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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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auf den Gedanken gebracht, nach den Essensvorräten im Haus zu sehen. Cathryn öffnete die Kühlschranktür. Bis auf die geringeren Vorräte an Milch und Eiern waren sie gut versorgt. Schließlich hatten sie noch eine gut gefüllte Speisekammer im Keller. Cathryn schloß die Kühlschranktür und ließ ihren Blick über die vernagelten Küchenfenster wandern. Es kam ihr vor, als sei sie in ihrem eigenen Haus gefangen.
    Dann mußte sie an das denken, was Charles ihr über seine Behandlungsmethode für Michelle gesagt hatte. Sie gestand sich freimütig ein, daß sie nicht alles bis ins Kleinste verstanden hatte, aber es hatte überzeugend geklungen. Gleichzeitig wußte sie, daß sie wahrscheinlich auch Dr. Keitzman geglaubt hätte, wenn sie jetzt bei ihm gewesen wäre. Wenn schon die Ärzte sich nicht einig waren, mußte sie als Laie erst recht ratlos sein.
    Als Cathryn ins Wohnzimmer kam, hielt Charles gerade eine Spritze in der Hand und schlug mit dem Zeigefinger leicht gegen den Glaskolben, damit sich die Luftblasen von der Innenwand lösten. Eilig setzte sie sich und ließ ihren Blick gedankenverloren umherwandern. Michelle schlief immer noch. Ihr dünnes Haar lag sorgfältig auf dem weißen Kissen ausgebreitet. Durch die Ritzen zwischen den Brettern vor den Fenstern konnte Cathryn erkennen, daß es wieder schneite.
    »Ich werde mir jetzt diese Spritze in die Armvene injizieren«, sagte Charles und sah sich nach einer Manschette um, mit der er den Arm abbinden konnte. »Ich nehme nicht an, daß du es für mich tun willst.«
    Cathryn spürte, wie ihr Mund austrocknete. »Ich kann es versuchen«, erwiderte sie zögernd. In Wahrheit wollte sie nichts mit der Spritze zu tun haben. Schon ihr Anblick verursachte Cathryn Übelkeit.
    »Das würdest du wirklich tun?« fragte Charles. »Es ist nämlich höllisch schwer, sich selbst in die Vene zu stechen, wenn man nicht gerade süchtig ist. Dann muß ich dir noch erklären, wie du mir das Epinephrin geben mußt, falls ich es brauchen sollte. Als ich mir die erste Spritze mit Michelles Antigen gegeben habe, hat sich bei mir eine Anaphylaxie entwickelt. Das ist eine allergische Reaktion auf die Eiweißstoffe, die lähmend auf die Atmung wirkt.«
    »O Gott«, murmelte Cathryn. Besorgt sah sie Charles an. »Kannst du das Antigen denn nicht anders nehmen? Zum Beispiel einfach essen?«
    Charles schüttelte den Kopf. »Ich habe es versucht, aber meine Magensäure hat die Lösung zerstört. Ich habe sogar versucht, es in Pulverform wie Kokain zu schnupfen, doch dabei sind meine Nasenschleimhäute fürchterlich angeschwollen. Und weil jetzt alles schnell gehen muß, habe ich mich entschlossen, es mir zu injizieren. Das Problem ist, daß mein Körper auf die erste Dosis mit einer einfachen Allergie reagiert hat, die man den Soforttyp nennt. Ich habe versucht, die Reaktion abzuschwächen, indem ich das Protein leicht verändert habe. Ich muß meinen Körper dazu bringen, mit einer Allergie des verzögerten Typs zu reagieren und nicht mit einem Soforttyp.«
    Cathryn nickte, als hätte sie ihn verstanden. Doch das einzige, was in ihr Bewußtsein drang, war die Kälte der Spritze in ihrer Hand. Jeden Moment darauf gefaßt, sich selbst verletzen zu können, hielt sie sie vorsichtig zwischen den Fingerspitzen. Charles zog einen Stuhl heran und setzte sich Cathryn gegenüber. Auf eine Kommode legte er in Griffweite zwei kleinere Spritzen.
    »Diese beiden Spritzen enthalten das Epinephrin. Wennsich mein Gesicht plötzlich verfärbt wie eine rote Rübe und ich nicht mehr atmen kann, dann nimmst du eine, stichst sie mir in irgendeinen Muskel und spritzt mir, so schnell du kannst, das Epinephrin. Wenn die Spritze nicht nach spätestens dreißig Sekunden gewirkt hat, gibst du mir die zweite.«
    Cathryn fühlte eine sonderbare Angst in sich aufsteigen, aber Charles schien unbekümmert und fröhlich zu sein. Er knöpfte seine Hemdenmanschette auf und rollte den Ärmel hoch. Während er ein Ende des breiten Gummibandes mit den Zähnen hielt, band er sich mit der rechten Hand den linken Oberarm ab. Im nächsten Moment trat die Vene in seiner Armbeuge deutlich hervor.
    »Zieh den Plastikschutz ab«, sagte Charles zu Cathryn. »Und dann stoß mir die Nadel in die Vene.«
    Cathryns Hände zitterten, als sie die Schutzkappe von der Nadel nahm. Das Licht der Deckenlampe ließ die Nadelspitze aufblitzen. Charles nahm jetzt eine Zellophanpackung mit alkoholgetränkten Wattebäuschchen zwischen die Zähne und

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