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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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den schieferbezogenen Arbeitstisch gelehnt. Sie trug einen weißen Arbeitskittel, den sie nicht zugeknöpft hatte, so daß ihr beigefarbener Sweater und die dünne Kette Naturperlen an ihrem Hals zu sehen waren. Ihre Hände lagen zusammengefaltet und unbewegt in ihrem Schoß.
    »War das ernst gemeint, was du über Nachtarbeit gesagt hast?« fragte Charles. In seinen Gedanken versuchte er die Aussichten abzuschätzen, während des Canceran-Projekts auch die eigene Arbeit über den mysteriösen Blockierungsfaktor fortführen zu können. Es könnte möglich sein, aber sie müßten dann bis in den späten Abend arbeiten, und natürlich würde alles nur noch sehr langsam vorangehen. Doch wenn sie auch nur bei einem einzigen Tier ein einziges Protein finden würden, das als blockierender Wirkstoff nachzuweisen war, dann hatten sie schon viel erreicht. Wenn sie auch nur eine Maus gegen den eigenen Tumor immunisieren konnten, wäre das schon eine Sensation. Charles war sich sehr wohl darüber im klaren, daß ein einzelner Erfolg noch lange nicht verallgemeinert werden konnte.
    Aber ein einziger Heilerfolg würde ihm ein sicheres Argument liefern, mit dem er die Institutsleitung dazu bringen konnte, seine Arbeit zu unterstützen.
    »Hör zu«, sagte Ellen. »Ich weiß, wieviel dir unsere Arbeit bedeutet, und ich weiß, du bist davon überzeugt, sehr kurz vor einem entscheidenden Ergebnis zu stehen. Ob es am Ende positiv oder negativ ist, tut dabei gar nichts zur Sache. Du willst es nur wissen. Und das wirst du auch. Du bist der eigensinnigste Kerl, der mir je begegnet ist.«
    Charles sah Ellen forschend ins Gesicht. Was meinte sie mit ›eigensinnig‹? Er hatte nicht verstanden, ob es ein Kompliment oder ein Vorwurf sein sollte und warum das Gespräch auf einmal um ihn ging. Aber in Ellens Gesicht fand er keine Antwort, ihre unergründlichen Augen hielten seinem Blick stand.
    Als sie Charles’ prüfenden Blick bemerkte, lächelte Ellen. »Schau mich nicht so überrascht an. Wenn du bereit bist, nachts zu arbeiten, ich bin es auch. Ich kann uns an den Tagen sogar etwas zu essen mitbringen, dann verlieren wir noch weniger Zeit.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du dir wirklich vorstellen kannst, wie anstrengend das werden wird«, sagte Charles. »Wir müßten praktisch hier leben.«
    »Das Labor ist größer als mein Apartment«, antwortete Ellen lachend. »Und meine Katzen kommen auch ohne mich zurecht.«
    Charles sah wieder auf das Flußdiagramm, das er gerade aufgezeichnet hatte. Aber er dachte nicht an das Canceran-Projekt. Er fragte sich, ob es wirklich ratsam war, auch noch abends mit Ellen zu arbeiten. »Ich weiß nicht einmal, ob Morrison dir überhaupt die Überstunden bezahlen kann«, sagte er.
    »Ich will auch gar …« Ellen konnte den Satz nicht mehr beenden. Das Telefon unterbrach ihr Gespräch.
    »Nimm du ab«, sagte Charles. »Ich bin für niemanden zu sprechen.«
    Ellen ließ sich von ihrem Hocker gleiten. Sie lehnte sich gegen Charles und griff über den Schreibtisch zum Telefon. Als sie sich meldete, lag ihre Hand auf seiner Schulter, doch schon im nächsten Moment zog sie sie zurück. Sie ließ den Hörer in seinen Schoß fallen und ging zurück zu ihrem eigenen Arbeitsplatz. »Es ist deine Frau.«
    Charles griff nach dem Hörer, der zwischen seinen Beinen hindurchgerutscht war. Verärgert zog er ihn an der Schnur wieder zu sich herauf. Das war wirklich der geeignetste Moment, zu dem Cathryn anrufen konnte, dachte er verärgert.
    »Was ist denn?« fragte er ungeduldig.
    »Ich möchte, daß du zu Dr. Wiley herüberkommst«, antwortete Cathryn mit mühsam beherrschter Stimme.
    »Und warum?«
    »Darüber möchte ich nicht am Telefon sprechen.«
    »Cathryn, dieser Tag hat wirklich nicht gut für mich begonnen, also gib mir wenigstens einen Hinweis, was passiert ist.«
    »Bitte komm hierher, Charles!«
    »Cathryn, mir ist hier die Decke auf den Kopf gefallen. Ich kann jetzt nicht weg.«
    »Ich warte auf dich«, sagte Cathryn. Dann legte sie auf.
    »Verdammter Mist!« Wütend schlug Charles den Hörer zurück auf die Gabel. Er warf sich in seinem Drehstuhl herum und sah hinüber zu Ellen. »Mitten im größten Ärger verlangt Cathryn, daß ich zur Kinderklinik hinüberkomme. Aber den Grund verrät sie mir nicht. Mein Gott! Was passiert heute noch alles!«
    »Das kommt davon, wenn man eine Aushilfssekretärin heiratet!«
    »Was?« fragte Charles. Er hatte den Satz zwar verstanden, aber nicht seinen

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