Fieses Karma
fragt Spencer plötzlich.
Ich wende den Kopf ab und blicke aus dem Fenster. Ich begreife nicht, warum wir nicht einfach zu ihm fahren, uns ein paar Stunden vergnügen und es darauf beruhen lassen können. Warum reicht ihm das nicht? Im Ernst, was für ein Problem hat der Typ eigentlich? Ist das nicht angeblich das, wovon jeder Mann träumt? Eine Affäre ohne Verpflichtungen? Ohne Komplikationen?
Ohne Spraysprüche auf dem Spind?
Spencer streckt die Hand aus und legt sie mir aufs Bein. Es fühlt sich gut an, auch wenn ich ihn immer noch nicht ansehe. »Maddy«, sagt er sanft. »Ich würde das, was Mason dir angetan hat, nie machen.«
Ich kann mich nicht länger zurückhalten. Mein Zorn kocht über. Ich ertrage Spencers Theater, ein guter Mensch und besser als Mason zu sein, keine Sekunde länger. Daher wende ich mich ihm zu und sprudele heraus: »Nein, du würdest nur fiese Sprüche auf meinen Spind sprühen!«
Spencer fällt aus allen Wolken. Er fährt sogar an den Straßenrand und parkt dort. Als er mir den Kopf zuwendet, blinzeln seine Augen in der Nachmittagssonne, die auf uns herunterbrennt. »Glaubst du wirklich, ich hätte so was auf Jennas Spind geschmiert?«
Okay, er ist also sauer. Das kann ich sehen. Vielleicht war es keine so gute Idee, einfach so damit herauszuplatzen. Aber was soll’s? Ich bin auch sauer. Und das zu Recht. Also sehe ich ihn prüfend an.
»Etwa nicht?«
Spencer senkt verlegen den Kopf und ich merke, dass ich ihn in die Ecke getrieben habe. Jetzt wird er alles zugeben müssen. Er wird zugeben müssen, dass er doch kein so guter Mensch ist. Und dass mein Zögern, mit ihm auszugehen, ganz richtig war.
Doch dann sagt er offen: »Nein, das war ich nicht.«
»Ja, logisch.« Ich versuche noch nicht einmal zu verbergen, dass ich ihm kein Wort glaube.
Spencer antwortet nicht. Er schüttelt nur den Kopf und meint: »Das ist der Grund, warum ich die Highschool so hasse.«
Wenn man mich fragt, spricht er in Rätseln. Ganz zu schweigen davon, dass es eine Ausflucht ist. Also frage ich ihn unumwunden: »Willst du etwa behaupten, dass du Jennas Spind nicht vollgesprüht hast, nachdem sie mit dir Schluss machen wollte?«
»Nein!«, sagt Spencer mit ziemlich genervter Stimme. »Und sie wollte auch nicht mit mir Schluss machen. Ich habe mit ihr Schluss gemacht!«
Ich runzle verwirrt die Stirn. »Hast du echt?«
Spencer nickt und sein schmerzhafter Gesichtsausdruck verrät mir, dass er die Wahrheit sagt. »Du darfst nicht alles glauben, was Heather Campbell durch die Gerüchteküche bläst, Maddy.«
»Wer hat es dann geschrieben?«, frage ich sofort.
»Keine Ahnung. Wenn ich raten müsste, dann würde ich wetten, es war Jenna.«
»Das ist absolut lächerlich«, gebe ich bissig zurück, ohne nachzudenken. »Warum sollte Jenna so was auf ihren eigenen Spind sprühen?«
Spencer hebt die Hände. »Ich weiß es nicht, aber es wäre das Logischste.«
Jetzt bekomme ich Kopfschmerzen. »Warum zum Teufel soll das logisch sein?«
»Überleg mal, Maddy. Jenna will auf keinen Fall, dass die anderen erfahren, dass ich mit ihr Schluss gemacht habe. So was ist ihr unheimlich wichtig. Ist es denen allen.«
Etwas an der Art, wie er das Wort denen betont, gibt mir Rätsel auf. Als würden sie zu einem Untergrundkult gehören, mit dem er nichts zu tun hat. Ich meine, mir ist zwar klar, dass Spencer anders ist als Jenna und Heather, aber ich habe ihn wohl nie ganz getrennt von dieser Clique gesehen. Selbst dann nicht, als wiranfingen, uns zu küssen. Ich – und ich glaube, auch die meisten anderen – verbinden den Namen Spencer Cooper automatisch mit der In-Clique.
Ich denke darüber nach, was er gesagt hat. Nach einer Weile klingt es gar nicht mehr so absurd wie anfangs. »Also wie war das? Wenn sie ihren eigenen Spind mit Farbe besprüht, dann klingt ihre Version der Geschichte glaubwürdiger?«
Spencer zuckt mit den Schultern. »Das nehme ich an. Ich weiß nicht. Es ist so hirnrissig, dass ich es kaum kapiere. Aber so tickt sie nun mal.«
Erstaunlicherweise kapiere ich es. Vielleicht weil ich ein Mädchen bin. Oder vielleicht, weil ich den Großteil meiner Jahre an der Highschool damit verbracht habe, Heather Campbell und ihre Anhängerschaft aus der Ferne zu beobachten. Und eins weiß ich: Die Erleichterung, die ich jetzt spüre, ist überwältigend. Ich muss mich stark zusammenreißen, um nicht auf Spencers Schoß zu hüpfen und meine Arme um seinen Hals zu legen.
Denn auch wenn er in den
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