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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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noch intensiver. Er mußte aus dem Fluß kommen. Zitternd vor Kälte sah Charles stromaufwärts. Dort stand das Recycling-Unternehmen. Charles verstand genug von Chemie, um zu wissen, daß Benzol als Lösungsmittel für Plastik und Gummi benutzt wurde.
    Benzol!
    Ein schrecklicher Gedanke schoß ihm durch den Kopf: Benzol verursacht Leukämie; es verursacht gerade Myeloblastenleukämie! Charles wandte den Kopf herum, seine Augen folgten der Linie des eisfreien Wassers. Sie endete direkt vor Michelles Spielhaus: dem einen Platz, an dem sie mehr Zeit verbracht hatte als alle anderen.
    Wie von Wahnsinn getrieben, lief Charles zurück zum Wohnhaus. Nach wenigen Metern glitt er auf dem gefrorenen Schnee aus und fiel mit ausgestreckten Armen auf die Harschfläche. Bis auf einen Schnitt am Kinn war er unverletzt. Mühsam kam er wieder auf die Beine und lief langsam weiter.
    Als er das Haus erreicht hatte, stürmte er mit schweren Schritten die Hintertreppe hoch und stieß die Tür auf.
    Als Charles atemlos in die Küche stürzte, stieß Cathryn, die ohnehin schon gespannt war wie eine Bogensehne, erschreckt einen spitzen Schrei aus. Der Teller in ihren Händen fiel zu Boden und zersprang.
    »Ich brauch einen Behälter«, sagte Charles, nach Luft schnappend, ohne sich um Cathryn zu kümmern.
    Mit schreckensbleichem Gesicht erschien Gina in der Tür zum Eßzimmer. Wenig später tauchte Chuck hinter ihr auf, dann schob er sich an ihr vorbei in die Küche hinein. Mit ein paar Schritten war er zwischen Charles und Cathryn. Es kümmerte ihn nicht, daß sein Vater größer war als er.
    Charles’ Atem ging immer noch heftig. Nach einigen Augenblicken wiederholte er seine Bitte.
    »Was für einen Behälter?« fragte Cathryn, die langsam wieder zu sich fand.
    »Ein Glas«, sagte Charles. »Ein Glas mit einem festen Verschluß.«
    »Wofür?« fragte Cathryn. Sein Wunsch war ihr absurd.
    »Für Teichwasser«, sagte Charles.
    Jean Paul erschien neben Gina, die sofort ihren Arm ausstreckte, um ihn daran zu hindern, auch in die Küche zu gehen.
    »Wofür brauchst du Wasser aus dem Teich?« fragte Cathryn.
    »Himmelherrgott!« stieß Charles hervor. »Ist das hier ein Verhör?«
    Er ging hinüber zum Kühlschrank.
    Chuck versuchte, ihm den Weg zu verstellen, aber Charles schob den Jungen einfach beiseite. Chuck stolperte und wäre gestürzt, wenn Cathryn ihn nicht am Arm festgehalten hätte.
    Die Bewegung ließ Charles herumfahren, und er sah, wieCathryn seinen Sohn zurückhielt. »Was, zum Teufel, geht hier vor?« fragte er fordernd.
    Chuck versuchte von Cathryn loszukommen und starrte auf seinen Vater.
    Charles sah von einem Gesicht zum anderen. Gina und Jean Paul sahen erschreckt aus; Chuck war rot vor Wut; Cathryns Gesicht war angsterfüllt. Aber keiner sagte etwas. Die Szene wirkte wie ein Standbild aus einem Film. Charles schüttelte ungläubig den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Kühlschrank zu.
    Er nahm ein Glas Apfelsaft heraus und schloß die Tür. Ohne einen Moment zu zögern, schüttete er den Saftrest in den Ausguß und spülte das Glas gründlich aus. Dann nahm er seine Schaffelljacke vom Haken. An der Tür drehte er sich noch einmal um und sah auf seine Familie. Niemand hatte sich bewegt. Charles begriff nicht, was hier vorging, aber weil er wußte, was er tun wollte, trat er aus dem Haus und schloß die Tür hinter der sonderbaren Szene.
    Cathryn ließ Chucks Arm los und starrte mit leerem Blick auf die geschlossene Tür. Ihre Gedanken waren wieder bei dem unangenehmen Gespräch, das Dr. Wiley und Dr. Keitzman mit ihr geführt hatten. Sie hatte die Fragen der beiden zu Charles’ Gemütszustand als lächerlich empfunden, aber jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Etwas Sonderbareres, als mitten im Winter und auch noch ohne Jacke wutentbrannt aus dem Haus zu laufen, um nur eine halbe Stunde später zurückzukommen und nach einem Glas für Teichwasser zu fragen, konnte man sich kaum vorstellen.
    »Niemals werde ich es zulassen, daß er dir etwas tut«, sagte Chuck. Nervös schob er sich das Haar zurück.
    »Mir etwas tun?« fragte Cathryn völlig überrascht. »Dein Vater hat ganz bestimmt nicht die Absicht, mir etwas zu tun!«
    »Ich fürchte, er hat den Teufel in sein Herz gelassen«, sagte Gina. »Und wenn er das erst einmal getan hat, kannst du nie sagen, was er sonst noch tun wird.«
    »Mutter, bitte!« rief Cathryn.
    »Bekommt Charles einen Nervenzusammenbruch?« fragte Jean Paul, der noch immer in

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