Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fiese Finsterlinge

Fiese Finsterlinge

Titel: Fiese Finsterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce; Stefanidis Buckingham
Vom Netzwerk:
VW-Käfer zu den in einer Doppelreihe abgestellten Autos und war plötzlich mitten im Fleischwolf.
    »Richie, nicht!«, rief Lilli ihm nach. »Du wirst zerquetscht werden!«
    Alle paar Sekunden verrutschten die Autos rings um Richie und krachten ineinander, während das Heck der Yakima immer höher stieg. Richie sprang ständig zur Seite, wich den Blechkisten ein ums andere Mal aus.
    »Kein Problem«, rief er zurück, um Lilli zu beruhigen, während er zwischen zwei Autos hindurchschlüpfte. Er beeilte sich und war nach wenigen Augenblicken in der Nähe des Minivans, hechtete über die Motorhaube eines Honda und stieg auf das Dach des kleinen Hybrid-Wagens, von wo aus er durch die Windschutzscheibe des Vans ins Wageninnere blicken konnte. Dort waren die drei Kinder. Sie schienen zwischen drei und sieben Jahren alt zu sein und waren derart panisch, dass sie sich nicht selbst helfen konnten.
    »Es gibt ein Problem!«, rief Richie Lilli zu, die noch immer an der Tür zum Treppenschacht stand.
    Die gigantischen Wasserhände des Plansch hatten sich zum Bug des Schiffes vorgeschoben. Eine von ihnen langte nun in den offenen Mund der Fähre, packte zwei weitere Autos und riss sie in die Bucht hinaus, worauf die anderen Fahrzeuge ruckartig herabrutschten. Neben Richie rollte ein Auto weiter das Deck hinab. Der Minivan neigte
sich noch stärker zur Seite, und die kleinen Gesichter im Fenster verschwanden. Hinter sich hörte Richie ein lautes metallisches Scharren, und er musste sich flach auf den Boden werfen, als der aufgemotzte Truck geradewegs über ihn hinwegrollte und die übergroßen Reifen ihn nur um Haaresbreite verfehlten.
    »Ein großes Problem!«
    »Die Knobelbox!«, rief Lilli Richie zu. Sie verfluchte ihn leise, weil er sich in Gefahr brachte, dann verfluchte sie sich selbst, weil sie es zugelassen hatte. Sie waren Dämonenhüter, kein Rettungsteam.
    Richie hörte ihren Zuruf. Er eilte zur Seite des Decks und durchwühlte seinen Rucksack, zog die Knobelbox heraus und schleuderte sie über die verkeilten Autos hinweg zu Lilli. Lilli stürmte vor, hob den kleinen Kasten auf und öffnete den Deckel.
    »Zoot! Hilf uns!«
    Doch statt eines bunten Farbknäuels oder einer schimmernden Erscheinung zwängte sich ein Paar ledriger Reptilienflügel durch die Öffnung der Knobelbox. Lilli stöhnte auf, als Flappy herausschlüpfte.
    »Nein, nein, nein! Nicht du!«
    Sie versuchte, den kleinen Winddämon wieder in die Box zu stopfen. Erst vor wenigen Wochen hatten sie herausgefunden, dass der Minidrache für den schweren Sturm verantwortlich war, bei dem Nates Eltern im Meer vor den San-Juan-Inseln ums Leben gekommen waren. Sie, Richie und die hilflosen Kinder im Auto brauchten momentan wirklich nicht seine Sorte von Chaos.

    Aber der Winddämon schlüpfte ihr zwischen den Fingern
hindurch wie eine wehmütige Brise, die fest entschlossen war, sich einen Weg durch einen Lattenzaun zu bahnen. Plötzlich war der kleine Kerl frei. Und sobald er frei war, begann er zu wachsen.
    Richie wandte sich wieder zu dem Minivan um. Er versuchte die Tür zu öffnen, aber ohne Erfolg. Wenigstens hatten die Eltern der Kinder die Türen verriegelt, bevor sie ihre Sprösslinge allein auf dem Autodeck zurückgelassen hatten, wahrscheinlich mit einem DVD-Player und einem Zeichentrickfilm, damit die Kleinen beschäftigt waren, während sie selbst auf einen Kaffee nach oben gegangen waren. Er spähte durchs Fenster.
    Die Kinder lagen verrenkt auf dem Rücksitz, umgeben von aufgeblähten Airbags. Sie schrien wie am Spieß und das war auch ihr gutes Recht – die Yakima hatte sich inzwischen fast im Dreißig-Grad-Winkel aufgestellt, und jedes Mal, wenn ein Auto herabrutschte, polterte es über die anderen hinweg, riss Metall auf und drückte Scheiben ein.
    Die einzige Tür, an die Richie herankam, war eingedrückt. Er riss am Griff, aber es tat sich nichts. Er hämmerte gegen die Scheibe, um die Aufmerksamkeit der Kinder zu wecken. Der Junge mit der Baseballkappe schaute auf. Zu rufen wäre sinnlos – die Zusammenstöße, die Schreie und das donnernde Platschen, mit dem die Autos ins Wasser fielen, würden ihn übertönen. Richie formte seine Worte mit den Lippen.
    »Die … Tür. Entriegel … die … Tür.«
    Er deutete auf den Türgriff, drückte sein Gesicht an die Scheibe und lächelte, um das Vertrauen des Jungen zu gewinnen.
Der Kleine starrte ihn einen Moment lang an, dann erbrach er sich ans Fenster.
    Richie wich zurück. »Äh, eklig!«,

Weitere Kostenlose Bücher