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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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auch nicht viel besser benommen«, sagte Dr. Keitzman und schüttelte den Kopf. »Ich habe schon vorher mit wütenden Leuten zu tun gehabt, wie Sie sicher auch, aber so etwas wie heute ist mir noch nicht passiert. Die Leute dürfen über das Schicksal den Kopf verlieren, aber nicht der diagnostizierende Arzt.«
    Die zwei Männer beobachteten einen Pfleger, der geschickt eine Krankenbahre mit einem frischoperierten Patienten erst aus dem Fahrstuhl und dann den Flur hinunter manövrierte. Für einen Moment schwiegen sie. Die Bahre mit dem Kind verschwand in einem der Zimmer, und mehrere Schwestern eilten hinterher.
    »Denken Sie an das, was ich denke?« fragte Dr. Keitzman.
    »Vielleicht. Ich frage mich, wie stabil die Gemütsverfassung von Dr. Charles Martel ist.«
    »Dann haben wir an dasselbe gedacht«, antwortete Dr. Keitzman.
    »Diese plötzlichen Stimmungsschwankungen in meinem Zimmer.«
    Dr. Wiley nickte. »Sogar unter den gegebenen Umständenerscheinen seine Reaktionen unverhältnismäßig. Aber er ist immer ein Sonderling gewesen. Er lebt in irgendeinem gottverlassenen Winkel von New Hampshire. Er hat immer behauptet, seine erste Frau hätte es so gewollt. Aber nach ihrem Tod ist er auch nicht weggezogen. Und jetzt lebt er mit seiner neuen Frau da draußen. Ich weiß nicht, aber jedem das Seine.«
    »Seine neue Frau scheint sehr nett zu sein.«
    »Sie ist ein Engel. Sie hat die Kinder adoptiert und behandelt sie, als seien es ihre eigenen. Als die beiden geheiratet haben, habe ich noch befürchtet, daß sie sich vielleicht etwas viel zumutet. Aber sie ist hervorragend zurechtgekommen. Als ich ihr mitgeteilt habe, daß Michelle Leukämie hat, war sie völlig verstört. Aber von Anfang an war ich mir sicher, daß sie besser damit fertig werden würde als Charles. Das war auch der Grund, weshalb ich es ihr zuerst gesagt habe.«
    »Vielleicht sollten wir einen Moment mit ihr sprechen«, schlug Dr. Keitzman vor. »Was glauben Sie?«
    »Wir sollten es zumindest versuchen.« Dr. Wiley sah hinüber zu den Schwestern. »Miß Shannon! Würden Sie bitte einen Moment herkommen.«
    Die Oberschwester ging hinüber zu den zwei Ärzten. Dr. Wiley erklärte ihr, daß sie gerne Mrs. Martel sprechen wollten, aber allein. Er bat die Schwester, zu Michelles Zimmer zu gehen und Mrs. Martel unter irgendeinem Vorwand herauszulocken.
    Als sie die Schwester mit eiligen Schritten davongehen sahen, zuckte Dr. Keitzmans Oberlippe wieder nervös nach oben. »Wir müssen ihr nicht unbedingt sagen, daß das Kind hoffnungslos krank ist.«
    »Als ich Michelles Blutausstrich gesehen habe, hätte ich das auch noch nicht gedacht«, sagte Dr. Wiley. »Aber als ich dann das Knochenmark sah, war ich mir sicher.«
    »Sie kann sehr schnell ins Endstadium kommen, fürchte ich«, sagte Dr. Keitzman. »Ich glaube, daß das zentrale Nervensystem schon angegriffen ist. Und deshalb müssen wir auch noch heute mit der Chemotherapie anfangen. Ich möchte, daß Dr. Nakano und Dr. Sheetman sie umgehend sehen. In einem Punkt hat Martel recht. Ihre Chance auf eine Remission ist sehr klein.«
    »Aber wir müssen es trotzdem versuchen«, sagte Dr. Wiley. »Da kommt Mrs. Martel.«
    In der Erwartung, vielleicht Marge Schönhauser zu sehen, war Cathryn der Schwester auf den Flur gefolgt. Miß Shannon hatte gesagt, daß jemand sie sprechen wolle. Cathryn war niemand anderer eingefallen, der wußte, daß sie hier im Krankenhaus war. Aber als sie aus dem Zimmer getreten waren, hatte ihr die Schwester anvertraut, daß die beiden Ärzte sie sehen wollten, aber allein. Es hörte sich unheilvoll an.
    »Vielen Dank, daß Sie gekommen sind«, sagte Dr. Wiley.
    »Das ist doch selbstverständlich«, antwortete Cathryn. »Aber was ist denn?«
    »Es geht um Ihren Ehegatten«, begann Dr. Keitzman vorsichtig. Er zögerte einen Moment, um seine Worte mit Bedacht zu wählen.
    »Wir machen uns Sorgen, daß er in Michelles Behandlung eingreifen könnte«, beendete Dr. Wiley den Gedanken. »Die Situation ist sehr schwierig für ihn. Erstens weiß er selbst zuviel über die Krankheit. Und dann hat er schon einmal erleben müssen, wie jemand, den er liebte, trotz Chemotherapie gestorben ist.«
    »Es ist nicht so, daß wir seine Gefühle nicht verstehen würden. Wir sind nur der Ansicht, daß Michelle jede Chance auf eine Remission haben sollte, ohne Rücksicht auf die Nebenwirkungen.«
    Cathryn sah forschend in die schmalen, habichtscharfen Gesichtszüge von Dr. Keitzman und in das breite,

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