Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
sagte Cathryn. Sie dachte, daß Charles die Zimmernummer vergessen hatte. Dann öffnete sie die Tür, trat ein und zog Charles hinter sich her.
    Michelle saß aufrecht in ihrem Bett, mehrere Kissen stützten ihren Rücken. Als sie Charles sah, verzerrte sich ihr Gesicht, und sie brach in Tränen aus. Charles war tief erschrocken über ihr Aussehen. Obwohl er das nicht für möglich gehalten hatte, sah sie noch blasser aus als am vorherigen Tag. Die Augen waren tief in ihre Höhlen gesunken und dunkel umrandet. Fast sah es so aus, als ob sie schwarze Augen hätte. In der Luft hing ein Geruch von frisch Erbrochenem.
    Charles wollte loslaufen und sie in seine Arme schließen, aber er stand wie gelähmt. Die Qual seiner Hilflosigkeit hielt ihn gefesselt, obwohl Michelle ihm ihre Arme entgegenstreckte.
    Alles war wie vor acht Jahren bei Elisabeth. Ihre Krankheit war übermächtig, und er konnte nichts dagegen tun. Während die schrecklichen Erinnerungen auf ihn einstürmten, sah Charles plötzlich überdeutlich, daß sich Michelles Zustand nicht mehr bessern würde. Auf einmal wußte er ohne den geringsten Zweifel, daß alle lindernden Behandlungsmethoden der Welt den unentrinnbaren Verlauf ihrer Krankheit nicht aufhalten konnten. Das Gewicht dieses Gedankens ließ ihn taumeln, und verwirrt trat er einen Schritt von Michelles Bett zurück.
    Obwohl Cathryn nicht begriff, was in Charles vorging, sah sie ihn zurückweichen. Mit wenigen schnellen Schritten eilte sie zu Michelle, die ihre Arme noch immer ausgestreckt hielt, und drückte sie an sich. Über Cathryns Schulter hinweg sah Michelle ihrem Vater in die Augen. Charles lächelte ein wenig, aber Michelle war sich sicher, daß er zornig über sie war.
    »Ich bin froh, wieder bei dir zu sein«, sagte Cathryn und sah Michelle ins Gesicht. »Wie geht es dir heute?«
    »Es geht mir gut«, brachte Michelle mühsam hervor. Sie versuchte, ihre Tränen hinunterzuschlucken. »Ich möchte nur nach Hause. Darf ich nach Hause, Daddy?«
    Charles’ Hände zitterten, als er an das Fußende des Bettes trat. Er umklammerte das Eisenrohr, um seine Gefühle nicht nach außen dringen zu lassen.
    »Vielleicht«, sagte Charles ausweichend. Vielleicht sollte er sie einfach aus dem Krankenhaus tragen. Vielleicht sollte er sie nach Hause bringen und es ihr so schön wie nur möglich machen: Vielleicht war das das beste.
    »Michelle, du mußt so lange hierbleiben, bis du wieder ganz gesund bist«, sagte Cathryn schnell. »Dr. Wiley und Dr. Keitzman tun auch alles, damit es dir bald wieder gut geht. Ich weiß, wie schlimm das für dich ist, und wir vermissen dich auch alleganz schrecklich, aber du mußt jetzt ein großes Mädchen sein.«
    »Bitte, Daddy«, flehte Michelle.
    Charles fühlte sich hilflos und unentschlossen, zwei ungewohnte und zermürbende Gefühle.
    »Michelle«, sagte Cathryn. »Es tut mir leid, aber du mußt noch im Krankenhaus bleiben.«
    »Warum, Daddy?« sagte Michelle mit klagender Stimme. »Was fehlt mir denn?«
    Vergebens sah Charles hilfesuchend zu Cathryn. Sie schwieg. Er war der Arzt.
    »Ich weiß es leider nicht«, sagte Charles. Er haßte sich für diese Lüge, aber er hätte ihr auch nicht die Wahrheit sagen können.
    »Hab’ ich dasselbe, wie meine Mutter gehabt hat?« fragte Michelle.
    »Nein«, sagte Charles schnell. »Ganz bestimmt nicht.« Selbst das war eine halbe Lüge. Obwohl Elisabeths Krankheit mit einer Lymphknotengeschwulst begonnen hatte, war sie an einer akuten Leukämie im Endstadium gestorben. Charles fühlte sich in die Enge getrieben. Er mußte weg, um nachdenken zu können.
    »Was ist es dann?« fragte Michelle fordernd.
    »Ich weiß es wirklich nicht«, sagte Charles und sah schuldbewußt auf die Uhr. »Deshalb mußt du ja hierbleiben. Damit es herausgefunden werden kann. Cathryn bleibt bei dir und leistet dir Gesellschaft. Ich muß jetzt ins Labor. Aber ich komme wieder.«
    Ohne ein Vorzeichen begann Michelle plötzlich zu würgen. Ihr schmächtiger Körper krampfte sich mehrmals zusammen, und sie erbrach das bißchen, was sie gerade zum Frühstück gegessen hatte. Cathryn versuchte noch auszuweichen, aber etwas von dem Erbrochenen fiel auf ihren linken Ärmel.
    Charles war sofort in den Flur gelaufen und rief nach einer Schwester. Eine Hilfsschwester, die nur zwei Türen weiter stand, kam sofort herbeigeeilt, besorgt, daß eine Krise eingetreten sein könnte, und stellte erleichtert fest, daß es blinder Alarm war.
    »Mach dir keine Sorgen,

Weitere Kostenlose Bücher