Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Schlips und seiner schlecht gebügelten Hose wirkte er zwischen den Geschäftsleuten fehl am Platz.
    »Ich denke, wir sollten sofort zur Sache kommen«, sagte Dr. Ibanez. »Die Herren Weinburger waren so freundlich, als assoziierte Beisitzende des Rats der Direktoren zu uns zu kommen, um uns in der gegenwärtigen Krise zu unterstützen.«
    »So ist es«, sagte Weinburger jr. und drehte sich leicht in seinem Sessel, um Charles ansehen zu können. Anscheinend litt er an einem nervösen Kopfzittern, denn sein Kopf bewegte sich in schnellen, kurzen Bewegungen vor und zurück. »Für gewöhnlich ist es nicht die Politik des Direktoriums, Dr. Martel, in den kreativen Forschungsprozeß einzugreifen. Gelegentlich verlangen die Umstände jedoch, daß wir diese Regel verletzen, und im Augenblick befinden wir uns in einer solchen Situation. Ich darf doch davon ausgehen, daß auch Sie wissen, wie wichtig das Medikament Canceran für den Pharmakonzern Lesley ist. Um es ganz offen zu sagen, Lesley Pharmaceuticals befindet sich in einer äußerst prekären Finanzlage. Während der letzten Jahre sind die Patente, die das Unternehmen auf dem Markt der Antibiotika und der Beruhigungsmittel hielt, ausgelaufen, und um so verzweifelter sucht man dort jetzt nach einem Medikament, das die Markerposition des Konzerns halten kann. Deshalb hat man die knappen Geldreserven im Bereich der Chemotherapie investiert, und Canceran ist das Ergebnis dieser Investitionen. Lesley besitzt sämtliche Patente an dem Präparat, aber sie müssen jetzt dringend mit dem Medikament auf den Markt kommen können. Je eher, desto besser.«
    Charles sah prüfend von einem zum anderen. Offensichtlich sollte er nicht fristlos entlassen werden. Die Absicht warwohl, ihn weich zu reden und von den finanziellen Realitäten zu überzeugen, damit er dann die Arbeit an dem Canceran-Projekt wieder aufnahm. Er sah einen leisen Hoffnungsschimmer. Die Weinburgers konnten nicht ohne Vernunft und Klugheit an ihre machtvolle Position gelangt sein. In Gedanken begann Charles eine Antwort zu formulieren, die sie davon überzeugen könnte, daß Canceran eine schlechte Investition war, daß es ein hochgiftiges Medikament war, das wahrscheinlich nie auf den Markt gelangen würde.
    »Wir wissen bereits, was Sie über den erhöhten Giftgehalt des Canceran herausgefunden haben«, sagte Dr. Ibanez und nahm einen leichten Zug von seiner Zigarre. Ohne es ahnen zu können, untergrub er Charles’ unausgesprochene Erwiderung. »Wir wissen, daß Dr. Brightons Schätzungen nicht ganz genau waren.«
    »Das ist eine sehr freundliche Art, es auszudrücken«, sagte Charles. Bestürzt stellte er fest, daß man ihm seine Trumpfkarte aus der Hand genommen hatte. »Offensichtlich sind sämtliche Daten, die Dr. Brighton erarbeitet hat, falsch.« Aus dem Augenwinkel beobachtete er die Reaktion der beiden Weinburgers auf seine Feststellung. Er sah nichts.
    »Das ist sehr unglücklich«, stimmte Dr. Ibanez zu. »Die Lösung ist, retten, was noch zu retten ist, und sofort weiterarbeiten.«
    »Aber nach meinen Schätzungen ist das Medikament extrem giftig«, sagte Charles verzweifelt. »Tatsächlich so giftig, daß es vielleicht nur in homöopathischen Dosen zu verabreichen sein wird.«
    »Das ist nicht unsere Sorge«, sagte Joshua Weinburger jr. »Das ist ein Marketing-Problem. Und auf dem Gebiet ist Lesley Pharmaceuticals einfach außergewöhnlich. Die können auch Eis an Eskimos verkaufen.«
    Charles war sprachlos. Darin war auch nicht mehr die geringste ethische Wertvorstellung enthalten. Ob das Produkt den Menschen helfen würde, interessierte überhaupt nicht. Es ging ums Geschäft – um das große Geschäft.
    »Charles!« Dr. Morrison sprach zum ersten Mal. »Wir wollten Sie fragen, ob Sie die Studie zur Wirksamkeit und die zum Giftgehalt parallel bearbeiten können?«
    Charles wandte sich zu Dr. Morrison und starrte ihn voller Verachtung an. »Eine Methode der Art, wie Sie sie vorschlagen, würde die induktive Forschung auf den reinen Empirismus reduzieren.«
    »Es ist uns gleich, wie Sie es nennen«, sagte Dr. Ibanez lächelnd. »Wir wollten nur von Ihnen wissen, ob man so vorgehen kann.« Joshua Weinburger senior lachte. Er schätzte aggressive Leute und aggressive Ideen.
    »Und es interessiert uns auch nicht, wie viele Versuchstiere Sie dazu brauchen«, sagte Morrison großzügig.
    »Sehr richtig«, stimmte Dr. Ibanez zu. »Obwohl wir Sie bitten möchten, Mäuse zu benutzen, da sie wesentlich

Weitere Kostenlose Bücher