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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hier gewesen, um zu sehen, wie wir mit dem Canceran-Projekt zurechtkommen. Dabei hat er gesehen, wie ich den Mäusen das Brustkrebsantigen injiziert habe. Ich muß dir nicht erklären, wie empört er war, daß wir noch immer unsere eigene Arbeit weitermachen. Man hat mir aufgetragen, dir auszurichten, daß du sobald wie möglich zu Dr. Ibanez ins Büro kommen sollst.«
    »Aber warum haben sie die Protokolle an sich genommen?« fragte Charles. Angst legte sich über seinen Zorn. So sehr er die Verwaltung haßte, genauso fürchtete er sie auch. Seit seiner Zeit auf der Universität lebte er mit dieser Furcht, denn dort hatte er begriffen, daß irgendeine willkürliche Entscheidung der Dekane sein ganzes Leben beeinflussen konnte. Und jetzt war die Verwaltung in sein Labor eingedrungen und hatte aus lauter Willkür seine Versuchsprotokolle an sich genommen, was in Charles’ Augen einer Geiselnahme gleichkam. Der Inhalt der Protokollbücher war in seinem Bewußtsein untrennbar mit seinem Versuch, Michelle zu helfen, verbunden, wie sehr der in Wirklichkeit auch an den Haaren herbeigezogen sein mochte.
    »Die Frage stellst du wohl besser Dr. Morrison und Dr. Ibanez«, sagte Ellen. »Offen gesagt, habe ich es immer gewußt, daß so etwas passieren mußte.«
    Ellen seufzte und schüttelte den Kopf. Ihr Verhalten überraschte Charles und steigerte noch sein Gefühl, allein und verlassen zu sein.
    Müde stieg Charles die Treppen zum zweiten Stock hinauf, wieder ging er an der nun schon gewohnten Reihe neugieriger Sekretärinnen vorbei und meldete sich zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen bei Miß Veronica Evans. Obwohl sie offensichtlich nichts zu tun hatte, ließ sie sich geruhsam Zeit, bis sie Charles über den Rand der Brille hinweg zur Kenntnis nahm.
    »Ja?« sagte sie, als ob Charles ein Diener wäre. Dann erklärte sie ihm, daß er noch warten müsse und sich so lange auf diekleine Ledercouch setzen solle. Charles war sicher, daß man ihn nur warten ließ, um ihm zu zeigen, was für eine kleine Schachfigur er war.
    Zäh verstrich die Zeit. Charles konnte nicht sagen, welches Gefühl ihn am stärksten beherrschte: Wut, Furcht oder panischer Schrecken. Aber der Wille, die Versuchsprotokolle zurückzuholen, hielt ihn an seinem Platz. Er wußte nicht, ob sie eigentlich ihm gehörten oder dem Institut.
    Je länger er wartete, um so sicherer war er, daß die Bücher mit seinen letzten Versuchsaufzeichnungen ein gewichtiger Verhandlungsgegenstand werden würden. Er fragte sich, ob Dr. Ibanez ihn jetzt sofort entlassen würde, und versuchte, sich darüber klarzuwerden, was er tun könnte, wenn er nicht gleich wieder eine Forschungsstelle finden würde. Und wenn sie ihn feuern würden, war er dann eigentlich noch versichert? Das war eine wichtige Frage, denn die Krankenhauskosten für Michelle würden astronomische Höhen erreichen.
    Die Gegensprechanlage summte, und Miß Evans wandte sich gebieterisch zu Charles. »Der Direktor empfängt Sie jetzt.«
    Als Charles das Zimmer betrat, stand Dr. Carlos Ibanez hinter seinem antiken Schreibtisch. Das Licht von dem Fenster in seinem Rücken ließ sein Haar und seinen Spitzbart aufscheinen wie poliertes Silber.
    Vor seinem Schreibtisch saßen Joshua Weinburger senior und Joshua Weinburger junior, die Charles bisher nur bei den gelegentlichen Pflichtveranstaltungen des Instituts gesehen hatte. Obwohl er schon fast achtzig Jahre alt war, machte der Senior einen lebendigeren Eindruck als sein Sohn. Seine aufmerksamen blauen Augen musterten Charles mit großem Interesse.
    Joshua Weinburger junior glich dem Stereotyp des erfolgreichen Geschäftsmannes. Er war entsprechend gekleidet und gab sich deutlich reserviert. Nur kurz sah er zu Charles. In seinem Blick lag Geringschätzung. Dann wandte er sich sofort wieder zu Dr. Ibanez.
    Rechts von dem ausladenden Schreibtisch saß Dr. Morrison, der um keinen Deut weniger sorgfältig gekleidet war als Joshua Weinburger junior. In der Brusttasche seiner Anzugjackesteckte ein Seidentaschentuch, das akkurat gefaltet und an den Spitzen etwas bauschig gezupft worden war.
    »Kommen Sie nur herein«, sagte Dr. Ibanez gutgestimmt.
    Charles näherte sich dem riesigen Schreibtisch und bemerkte, daß ein fünfter Stuhl fehlte. Also stellte er sich zwischen die beiden Weinburgers und Morrison. Weil er nicht wußte, wo er seine Hände lassen sollte, schob Charles sie in die Taschen seiner Hose. Mit seinem durchgescheuerten Oxfordhemd, dem unmodern breiten

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