Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Ihrer Tochter wissen als andere Eltern, mit denen ich zu tun habe. Aber da Ihr besonderes Arbeitsfeld nicht das der Kinderleukämie ist, bin ich mir nicht sicher, was genau Sie wissen und was nicht. Deshalb halte ich es für das beste, wenn wir hier fortfahren, als wüßten Sie nichts. Und selbst wenn Ihnen die Fakten schon alle bekannt sein sollten, so können sie vielleicht doch hilfreich für Mrs. Martel sein.«
    »Warum beantworten Sie nicht meine Frage?« sagte Charles.
    »Ich glaube, es ist viel sinnvoller, danach zu fragen, wie wir eine Remission erzielen können«, entgegnete Dr. Keitzman. Sein nervöses Zucken zeigte sich jetzt häufiger. »Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, daß mit den Fortschritten in der Chemotherapie die Leukämie einer täglichen Behandlung unterzogen werden sollte. Wir haben damit in einigen Fällen sensationelle Remissionsergebnisse erreichen können.«
    »Aber nicht bei Michelles Form«, stieß Charles wütend hervor. »Also los, sagen Sie uns schon, wie groß die Chance für ein fünfjähriges Überleben bei einer akuten Myeloblastenleukämie ist.«
    Dr. Keitzman wich dem herausfordernden Blick von Charles aus und sah in Cathryns erschrecktes Gesicht. Sie hatte aufgehört, sich Notizen zu machen, und starrte Dr. Keitzman mit aufgerissenen Augen an. Er wußte, daß dieses Gespräch nicht gut lief. Hilfesuchend schaute er zu Dr. Wiley, aber Dr. Wiley hatte seinen Kopf gesenkt und sah versunken auf das Spiel seines Daumennagels mit den anderen Fingern. Ohne Charles anzusehen, sagte Keitzman mit leiser Stimme: »Bei akuter Myeloblastenleukämie ist die Wahrscheinlichkeit eines fünfjährigen Überlebens nicht besonders groß, aber sie ist nicht auszuschließen.«
    »Jetzt kommen Sie der Wahrheit schon näher«, sagte Charles. Er sprang auf und beugte sich über Dr. Keitzmans Schreibtisch. »Aber um noch genauer zu sein, die mittlere Überlebenszeit beträgt bei einer akuten Myeloblastenleukämie, vorausgesetzt, es kann eine Remission erzielt werden, nur ein oder zwei Jahre. Und in Michelles Fall, mit zirkulierenden Leukämiezellen, liegen die Chancen, eine Remission zu erreichen, weit unter Ihren achtzig Prozent. Würden Sie dem nicht zustimmen, Dr. Keitzman?«
    Keitzman nahm seine Brille ab und durchforschte seine Gedanken nach einer geeigneten Formulierung für die Antwort. »Es ist nicht ganz unrichtig, was Sie sagen, aber es ist kein konstruktiver Weg, sich der Krankheit zu nähern. Es gibt eine Menge unberechenbarer Variablen.«
    Mit schnellen Schritten ging Charles hinüber zum Fenster und schaute hinaus in den Schnee. »Warum sagen Sie Mrs. Martel nicht, wie hoch die Lebenserwartung ist, wenn Ihre Behandlungsmethode nicht anschlägt … Wenn es nicht gelingt, bei dem Patienten eine Remission einzuleiten.«
    »Ich weiß nicht, wozu das gut …« begann Dr. Keitzman.
    Charles warf sich herum. »Wozu das gut sein soll? Das wagen Sie zu fragen? Ich will Ihnen sagen, wozu das gut ist. Das Schlimmste an jeder Krankheit ist die Unsicherheit. Die Menschen sind in der Lage, mit allem fertig zu werden, wenn sie es nur rechtzeitig wissen. Es ist die hoffnungslose Ungewißheit, die die Menschen verrückt macht.«
    Charles stürzte zurück zu Dr. Keitzmans Schreibtisch. Sein Blick fiel auf Cathryns Notizblock. Er riß ihn ihr aus der Hand und warf ihn in den Papierkorb. »Bei diesem Gespräch brauchst du nicht mitzuschreiben! Hier wird schließlich kein Vortrag gehalten. Außerdem weiß ich selbst genug über Leukämie.« Er wandte sich wieder an Dr. Keitzman, sein Gesicht war rot geworden. »Also los, Keitzman, sagen Sie uns etwas über die Überlebensdauer, wenn keine Remission erzielt wird.«
    Keitzman lehnte sich in seinen Stuhl zurück, seine Hände griffen nach der Schreibtischkante, als ob er sich vorbereitete, im nächsten Moment fliehen zu müssen. »Sie ist nicht groß«, sagte er schließlich.
    »Das reicht noch nicht«, fuhr Charles ihn an. »Etwas genauer, bitte.«
    »Also schön!« sagte Dr. Keitzman. »Wochen, höchstens Monate.«
    Charles antwortete nicht. Nachdem es ihm gelungen war, Dr. Keitzman in die Enge zu treiben, war er plötzlich wie abwesend. Langsam ließ er sich in seinen Sessel sinken.
    Keitzmans Gesicht erholte sich von einer Serie heftiger Zuckungen. Dr. Wiley tauschte mit ihm einen verstehenden Blickaus. Dann drehte sich Dr. Keitzman zu Cathryn und nahm seinen Faden wieder auf. »Wie ich bereits gesagt habe, ist es das beste, wenn man die Leukämie nicht von

Weitere Kostenlose Bücher