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Fiese Finsterlinge

Fiese Finsterlinge

Titel: Fiese Finsterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce; Stefanidis Buckingham
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Sandy war klug. Sie verstand, nickte und schlich zu den Regalen mit Musikbüchern. Das erste Buch, das sie herauszog, hatte leere Seiten. Sie hielt es hoch, damit die anderen es sahen. Lilli nickte ihr zu. Wer auch immer die Texte verschwinden ließ, er befand sich zwischen der Literatur- und der Musikabteilung.
    »Der Dämon ist in der Kunstabteilung«, flüsterte Lilli Richie zu.
    »Was für einer wird es wohl sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie lautet der Plan?«
    »Hatten wir je einen Plan?«
    »Du bist keine Hilfe«, sagte Richie.
    Draußen schimmerte das rötliche Licht der untergehenden Sonne auf der Glas- und Stahlfassade der Bibliothek, während drinnen die abendlichen Schatten durch die einzelnen Gänge krochen und von der Fensterwand auf Lilli und Richie zuglitten. Plötzlich kam es ihnen ziemlich einsam vor ohne die Leser, die sich über ihre Bücher beugten, ohne die Studenten, die in ihre Laptops tippten, und
ohne die anderen Gäste, die über den Rand ihres Romans hinweg vorbeigehende Leute beobachteten. Lilli spürte sogar die Abwesenheit der wachsamen Bibliothekare. Auch Richie schien mulmig zu werden.
    »Das Licht schaltet sich bei Sonnenuntergang nicht automatisch ein?«, fragte er.
    »Offenbar nicht«, sagte Lilli. »Die haben das Gebäude komplett abgeschaltet. Wir kriegen höchstens eine Notbeleuchtung. «
    Sie hatten den Raum halb durchquert, und die Bücher, die sie und Richie überprüften, waren immer noch vollständig bedruckt. Sandy zog auf ihrer Seite weiterhin leere Bücher heraus, bis nur noch ein einziger Gang zwischen ihnen lag. Lilli und Richie erreichten ihn von der einen Seite, und am anderen Ende trat Sandy um die Ecke. Plötzlich setzte das leise Knirschgeräusch wieder ein. Mit Pantomimensprache übermittelte Lilli ihr die Frage: Hörst du das? Sandy lauschte, dann zuckte sie mit den Schultern.
    »Sie hört es nicht«, flüsterte Lilli Richie zu.
    »Ja, wir können den Dämon hören«, sagte Richie, »sie nicht. Glaub mir, falls es ein normales Bibliotheksgeräusch wäre, würde sie es hören… sie ist schließlich Bibliothekarin. Einmal hat sie sogar gehört, wie ein Gast einen Kaugummi unterm Tisch angeklebt hat. Das bedeutet, dieses Geräusch stammt von einem Dämon. Und dass es das Geräusch überhaupt gibt, bedeutet, er ist noch hier.«

    »Wie auch immer, ich sehe kein Monster mit Reißzähnen«, sagte Lilli, während sie nach dem nächsten Buch griff, einem übergroßen Band mit dem Titel Comic-Zeichnen für jedes Alter. »Deshalb haben wir, glaube ich, nicht
viel zu befürchten.« Als sie das Buch anhob, erstarb das knirschende Geräusch erneut. Sie schlug das Buch auf.
    Im ersten Moment hatte sie das Gefühl, aus dem Einband würde eine Flüssigkeit auslaufen und ihr über die Arme strömen. Aber das, was sie über ihre Arme fließen sah, war nicht nass. Es war… schleimig. Es war keine Flüssigkeit, sondern ein wallender Teppich aus …
    »Würmer!«, brüllte Richie.
    Tausende der kleinen, sich windenden Krabbler kamen als zusammenhängende Masse aus dem Buch herausgeschossen und stürzten sich auf Lilli, krochen ihr, angetrieben von den winzigen Beinchen an ihren Körperseiten, über Haut und Kleidung. Lilli schrie, während die ersten Würmer in ihren Ärmeln verschwanden und ihr über die Schultern krabbelten.
    Zoot explodierte aus ihrem Blusenmuster und hieb mit seinem Dreizack auf die schleimigen Heerscharen ein.
    Der Hauptklumpen der Würmer sprang von Lillis Schulter, landete auf Richies T-Shirt, verschwand in seiner Hose, krabbelte an seinem Bein hinunter und fiel aus dem Hosenbein zu Boden, während Richie einen wilden Affentanz aufführte, um die Dinger abzuschütteln.
    Dann huschten die Würmer unter das Regal und waren verschwunden.
    »Was ist da eben passiert?«, fragte Sandy, die gerade rechtzeitig eintraf, um nichts mehr mitzubekommen.
    »Ich glaube, wir haben die Übeltäter gefunden«, sagte Richie und sah dann, dass Lilli noch immer wie erstarrt dastand und am ganzen Leib zitterte.
    »Geht es dir gut?«, fragte Sandy.

    Lilli starrte noch einen Moment lang ins Leere und stützte sich dann mit der Hand am Regal ab.
    »Ich glaube, sie hat ’nen richtigen Schock«, sagte Richie. »Kann man ihr nicht verdenken. Du hättest diese Wurmoiden mal sehen sollen, die aus dem Buch rausgeschossen kamen.«
    Er zeigte Sandy den Einband. Die Würmer hatten sich bereits durch das halbe Buch gefressen: Die Seiten der ersten Hälfte waren leer. Die Wörter, bei denen

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