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Fiese Finsterlinge

Fiese Finsterlinge

Titel: Fiese Finsterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce; Stefanidis Buckingham
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schaltete er in den Rückwärtsgang und begann seine lange Reise nach Osten, zurück nach Seattle.

14. Kapitel
Panik auf der Fähre
    N achdem die Bibliothek gerettet war, verabschiedeten sich Lilli und Richie von Sandy, die ihren Eltern einen kurzen Besuch abstatten und ihnen versprechen wollte, dass ihr inmitten der chaotischen Zustände in Seattle nichts zustoßen würde. Ihre Eltern hatten die Stadt verlassen und waren für eine Weile bei Verwandten im nahen Bellingham untergekommen. Nach allem, was geschehen war, klang Sandys Vorschlag vernünftig, dass auch Lilli und Richie sich für ein paar Tage aus der Stadt verdrücken sollten. Und so nahmen die beiden am nächsten Morgen die Seattle-Bremerton-Fähre und schipperten durchs raue Wasser der Elliot Bay.
    Das riesige Fährschiff – nach einem regionalen Indianerstamm Yakima benannt – war mit hundertsechzig Autos bis auf den letzten Stellplatz gefüllt. Auf den beiden Passagierdecks drängten sich dreitausend Menschen, fünfhundert mehr als eigentlich zugelassen waren.
    Seattles Bewohner verließen in Heerscharen die Stadt.
Die unzähligen Dämonen, die, unsichtbar für das ungeübte Auge, auf den Straßen umherzogen, verursachten Chaos in jeder denkbaren Form, von Massenkarambolagen bis hin zu explodierenden Handys, die den Leuten Unsinn ins Ohr brüllten. Die Computernetze, von denen das Funktionieren der Stadt abhing, waren bereits am ersten Abend, als die Dämonen sich ans Werk gemacht hatten, nutzlos geworden – die miteinander verbundenen Netze waren derart anfällig, dass die simpelsten Dämonen – die Datenfresser und Codeknacker – sie mühelos außer Betrieb setzten. Andere Leute verließen die Stadt, weil ihnen Berichte vom Ausbruch der Pest zu Ohren gekommen waren. Plötzlich unfähig, ihre Welt zu kontrollieren, gerieten die Menschen in Panik. Sie flohen, kämpften miteinander, sie rasten auf der Interstate 5 die Küste hinauf oder hinunter oder fuhren auf der Interstate 90 ins Landesinnere oder nahmen eines der Fährschiffe in einem der Häfen entlang der Bucht.
    »Ich finde es falsch, dass wir abhauen«, sagte Richie, der sich über die Reling beugte und versuchte, Ein-Cent-Münzen auf die zehn Zentimeter breite Umrandung des Schiffsrumpfes der Yakima zu werfen, während die Fähre durch die Wellen pflügte.
    »Es gibt nichts, was uns hier hält«, murmelte Lilli. Das alte Haus war eine Ruine. Nate war verschwunden. Die meisten Leute, die in der Stadt blieben, stellten ebenfalls eine Gefahr dar – blutrünstige Gangs, Plünderer, Verrückte. »Alles in Ordnung mit unserer Fracht?«
    »Klar doch«, sagte Richie und klopfte auf seinen Rucksack. »Der Schatz ist hier drin.«

    Nate hatte in einer Nische im Speisezimmer eine kleine
Schatztruhe aufbewahrt, die vom klauenfüßigen Banketttisch bewacht worden war – einem uralten Wächterdämon der ersten Ebene, der jeden getötet hätte, der einem von ihm bewachten Objekt zu nahe kam. Selbst für Nate war es schwierig gewesen, Geld aus der Truhe zu nehmen, während der klobige Dämon darüber wachte – was Nate zu großer Sparsamkeit gezwungen hatte. Aber der Banketttisch war vom Dämonenfresser zerstört worden. Die kleine Truhe enthielt Gold, Diamanten, Rubine und Bargeld aus mehreren Jahrhunderten. Ein kleines Vermögen. Nachdem der Tisch verschwunden war, hatte Richie die Truhe in seine Obhut genommen. Ohne die Dämonen im Haus gab es niemanden, der Plünderer hätte fernhalten können.
    Lilli runzelte die Stirn. »Ich meine die wichtige Fracht«, sagte sie und versuchte gar nicht erst, ihre Abneigung gegen materiellen Wohlstand zu verhehlen.
    »Ach so«, sagte Richie und verdrehte die Augen. »Alles in Ordnung. Flappy und Zoot sitzen wohlbehütet in der Knobelbox.«
    »Mir gefällt nicht, in dieser Weise mit Zoot zu reisen«, erklärte sie. »Er liebt seine Freiheit.« In den Jahren, seit sie ihn kannte, war er ein urbaner Dämon gewesen, der die amerikanischen Großstädte heimsuchte, aber sie hatte ihn auch Graffiti auf Deutsch und sogar auf Altnorwegisch kritzeln sehen. Es war offenkundig, dass Zoots Ursprünge älter waren als die USA.
    »Du sagst doch, er mag kein Wasser«, erwiderte Richie. »Deshalb steckt er eben in der Knobelbox statt als Farbklecks auf deiner Bluse.«
    »Stimmt, Zoot mag kein Wasser. Es verdünnt ihn und
könnte ihn wahrscheinlich sogar zerstören, glaube ich. Deshalb hasst er ja das Wetter in Seattle.«
    Plötzlich verkrampfte sich Richie.
    »Was ist los?«,

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