagte Charles. »Es ist erstaunlich, wie aggressiv ihre Krankheit ist. Ich mußte ihr Morphium geben, weil sie so schwere Magenkrämpfe hatte.« Charles nahm Cathryn wieder in die Arme und wandte sein Gesicht ab.
    »Sie hatte auch Magenkrämpfe, als ich bei ihr war«, sagteCathryn. Sie spürte ein Zittern durch Charles’ Körper laufen, als er versuchte, gegen seine Tränen anzukämpfen. Cathryn hielt ihn so fest, wie sie nur konnte.
    Einige Minuten standen sie eng umschlungen. Sie sprachen nicht, aber auch ohne Worte wuchs ein tiefes Verständnis zwischen ihnen. Schließlich löste sich Charles aus Cathryns Armen. Er sah sie mit ernstem Gesicht an, seine Augen waren gerötet.
    »Ich bin froh, daß wir uns aussprechen konnten«, sagte Charles. »Aber ich glaube, du solltest nicht länger hierbleiben. Ohne Zweifel wird es hier bald Ärger geben. Es ist nicht so, daß ich

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