Fieber
billiger sind. Aber Sie können so viele für Ihre Versuche verwenden, wie Sie wollen. Wir möchten Ihnen vorschlagen, die Untersuchungen zur Wirksamkeit mit einer breiten Streuung der verschiedensten Dosen durchzuführen. Am Ende der Versuchsreihe können dann neue Giftwerte hochgerechnet und gegen die falschen in der Giftwertstudie von Dr. Brighton ausgetauscht werden. So einfach wäre das, und wir würden eine Menge Zeit sparen! Was sagen Sie dazu, Charles?«
»Bevor Sie antworten«, fuhr Morrison dazwischen, »sollte ich Sie vielleicht darauf hinweisen, daß wir Sie im Falle einer Ablehnung gehen lassen müßten, um uns jemand anderen zu suchen, der dem Canceran-Projekt die Aufmerksamkeit widmet, die es verdient.«
Charles sah von einem Gesicht zum anderen. Seine Furcht und seine panische Angst waren verschwunden. Geblieben waren sein Zorn und seine Verachtung. »Wo sind meine Versuchsprotokolle?« fragte er mit müder Stimme.
»Sicher und behütet in meinem Safe«, antwortete Dr. Ibanez. »Sie sind Eigentum des Instituts, aber Sie werden Sie zurückerhalten, sobald Sie das Canceran-Projekt beendet haben. Wir waren der Meinung, daß ihre eigenen Versuchsprotokolle vielleicht eine zu große Versuchung für Sie sind.«
»Es kann nicht genug betont werden, wie eilig das alles ist«, fügte Joshua Weinburger jr. hinzu. »Aber um Ihnen einen zusätzlichen Ansporn zu geben, setzen wir Ihnen eine Prämie von zehntausend Dollar für den Fall aus, daß Sie in fünf Monaten eine erste Voruntersuchung abschließen können.«
»Ich halte das für sehr großzügig«, sagte Dr. Ibanez. »Aber Sie müssen sich nicht in diesem Moment entscheiden. Sie sollen sich auf keinen Fall zu etwas genötigt fühlen. Ihre Entscheidung hat vierundzwanzig Stunden Zeit. Gleichzeitig, das werden Sie verstehen, werden wir uns bereits nach einem etwaigen Ersatz für Sie umsehen. Bis dann also, Dr. Charles Martel.«
Angewidert machte Charles auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür. Als er die Hand schon auf der Klinke hatte, hielt die Stimme von Dr. Ibanez ihn noch einmal zurück. »Da ist noch etwas. Das Direktorium und die Verwaltung möchten Ihnen ihr Bedauern über die tragische Krankheit Ihrer Tochter aussprechen. Wir alle hoffen, daß sie bald wieder gesund wird. Und in dem Zusammenhang möchte ich noch anfügen, daß der Krankenschutz der Institutsversicherung nur für die Dauer Ihrer Beschäftigung gilt. Auf Wiedersehen, Dr. Martel.«
Charles hätte am liebsten aufgeschrien. Statt dessen lief er in wilder Flucht den Flur der Verwaltungsabteilung entlang und hastete die Treppen zu seinem Labor hinunter. Aber dort angekommen, wußte er nicht, ob er überhaupt noch bleiben wollte. Zum ersten Mal empfand er es als Schande, zum Weinburger-Institut zu gehören. Er haßte es, daß sogar sie schon von Michelle wußten. Ja, daß sie sogar versuchten, Michelles Krankheit gegen ihn auszuspielen. Gott, was für eine Schande!
Er ließ seinen Blick durch sein Labor wandern, das während der letzten acht Jahre sein zweites Zuhause gewesen war. Er hatte das Gefühl, jedes Glasgefäß und jedes Instrument zu kennen. Es schien ihm ungerecht zu sein, daß man ihn aus einer Laune heraus aus dieser Umgebung fortjagen konnte. Und gerade jetzt, wo seine Arbeit so große Fortschritte machte.
Sein Blick fiel auf die Zellkultur, die er mit Michelles Leukämiezellen angelegt hatte. Schwerfällig ging er hinüber zu dem Inkubator und sah über die sorgfältig aufgestellten Reihen der Reagenzgläser. Die Kultur schien sich gut zu entwickeln. Ein lang vermißtes Gefühl der Zufriedenheit durchlief ihn. Soweit er es beurteilen konnte, schien die Isolierung und Vermehrung eines Krebsantigens mit menschlichen Zellen genausogut zu funktionieren wie mit tierischen. Und da es bereits Zeit war für den nächsten Schritt, rollte Charles seine Hemdsärmel auf undsteckte seinen Schlips zwischen zwei Hemdknöpfe. Arbeit war sein Betäubungsmittel. Immerhin blieben ihm noch vierundzwanzig Stunden, bis er sich den Forderungen der Verwaltung beugen mußte. Er wußte, auch wenn er es sich noch nicht eingestehen wollte, daß er um Michelles willen nachgeben mußte. Er hatte einfach keine andere Wahl.
9. Kapitel
Als Cathryn das Beth-Israel-Hospital verließ, wo sie Marge Schönhauser besucht hatte, waren ihre Nerven bis an die Grenze des Erträglichen gespannt. Sie hatte damit gerechnet, daß Marge in einer schlimmen Verfassung sein mußte; warum hätte man sie sonst
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