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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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einer Krebszelle irgendeines Lebewesens ein Oberflächenprotein isolieren kann, das die kranke Zelle von den gesunden unterscheidet. Selbst das, die Herausisolierung dieses Antigens, ist schon ein großer Fortschritt. Mein Problem bestand nun darin, das Immunsystem eines Organismus dazu zu bringen, auf dieses Antigen zu reagieren und sich so selbst von den abnormen Krebszellen zu befreien. Ich glaube, daß Krebs sehr häufig auftritt, aber daß das Immunsystem des Körpers seine Ausbreitung verhindert. Erst wenn das Immunsystem versagt, ist der Moment gekommen, daß sich der Krebs ausbreiten und wachsen kann. Hast du mich soweit verstanden?«
    Cathryn nickte.
    »Als ich dann versucht habe, krebskranke Tiere dahin zu bringen, daß sie auf das Antigenprotein reagieren, blieb der Erfolg aus. Ich glaube, daß es im Immunsystem eine Art blockierenden Mechanismus gibt. An diesem Punkt war ich, als Michelle krank wurde. Aber dann hatte ich die Idee, das isolierte Oberflächenprotein gesunden Mäusen zu injizieren, um sie gegen dieses Antigen immun zu machen. Leider blieb mir nicht mehr die Zeit, die Versuche durchzuführen, aber ich bin sicher, daß sie die von mir erwarteten Ergebnisse gehabt hätten. Denn das Immunsystem eines gesunden Tieres wird das Antigen sofort als Fremdkörper erkennen, während es sich bei einem kranken Tier eben nur wenig von den normalen Proteinen unterscheidet und deshalb nicht erkannt wird.«
    Zwar versuchte Cathryn zu lächeln, aber alles hatte sie nicht mehr verstanden.
    Charles spürte ihr Zögern. Er beugte sich über den Tisch und packte Cathryn an den Schultern. »Du mußt versuchen zu verstehen, was ich sage, Cathryn. Ich will, daß du an das, was ich tue, glaubst. Du mußt mir dabei helfen.«
    Cathryn fühlte, wie sich eine Fessel in ihr löste und abfiel. Charles war ihr Ehemann, und daß er sie brauchte und es ihr auch eingestand, war ein großer Ansporn für sie.
    »Kannst du dich erinnern, daß man einmal Pferde als Zwischenträger benutzt hat, um Serum gegen Diphtherie zu gewinnen?« fragte Charles.
    »Ja, so ungefähr«, antwortete Cathryn.
    »Was ich dir erklären will, funktioniert ganz ähnlich. Ich habe das Oberflächenantigen von Michelles Krebszellen herausisoliert, das ihre kranken Zellen von den normalen unterscheidet. Und dann habe ich dieses Antigen mir selbst injiziert.«
    »Damit dein Körper Abwehrstoffe gegen Michelles Krebszellen produziert?« fragte Cathryn. Sie bemühte sich, Charles zu verstehen.
    »Genau!« rief Charles aufgeregt.
    »Und anschließend injizierst du deine Antikörper Michelle?« fragte Cathryn weiter.
    »Nein, das geht leider nicht«, antwortete Charles. »Michelles Immunsystem würde meine Antikörper abstoßen. Aber zum Glück hat die moderne Forschung einen Weg gefunden, das, was man zelluläre Immunität oder Sensibilität nennt, von einem Organismus auf einen anderen zu übertragen. Wenn meine T-Lymphozyten erst einmal auf Michelles Antigen reagiert haben, kann ich von meinen weißen Blutkörperchen etwas isolieren, das man den Übertragungsfaktor nennt. Diesen Übertragungsfaktor werde ich Michelle injizieren. Und dadurch hoffe ich, ihr Immunsystem anregen zu können, gegen die Krebszellen in ihrem Körper zu reagieren. Michelles Körper würde dann die kranken Zellen, die bereits in ihrem Organismus vorhanden sind, zerstören und auch alle anderen, die später noch auftauchen könnten.«
    »Und damit wäre sie geheilt?« fragte Cathryn vorsichtig.
    »Und damit wäre sie geheilt«, bestätigte Charles.
    Cathryn war sich nicht sicher, ob sie jedes von Charles’ Worten richtig verstanden hatte, aber sein Plan hörte sich durchdacht an. Daß er ihn nach einem Nervenzusammenbruch ausgearbeitet haben könnte, schien ihr jetzt völlig unmöglich. Cathryn mußte auch zugeben, daß Charles, von seinem Standpunkt aus betrachtet, die ganze Zeit über vernünftig gehandelt hatte.
    »Und wie lange wird das alles dauern?« fragte Cathryn.
    »Ich weiß nicht einmal sicher, ob es überhaupt funktionieren wird«, sagte Charles. »Aber nach der Reaktion meines Körpers auf das Antigen zu urteilen, wird es in wenigen Tagen entschieden sein. Deshalb habe ich ja auch das Haus verbarrikadiert. Ich werde jeden Versuch, Michelle zurück ins Krankenhaus zu bringen, abwehren. Wenn es sein muß, mit Gewalt.«
    Cathryn sah auf die vernagelten Fenster, dann wandte sie sich wieder zu Charles. »Ich nehme an, du weißt schon, daß die Bostoner Polizei dich sucht. Sie

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