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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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begonnen«, sagte Ellen.
    »Gut, gut«, sagte Morrison.
    Wieder Schweigen.
    »Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll«, fuhr Morrison fort. »Aber ich mache mir Sorgen, daß Charles das Experiment verpfuschen könnte.«
    »Ich glaube nicht, daß Sie sich über irgend etwas sorgen müssen«, erwiderte Ellen. »Wenn es etwas gibt, worauf Sie sich bei Charles verlassen können, dann ist es seine wissenschaftliche Integrität.«
    »Es sind ja auch nicht seine intellektuellen Fähigkeiten, die mir Sorgen machen«, sagte Morrison. »Es ist sein emotionaler Zustand. Ganz offen gesagt, scheint er mir ein wenig impulsiv zu sein. Er ist überkritisch mit den Arbeiten von allen anderen und scheint zu glauben, daß nur er allein die wahre Methode kennt.«
    Impulsiv? Das Wort schlug eine empfindliche Saite in Ellens Erinnerungen an. Als ob es erst gestern gewesen wäre, konnte sie sich an den letzten gemeinsamen Abend mit Charles erinnern. Sie hatten im Harvest-Restaurant gegessen, waren dann zu ihrem Apartment zurückgekehrt und hatten einander geliebt. Es war eine laue und zarte Nacht gewesen, aber Charleswar wie immer nicht geblieben. Er hatte gesagt, daß er zu Hause sein müßte, wenn die Kinder aufwachten. Am nächsten Morgen im Institut hatte er sich wie gewöhnlich verhalten, aber sie waren nie wieder zusammen ausgegangen, und Charles hatte auch nie ein erklärendes Wort an sie gerichtet. Dann hatte er die Aushilfssekretärin geheiratet. Es schien Ellen, als hätte sie an einem Tag erst gehört, daß er sie kennengelernt hätte, und am nächsten waren sie schon verheiratet. Ellen mußte zugeben, daß impulsiv eine gute Beschreibung für Charles war.
    »Was wollen Sie von mir hören?« fragte Ellen. Sie hatte Mühe, zurück in die Gegenwart zu finden.
    »Ich möchte, daß Sie meine Zweifel ausräumen und mich beruhigen«, sagte Morrison.
    »Also schön«, sagte Ellen, »ich gebe Ihnen darin recht, daß Charles leicht erregbar und eigenwillig ist, aber ich glaube nicht, daß das seine Arbeit beeinflussen wird. Bestimmt können Sie sich darauf verlassen, daß er die Canceran-Studien weiterführen wird.«
    Morrison entspannte sich und lächelte, so daß seine kleinen Zähne hinter den schmalen Lippen zu sehen waren. »Ich danke Ihnen, Miß Sheldon. Das war genau das, was ich hören wollte.« Er beugte sich zum Waschbecken und löschte die Glut seiner halbgerauchten Zigarette, dann warf er sie in den Abfalleimer. »Eine Sache wäre da noch. Ich habe mich gefragt, ob Sie mir und dem Institut vielleicht einen großen Gefallen tun können. Ich möchte Sie bitten, mir jedes ungewöhnliche Verhalten von Charles zu melden, soweit es das Canceran-Projekt angeht. Ich weiß, das ist eine unangenehme Bitte, aber sämtliche Direktoren wären für Ihre Mitarbeit außerordentlich dankbar.«
    »Ja, ist in Ordnung«, sagte Ellen schnell, ohne sicher zu sein, was sie wirklich davon halten sollte. Aber im selben Moment dachte sie, daß Charles es verdient hatte. Sie hatte soviel Kraft und Mühe für ihn aufgewendet, und er hatte es nicht gewürdigt. »Ich tue es unter der Voraussetzung, daß alles, was ich sage, anonym bleibt.«
    »Das ist doch selbstverständlich. Und natürlich berichten Sie nur mir persönlich.«
    An der Tür blieb Morrison noch einmal stehen. »Es war nett, mit Ihnen zu sprechen, Miß Sheldon. Ich habe es schon lange einmal tun wollen. Wenn Sie irgend etwas brauchen, meine Tür steht Ihnen immer offen.«
    »Vielen Dank«, sagte Ellen.
    »Vielleicht können wir einmal zusammen essen gehen.«
    »Vielleicht«, sagte Ellen.
    Dann schloß sich die Tür. Er sah etwas sonderbar aus, aber er war ein einflußreicher Mann.

 
5. Kapitel
     
    Als Charles auf der Havard Bridge den Fluß überquerte, mühte er sich noch immer mit der widerspenstigen Wagenheizung ab. Der Regler ließ sich nicht mehr in die Heizposition rücken. Als Folge seiner Anstrengungen brach der Wagen zur Seite aus, was die erschreckten Fahrer auf der Nebenspur sofort mit einem Hupkonzert quittierten. Verzweifelt schlug Charles mit der Handkante auf den Regler. Doch die Strafe folgte auf dem Fuß, der Plastikhebel brach ab und fiel auf den Wagenboden. Resigniert fand sich Charles mit der frostigen Kälte in seinem Wagen ab und konzentrierte sich wieder auf die Straße vor ihm. Bei der nächsten Abfahrt verließ er die Massachusetts Avenue und umfuhr die Back Bay Fens, einen vergessenen, müllübersäten Park, der im Zentrum eines ehemals reizvollen

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