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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Menschen, die Charles zu sehen bekam, waren zwei Männer in ärmellosen Unterhemden mit schwarzverschmierten Gesichtern wie Bergarbeiter. Sie sortierten Glas, Holz und leere Dosen aus den Plastikabfällen heraus.
    »Gibt es hier einen verantwortlichen Leiter?« schrie Charles, um in dem Getöse überhaupt gehört werden zu können.
    Einer der Männer sah kurz auf, zeigte auf sein Ohr, daß er nichts verstehen konnte, und begann wieder mit dem Aussortieren. Das Förderband blieb nicht stehen, und die beiden Männer mußten ihre Arbeit seiner Geschwindigkeit anpassen. Am Ende des Fließbandes stand ein großer Ladebehälter, der, nachdem er gefüllt war, automatisch emporsteigen und über einen verfügbaren Druckkocher schwenken würde, um seinen Inhalt in den Ofen zu schütten. Auf einem der Laufstege sah Charles einen Mann, der mit einem langen Messer, das wie ein Krummsäbel aussah, zwei Säcke mit Chemikalien aufschlitzte. Der eine Sack war weiß, der andere schwarz. Mit großer Anstrengung hob der Mann die beiden Säcke und schüttete ihren Inhalt in die Öfen.
    Für einen Moment war er in einer riesigen Staubwolke verschwunden. Als Charles ihn wieder sehen konnte, hatte der Mann die Ladeluken bereits wieder geschlossen und öffnete die Dampfzufuhr. Im nächsten Augenblick war die Halle wieder von dem Gemisch aus Rauch, Gestank und Lärm erfüllt.
    Zwar gelang es Charles nicht, jemanden auf sich aufmerksam zu machen, aber es kam auch niemand, der ihn aus dem Gebäude gewiesen hätte. Furchtlos ging er an den Förderbändern entlang, die Augen auf dem Boden, um dem herabgefallenen Müll, den Öllachen und Schmierflecken rechtzeitig ausweichen zu können. Dann kam er an einer Trennwand ausSchlackestein vorbei, in die die automatische Steuerungsanlage eingelassen war, die den Transport der Autoreifen in die Halle und ihre Einschmelzung lenkte. In diesem Teil der Fabrik entstand auch der Geruch, den Charles immer mit der Recycling-Anlage verbunden hatte. Hier, in unmittelbarer Nähe, war er noch um einiges widerwärtiger.
    Direkt hinter der Wand entdeckte Charles einen großen Drahtkäfig, der mit einem starken Vorhängeschloß gesichert war. Anscheinend war das der Lagerraum, denn auf den Regalen konnte Charles Ersatzteile, Werkzeuge und Behälter mit Industriechemikalien sehen. Mit den Händen hielt er sich an dem Maschendraht fest, während seine Augen forschend über die Aufschriften der Behälter wanderten. Er fand, was er suchte, direkt vor sich. Zwei Eisenfässer, auf die mit grober Matrizenschrift ›Benzol‹ geschrieben worden war. Darunter war der berüchtigte Totenkopf mit den gekreuzten Knochen gemalt, der vor dem giftigen Inhalt der Tonnen warnte. Als Charles die Fässer entdeckte, durchlief ihn eine neue Welle rasender Wut.
    Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter. Erschrocken fuhr er herum und preßte sich gegen den Drahtzaun.
    »Was kann ich für Sie tun?« schrie ein riesiger Kerl, um den donnernden Lärm der Maschinenanlage zu übertönen. Aber im selben Moment ertönte von einem der Druckkocher, der seinen Arbeitsgang beendet hatte, ein durchdringendes Pfeifsignal, und fürs erste war an eine Fortsetzung des Gesprächs nicht zu denken. Die Verschlußklappen des Kochers flogen auf, und ein breiter Strom aus schwarzem, klebrigem depolymerisiertem Kunststoff floß aus ihm heraus. Die heiße Flüssigkeit wurde in Kühlbottiche gefüllt, von denen Wolken ätzenden Dampfes aufstiegen.
    Charles musterte den Mann, der ihm gegenüberstand. Er war einen ganzen Kopf größer als Charles. Sein verschwitztes Gesicht war so aufgeschwemmt, daß die Augen nur noch als schmale Schlitze zu erkennen waren. Bekleidet war er ebenso spärlich wie die anderen beiden Männer, die Charles gesehen hatte. Sein Unterhemd spannte sich über einem enormen bierfetten Bauch. Der Mann stützte sich auf einen Transportkarren, so daß Charles auf seinen Armen die fachkundig tätowierten Hulatänzer erkennen konnte. Auf seinem linken Handrücken hatte er ebenfalls eine Tätowierung, ein Hakenkreuz, das er sich offensichtlich selbst aufgetragen hatte.
    Sobald der Lärmpegel wieder auf die normale ohrenbetäubende Höhe gesunken war, versuchte es der Arbeiter zum zweiten Mal. »Überprüfen Sie den Chemikalienvorrat?« Er mußte immer noch schreien.
    Charles nickte.
    »Ich glaube, wir brauchen mehr Ruß«, schrie der Mann.
    Charles begriff, daß der Mann ihn für einen Mitarbeiter hielt. »Und was ist mit Benzol?« schrie

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