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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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der Tür stand, mit grinsendem Gesicht.
    »Er hat schon einen«, antwortete Chuck.
    »Das reicht«, sagte Cathryn streng. »Ich möchte solche Respektlosigkeiten nicht noch einmal hören. Michelles Krankheit hat ihn fürchterlich getroffen.«
    Cathryn sah hinunter zum Boden, auf die verstreuten Tellerscherben. Stand Charles kurz vor einem Nervenzusammenbruch? Cathryn beschloß, darüber gleich am nächsten Morgen mit Dr. Wiley zu sprechen.
    Behutsam ging Charles über den halbgefrorenen Schlamm hinunter zu der offenen Wasserstelle. Dann füllte er sein Glas. Bevor er sich wieder zum Haus wandte, schraubte er den Verschluß fest zu.
    Obwohl seine plötzliche Rückkehr Cathryn überraschte, hatte sie nicht annähernd die Wirkung wie die vorangegangene. Als Charles die Kühlschranktür öffnete, hatte sie sich soweit beruhigt, daß sie wieder sanft nach seinem Arm greifen konnte.
    »Charles, bitte sag mir, was du da tust.«
    »Im Teich ist Benzol«, knurrte Charles und schüttelte ihre Hand ab. Er stellte das Glas mit dem Teichwasser in den Kühlschrank und schloß die Tür. »Du kannst es in Michelles Spielhaus riechen.«
    Mit schnellen Schritten ging Charles zurück zur Tür. Cathryn lief ihm nach und konnte ihn gerade noch an seiner Jacke festhalten.
    »Charles, wo gehst du hin? Was ist los mit dir?«
    Mit einer unnötig heftigen Drehung riß Charles seine Jacke los. »Ich geh zur Recycle Ltd. Von denen kommt das gottverdammte Benzol. Da bin ich mir ganz sicher.«

 
7. Kapitel
     
    Charles lenkte seinen roten Pinto von der Main Street und stoppte vor dem Tor in dem Drahtzaun, der die Recycle Ltd. umschloß. Das Tor war offen und ließ sich mühelos aufstoßen. Charles ging zurück zu seinem Wagen und fuhr auf den Parkplatz der Firma.
    Zur Nachtschicht konnten nicht viele Angestellte gehören, denn es standen nur noch ein halbes Dutzend anderer Wagen, die meisten alt und rostfleckig, neben dem Eingang zu dem alten Backsteingebäude.
    Links neben der Fabrik ragten die schneebedeckten Berge ausrangierter Autoreifen wie ein Miniaturgebirge auf. Zwischen den abgenutzten Reifen und der Fabrikanlage waren kleinere Schutthaufen aus Plastik- und Vinylresten aufgetürmt. Rechts von dem Gebäude war ein müllübersäter freier Platz, den der Drahtzaun, der hinunter zum Pawtomack River lief, in zwei gleichgroße Flächen teilte. Hinter dem Zaun lagen, aufgereiht über einen halben Kilometer, die verlassenen Fabrikgebäude.
    Charles war kaum aus seinem Wagen gestiegen, als ihn auch schon der Gestank einhüllte, der am Morgen auch über seinem Haus gelegen hatte. Es erstaunte ihn, daß unmittelbar westlich der Stadt, in der vorherrschenden Windrichtung, überhaupt jemand leben konnte. Er verschloß die Wagentür und ging zum Eingang des Gebäudes, einer schlichten Aluminiumtür. Über der Tür stand in Druckbuchstaben: ›Recycle Ltd. Unbefugten ist der Zutritt verboten‹ Gegen die Türscheibe war von innen ein Pappschild geklebt, auf dem ›Auskünfte‹ stand, gefolgt von einer Telefonnummer des Ortsnetzes.
    Charles versuchte, die Tür zu öffnen; sie war nicht verschlossen. Wenn er den Geruch vor der Tür schon schlimm gefunden hatte, im Gebäude war er noch viel schlimmer. Die Luft in dem kleinen Bürozimmer, in dem er stand, war so mit chemischen Gasen versetzt, daß ihn ein schwerer Hustenanfall befiel. Der Raum war mit Sperrholzplatten vertäfelt, auf der rechten Seite war eine Art Empfangsschalter, auf dessen Resopalfläche ein Drahtkorb für die Briefablage stand und eine blanke Metallglocke, auf die man mit der Handfläche schlagen mußte. Charles tat genau das, doch der Ton wurde von dem Zischen und Rumpeln verschluckt, das aus dem Inneren der Fabrik herausdrang.
    Charles entschied sich, sein Glück mit der Innentür zu versuchen. Anfangs rührte sie sich nicht, aber als er etwas heftiger gegen sie drückte, schwang sie auf. Im nächsten Augenblick wußte er auch, warum sie so schwer zu öffnen gewesen war.
    Die Kombination von Gestank und Lärm, die auf ihn eindrang, war atemraubend. Es war, als ob sich plötzlich das Tor zur Hölle geöffnet hätte.
    Charles betrat eine schwach beleuchtete, doppelstöckige Halle, die von einer Reihe riesiger Druckkocher beherrscht wurde. Metalleitern und Laufstege durchkreuzten in einem verwirrenden Durcheinander den Raum. Breite, rasselnde Förderbänder trugen Berge von Plastik- und Vinylabfall heran, die noch mit widerlichem Müll aller Arten vermischt waren. Die ersten

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