Fieber
Sie Ihre Eingabe schriftlich machen. Und adressieren Sie sie an mich!«
»Das ist kein Problem«, sagte Charles.
»Und wie steht es mit Beweisen? Können Sie da auch irgend etwas beibringen?«
»Ich habe bereits eine Analyse des Wassers aus unserem Teich«, sagte Charles.
»Nein, nein«, unterbrach Mrs. Amendola ihn. »Ich meine etwas aus dem Betrieb selbst: die Aussage eines ehemaligen Angestellten, gefälschte Unterlagen, Fotos von der Gifteinleitung, irgend etwas in der Art.«
»Auch das müßte möglich sein«, sagte Charles. Er dachte an einen Fotobeweis. Charles besaß eine Polaroidkamera.
»Wenn Sie mir irgendeinen Beweis liefern, kann ich die Sache unserer Gutachterabteilung zur Prüfung übergeben. Und dann wären wir in der Lage, eine gründliche Untersuchung des Betriebs durchzuführen. Es liegt jetzt also an Ihnen. Sonst muß die Angelegenheit warten, bis sie in der Reihenfolge der Beschwerdeeingänge erledigt wird.«
Als Charles das JFK-Gebäude verließ, hatte er wieder gegen ein Gefühl der Mutlosigkeit anzukämpfen. Seine Hoffnung, irgendeine Behörde überzeugen zu können, etwas gegen den Recyclingbetrieb zu unternehmen, war beträchtlich gesunken. Dafür bereitete ihm die Vorstellung, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, immer größeren Genuß.
Je länger er über den Breur-Konzern nachdachte, um so wütender wurde er auf die Handvoll engstirniger Geschäftsleute, die sich in ihren holzgetäfelten Büros in New Jersey langweilten und ihm sein Glück zerstören und das Liebste nehmen konnten. Als er auf den Parkplatz des Weinburger-Instituts bog, beschloß er, bei dem Chemiekonzern anzurufen, um den Herren einmal deutlich seine Meinung zu sagen.
Seit die Medien den Brighton-Skandal aufgegriffen hatten, waren die Sicherheitsbestimmungen am Institut verschärft worden. Charles mußte erst gegen die Glastür klopfen, bevor er eingelassen wurde. Er wurde von Roy, dem Wachmann, begrüßt, der ihn nach seinem Institutsausweis fragte.
»Ich bin es, Roy«, sagte Charles und wedelte mit der Hand vor Roys Gesicht. »Dr. Martel.«
»Vorschriften«, erklärte Roy. Er hielt die Hand noch immer ausgestreckt.
»Verwaltungsunsinn«, murmelte Charles wütend und suchte nach seinem Ausweis. »Was denken die sich als nächstes aus?«
Roy zuckte die Schultern und wartete, bis Charles ihm die Karte unter die Nase hielt. Erst dann trat er einen Schritt zur Seite. Sogar die gewöhnlich so schüchterne Miß Andrews sah heute zur Seite, ohne ihn wie üblich mit einem Lächeln zu einem kurzen Gespräch einzuladen.
Charles schleuderte seine Jacke in den Metallschrank, rief die Auskunft von New Jersey an und wählte die Nummer von Breur Chemicals. Während er auf den Anschluß wartete, ließ er seinen Blick durch das Labor wandern und fragte sich, ob Ellen wohl noch immer beleidigt war. Sie war nicht an ihrem Platz. Charles glaubte, daß sie in dem kleinen Nebenraum bei den Tieren war. In dem Moment meldete sich am anderen Ende der Leitung eine Stimme.
Später mußte Charles selbst zugeben, daß der Anruf unklug gewesen war. Er hatte an dem Morgen schon genug schlechte Erfahrungen gemacht, um wissen zu können, daß ein Riesenkonzern wie Breur seine Beschwerde als lästiges Gezeter abtun würde. Charles wurde an einen unbedeutenden Mitarbeiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit weitervermittelt.
Der Mann versuchte auch gar nicht, Charles zu beschwichtigen. Statt dessen beschuldigte er ihn, einer dieser unpatriotischen Dummköpfe zu sein, deren blödsinniges und unbegründetes Umweltgeschwafel die amerikanische Industrie in eine schlechte Wettbewerbslage gegenüber den ausländischen Konzernen brachte. Das Gespräch geriet zu einem lauten Wortwechsel, bei dem Charles immer wieder behauptete, daß Benzol in den Pawtomack geleitet würde, was der Mann jedesmal bestritt.
Wütend warf Charles den Hörer auf die Gabel und wirbelte in seinem Drehstuhl herum auf der Suche nach etwas, an dem er seinen Zorn ablassen konnte.
Die Tür öffnete sich, und Ellen betrat das Labor.
»Hast du es schon bemerkt?« fragte sie sonderbar gleichgültig.
»Was bemerkt?« fuhr Charles sie an.
»Die Protokollbücher von unserer Arbeit«, sagte Ellen, »sie sind weg.«
Charles sprang auf, kontrollierte hastig seinen Schreibtisch, dann die Arbeitstische.
»Du brauchst gar nicht erst nach ihnen zu suchen«, sagte Ellen. »Sie sind oben.«
»Warum, zum Teufel?«
»Nachdem du heute morgen gegangen warst, ist Dr. Morrison
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