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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Wohnviertels lag. Dann passierte er das Bostoner Museum der Schönen Künste und das Gardner Museum. Als der Verkehr schwächer wurde, ließ er wieder seine Gedanken wandern. Charles empfand es als grausam von Cathryn, daß sie ihn so im Unsicheren gelassen hatte, als Gefangenen seiner eigenen Fantasien. Hatte vielleicht Michelles Nasenbluten von neuem begonnen? Nein, das wäre zu einfach. Vielleicht mußte Dr. Wiley einen Test vornehmen, und Cathryn wollte dazu nicht die Einwilligung geben, ohne vorher mit ihm gesprochen zu haben. Nein, es gab keinen Grund, daß sie ihm das nicht am Telefon erklärt hätte. Es mußte irgendein medizinisches Problem aufgetaucht sein. Vielleicht hatte Michelle eine Blinddarmentzündung. Charles erinnerte sich an die empfindliche Reaktion ihres Abdomen und an das niedrige Fieber. Vielleicht war es eine subakute Appendizitis, und Dr. Wiley wollte sofort operieren. Und Charles wußte, wie sehr Krankenhäuser Cathryn aufregen konnten. Sie machten sie einfach verrückt.
    Als Charles die Abteilung von Dr. Wiley betrat, war er sofort von einem Schwarm ängstlicher Mütter und schreiender Kinder umgeben. Das überfüllte Wartezimmer … das gehörte zu jenen Erlebnissen aus der Zeit, als er noch selbst praktiziert hatte, die er nicht vermißte. Wie bei allen Ärzten hatten ebenso seine Helferinnen die lästige Neigung geht, auch jene Zeitlücken, die nur für Nachuntersuchungen reserviert waren, mit Terminen für neue Patienten zu füllen. Das Ergebnis war ein hoffnungslos überfülltes Wartezimmer. Charles hatte sagen können, was er wollte, es änderte nichts. Er war nie mit der Arbeit nachgekommen und hatte sich immer bei seinen Patienten entschuldigen müssen.
    Charles suchte in dem Gedränge von Frauen und Kindern nach Cathryn, aber er konnte sie nicht entdecken. Mühsam bahnte er sich einen Weg hinüber zu der Schwester, die von einer Gruppe aufgeregter Mütter belagert wurde. Alle wollten endlich wissen, wann sie nun zum Doktor hinein könnten. Charles versuchte, das Fragengewirr zu unterbrechen, aber sehr bald sah er ein, daß er warten mußte, bis er an der Reihe war. Schließlich gelang es ihm doch, die Frau auf sich aufmerksam zu machen. Er war beeindruckt von ihrer Gelassenheit. Wenn das Chaos um sie herum an ihren Nerven zerren sollte, so gelang es ihr zumindest perfekt, das nicht zu zeigen.
    »Ich suche nach meiner Frau«, sagte Charles. Er mußte sehr laut sprechen, um sich überhaupt verständlich machen zu können.
    »Wie ist der Name?« fragte die Schwester. Ihre Hände lagen gefaltet auf einem Berg Krankenblätter.
    »Martel. Cathryn Martel.«
    »Einen Moment, bitte.« Sie ließ ihren Stuhl zurückrollen und stand auf. Ihr Gesicht war ernst geworden. Die Frauen, die um den Tisch herumstanden, sahen Charles mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Verärgerung an. Sie waren sichtlich neidisch auf die schnelle Reaktion, die er bewirkt hatte.
    Schon im nächsten Augenblick kehrte die Schwester zurück, gefolgt von einer Frau von beeindruckender Körperfülle, die Charles sich sofort als geeignete Partnerin für das Reifenmännchen von Michelin vorstellen konnte. Er bemerkte ihr Namensschild: Miß A. Hammersmith. Sie winkte ihn heran, und gehorsam trat er um den Tisch herum.
    »Folgen Sie mir bitte«, sagte die Schwester. Der Mund zwischen den zwei faltigen Wangen war das einzige, was sich in ihrem Gesicht bewegte, als sie sprach.
    Charles tat, wie ihm geheißen, und so eilte er einen Flur hinunter, immer auf den Fersen von Miß Hammersmith, deren massiger Körper ihm jede Sicht versperrte. Sie kamen an einer Reihe von Räumen vorbei, von denen Charles annahm, daß es die Behandlungszimmer waren. Am Ende des Flurs öffnete sie eine Tür und trat zur Seite, um Charles hineinzulassen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Charles, als er sich an ihr vorbeidrängte.
    »Ich glaube, wir sollten beide ein paar Pfunde verlieren«, sagte Miß Hammersmith.
    Als Charles in das Zimmer getreten war, schloß Miß Hammersmith, die im Flur stehenblieb, hinter ihm die Tür. Sein Blick fiel zuerst auf eine Wand mit Bücherregalen, die vollgestellt waren mit Stapeln medizinischer Fachzeitschriften und Bücher. In der Mitte des Raumes stand ein heller Eichentisch, um den ein halbes Dutzend Sessel gruppiert war. Einer von ihnen wurde plötzlich zurückgeschoben. Cathryn stand auf und drehte sich zu ihm herum. Sie atmete heftig. Deutlich hörte Charles, wie sie die Luft durch die Nase einsog und wieder

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