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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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übernehme?«
    Zögernd und mit einem Seufzer, der das Atmen als große Anstrengung erscheinen ließ, nickte Charles.
    Dr. Keitzman setzte sich wieder und schob einige Papiere auf seinem Schreibtisch zurecht. Dann hob er seinen Kopf und sah Cathryn an. »Bei der Behandlung von myeloischer Leukämie verwenden wir folgende Medikamente: Daunorubicin, Thioguanin und Cytarabin. Nach der Voruntersuchung beginnen wir sofort mit 60 mg/m 3 Daunorubicin, die wir als schnelle Infusion verabreichen.«
    Während Dr. Keitzman den Behandlungsplan umriß, wurde Charles von dem Gedanken an die möglichen Nebenwirkungen des Daunorubicin gequält. Wahrscheinlich war der Grund für Michelles Fieber eine Infektion, die ihr geschwächter Körper nicht mehr ausreichend bekämpfen konnte. Das Daunorubicin würde das noch verschlimmern. Und nicht nur, daß es sie fast völlig wehrlos gegen eine Vielzahl von Bakterien und Pilzen machen würde, es würde auch ihr Verdauungssystem zerstören und vielleicht auch ihr Herz … und außerdem … ihr Haar … mein Gott!
    »Ich will Michelle sehen«, sagte Charles plötzlich und sprang hoch. Mühsam versuchte er seine Gedanken zu beruhigen. Dann wurde ihm bewußt, daß er Dr. Keitzman mitten im Satz unterbrochen hatte. Alle starrten ihn an, als ob er ein Verbrechen begangen hätte.
    »Charles, ich glaube, Sie sollten zuhören«, sagte Dr. Wiley und griff nach Charles’ Arm. Die Geste war wie ein Reflex gekommen, und erst als Dr. Wiley Charles berührte, fragte er sich, ob sie auch ratsam war. Aber Charles reagierte gar nicht. Seine Arme hingen schlaff herunter, und schon ein sanftes Ziehen von Dr. Wiley genügte, daß er sich wieder hinsetzte.
    »Wie ich gerade sagte«, fuhr Dr. Keitzman fort, »halte ich es für besonders wichtig, die richtige psychologische Behandlung für den Patienten zu finden. Ich richte mich dabei nach dem Alter: unter fünf Jahren; Schulalter; Jugendliche. Unter fünf ist es sehr einfach: eine ständige und liebevolle Stütztherapie. Die Probleme beginnen mit der Schulaltergruppe, in der die Furcht vor der Trennung von den Eltern und das Leiden unter dem Krankenhausalltag dem Kind die größten Schwierigkeiten bereiten.«
    Charles krümmte sich in seinem Sessel. Er wollte gar nicht erst versuchen, das Problem mit Michelles Augen zu sehen; es war zu quälend.
    Dr. Keitzmans Zähne blitzen auf, als ein Zucken über seine Oberlippe lief, dann fuhr er fort. »Dem Patienten im Schulalter wird nur auf ausdrückliche Fragen zu seiner Krankheit geantwortet. Die psychologische Unterstützung ist besonders auf die Trennungsängste des Kindes gerichtet.«
    »Ich glaube, Michelle wird sehr unter der Trennung leiden«, sagte Cathryn. Sie bemühte sich, den Ausführungen von Dr. Keitzman zu folgen, weil sie hoffte, daß ihre Mitarbeit ihn freundlich stimmen könnte.
    Ohne Cathryn zu beachten, ging Dr. Keitzman in seinen Erklärungen weiter. »Bei den Jugendlichen nähert sich die Behandlung der für den erwachsenen Patienten an. Die psychologische Betreuung ist darauf ausgerichtet, Verwirrung und Unsicherheit auszuschalten, jedoch ohne die Selbstverleugnung der Krankheit zu zerstören, wenn sie zum Schutzmechanismus des Kranken gehört. In Michelles Fall fällt das Problem leider zwischen Schul- und Jugendalter. Ich bin mir über die richtige Vorgehensweise noch nicht sicher. Vielleicht können Sie als Eltern Ihre Meinung dazu äußern.«
    »Meinen Sie, ob wir Michelle sagen sollen, daß sie Leukämie hat?« fragte Cathryn.
    »Das fällt auch in diesen Problemkreis«, sagte Dr. Keitzman.
    Cathryn sah zu Charles, aber er hatte seine Augen wieder geschlossen. Dr. Wiley erwiderte ihren Blick mit einem freundlichen Lächeln, das sie ein bißchen beruhigte.
    »Diese Frage muß gründlich bedacht werden«, sagte Dr. Keitzman. »Wir müssen uns jetzt nicht entscheiden. Bis aufweiteres können wir Michelle sagen, daß wir noch nicht genau wissen, was ihr fehlt. Noch eine letzte Frage, bevor wir gehen. Hat Michelle Geschwister?«
    »Ja«, antwortete Cathryn. »Zwei Brüder.«
    »Sehr schön«, sagte Dr. Keitzman. »Sie sollten für einen kleinen Test im Krankenhaus vorbeikommen, damit wir feststellen können, ob sie zu Michelles HLA- und ABO-Werten passen. Wahrscheinlich werden wir Blutplättchen brauchen und Granulozyten, und vielleicht sogar Mark. Ich hoffe, daß wenigstens einer von beiden als Spender in Frage kommt.«
    Hilfesuchend sah Cathryn zu Charles, aber der saß immer noch mit

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