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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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gelaufen. »Ich habe in die Luft geschossen. Anscheinend ist das das einzige, was die Kerle beeindruckt. Sie sind weggelaufen.«
    Cathryn sah aus dem Fenster. Die Gruppe hatte sich um den Mann versammelt, der von dem Wagen an der Straße gekommen war. Im Schein der Fackeln konnte Cathryn erkennen, daß der Mann einen großen runden Behälter vor seinen Füßen abgestellt hatte. Er bückte sich, anscheinend um die Blechdose zu öffnen.
    »Es sieht aus wie ein Farbeimer«, sagte Cathryn.
    »Das ist auch einer«, erwiderte Charles.
    Während sie nach draußen spähten, fingen die Männer einen Sprechchor an. »Kommunist!« riefen sie wieder und wieder. Der Mann mit dem Farbeimer näherte sich dem Haus. Sein Vorgehen schien auch die anderen mutiger werden zu lassen. Als sie näherkamen, sah Cathryn, daß die Männer Holzknüppel mit sich trugen. Ihr Rufen wurde immer lauter. Charles erkannte in der Gruppe Wally Crab und den Mann, der ihn zu Boden geschlagen hatte.
    Ungefähr fünfzehn Meter vor dem Haus blieb die Gruppe erneut stehen. Von den anderen angestachelt, ging der Mann mit dem Farbeimer allein weiter. Charles zog Cathryn vom Fenster weg und schob sie hinter seinen Rücken. Angespannt hielt er den Vordereingang im Auge, sein rechter Zeigefinger legte sich um den Abzug des Gewehrs.
    Erst waren Schritte zu hören, dann begann ein Pinsel über die Tür zu wischen. Fünf Minuten später klatschte noch einmal ein Schwall Farbe gegen den Eingang, dann fiel der Blecheimer scheppernd auf die Veranda.
    Charles lief zurück zum Fenster und sah, wie sich die Männer laut lachend gegenseitig auf die Schultern schlugen. Dann gingen sie langsam die Auffahrt hinunter, wobei sie sich ausgelassen anstießen und in den Schnee zu schubsen versuchten. Unten an der Straße lärmten die Männer noch eine Weile, dann stiegen sie in ihre Wagen. Laut hupend fuhren sie Richtung Norden nach Shaftesbury davon. Sekunden später waren sie in der Nacht verschwunden.
    So plötzlich wie die Winterstille zerstört worden war, kehrte sie jetzt wieder zurück. Erleichtert holte Charles einmal tief Luft. Er lehnte sein Gewehr gegen die Wand und zog Cathryn an ihren Händen zu sich. »Nachdem du nun gesehen hast, wie ungemütlich es hier werden kann, ist es vielleicht doch besser, wenn du wieder zu deiner Mutter gehst, bis alles vorüber ist.«
    »Auf keinen Fall«, antwortete Cathryn und schüttelte energisch den Kopf. Dann machte sie sich los und ging zu Michelle.
    Eine Viertelstunde später kam ein Streifenwagen des Reviers von Shaftesbury schleudernd die Auffahrt heraufgefahren. Mit quietschenden Bremsen stoppte der Wagen hinter Cathryns Kombi. Eilig, als sei er zu einem Noteinsatz gerufen worden, lief Frank Neilson auf das Haus zu.
    Charles schloß den vorderen Eingang auf und trat einen Schritt vor die Tür. »Sie können sofort wieder kehrtmachen und sich hinter ihr Steuerrad klemmen.«
    Frank Neilson blieb breitbeinig stehen und stützte herausfordernd die Hände in die Hüften. »Na schön, wenn Sie mich nicht brauchen.«
    »Verschwinden Sie von meinem Grundstück!« stieß Charles wütend hervor.
    »Merkwürdige Leute leben hier«, sagte Neilson betont laut, als er zu seinem Partner in den Wagen stieg.
     
    Langsam zog der Morgen über dem frostkalten Land herauf, doch das Licht wurde noch von einer zinngrauen Wolkendecke zurückgehalten. Charles und Cathryn hatten abwechselnd Wache gehalten, aber die Randalierer waren nicht wiedergekommen. Als die Dämmerung anbrach, fühlte Charles sich wieder so sicher, daß er zu ihrem Bett, das sie sich vor dem Kamin aufgeschlagen hatten, zurückkehrte und sich noch für einige Zeit zu Cathryn schlafen legte.
    Ein paar Stunden später spielte Charles ausgelassen für seine Tochter den Kellner. Michelle ging es schon viel besser, und obwohl sie immer noch sehr schwach war, konnte sie sichwieder aufsetzen und brachte sogar ein Lächeln zustande, als Charles ihr mit großen Gesten das Frühstück servierte.
    Dann setzte er sich an seine Laborgeräte. Zum zweiten Mal nahm sich Charles eine Blutprobe ab und prüfte, ob seine T-Lymphozyten mit einer verzögerten Allergie auf Michelles Antigen reagiert hatten. Unterdessen bemühte sich Cathryn, das Durcheinander im Haus in einen wohnlicheren Zustand zu bringen. Das Wohnzimmer mit Charles’ provisorischer Laboreinrichtung, der großen Matratze vor dem Kamin und Michelles Bett in der Mitte glich einem Irrgarten, in den Cathryn nur wenig Ordnung bringen konnte.

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