Fieses Karma
wirklich helfen kann), durch meine Adern fließt – auf alle Fälle ist es einer der besten Küsse, die ich je bekommen habe.
Als der Kuss vorbei ist, sieht mir Spencer in die Augen und sagt mir, dass er stolz auf mich ist. Und ich bin selbst ein bisschen stolz auf mich.
Der Glaubenstest
Ja, klar mache ich mir wegen Mittwoch Sorgen. Schließlich ist morgen schon Mittwoch, und auch wenn ich mich voll auf mein neues ehrenamtliches Nachhilfeprogramm gestürzt habe, habe ich Jennas Frist nicht vergessen. Wir müssen ihrer unverschämten Forderung nachgeben, sonst macht sie das Karma-Klub-Notizbuch öffentlich und dann gehen wir in Flammen auf.
Ich bin ziemlich sicher, dass mir die Nachhilfe dabei nicht helfen kann, egal wie viele Stunden ich umsonst gebe.
Ich bemühe mich jedoch, daran zu glauben. Ihr wisst schon: an die Macht des Guten. Daran glauben, dass die Veränderung an meinem eigenen Verhalten mein Schicksal zum Guten wenden wird und dass sich diese ganze Geschichte mit Jenna auf wundersame Weise löst. Meine Freundinnen werden mir vergeben und alles wird wieder in Ordnung kommen.
Doch als der Mittwochmorgen schließlich da ist, habe ich immer noch keinen Plan. Nicht dass ich gar nichts hätte. Ich habe Spencer und der ist wundervoll. Und ich habe mein Nachhilfeprogramm. Außerdem habe ich schon sechs Tutoren, die sich freiwillig gemeldet haben. Was ich meine, ist, dass ich nichts habe, mit dem ich die Bösartigkeit von Jenna LeRoux mit ihrem fiesen Notizbuchplan abwenden könnte.
Ihr versteht also, warum ich nervös bin.
Wir vier – Jenna, Jade, Angie und ich – sind für den Nachmittag nach dem Unterricht an einer versteckten Ecke des Schülerparkplatzes verabredet. Jenna glaubt, dass wir uns treffen, um die Einzelheiten von Spencers Untergang zu besprechen, und meine Freundinnen denken, dass wir uns dort treffen, weil ich einen Ausweg gefunden habe. Denn das Notizbuch nicht zurückzubekommen, kommt für sie nicht infrage. Egal wie sehr ich versucht habe, sie davon zu überzeugen, dass Spencer nicht verdient hat, das Opfer von Jennas Rache zu werden.
Als ich auf die Ecke des Parkplatzes zugehe und sehe, dass Jade und Angie schon auf mich warten, wird mir ganz mulmig zumute. Der Moment der Wahrheit ist gekommen. In den nächsten fünf Minuten muss irgendwas passieren, sonst bin ich erledigt. Oder vielmehr ist es dann Spencer, der erledigt ist.
Ich bleibe ungefähr einen Meter vor den beiden stehen und sehe sie an. Sie wirken wie die verkleinerte Version des Kleeblatts, das wir mal waren. Plötzlich merke ich, wie es sich anfühlt, außen vor zu stehen. Denn während ich eine Armeslänge von ihnen entfernt bin und ihre Nähe sehen kann – und nicht nur die äußerliche, sondern auch die freundschaftliche Nähe –, würde ich am liebsten in Tränen ausbrechen. Ich vermisse sie so sehr, dass es wehtut. Und während ich hier stehe und so gern wieder dazugehören würde, wird mir das erst richtig klar.
Es lässt sich unmöglich sagen, ob sie mich auch vermissen, denn ihre Mienen sind wie versteinert. Und wenn man die Tatsache bedenkt, dass keine von beiden auf meine Anrufe reagiert hat, muss ich davon ausgehen, dass sie immer noch total sauer auf mich sind.
»Also, was hast du dir einfallen lassen?«, fragt Jade mit kalter und abweisender Stimme; sie zeigt keinerlei Gefühl.
»Mhm«, sage ich und muss plötzlich nach Worten ringen. »Das werdet ihr gleich herausfinden.«
Ich nehme an, das werden wir alle gleich herausfinden , denke ich. Denn leider ist mir immer noch nichts eingefallen.
In der Ferne taucht ein Auto auf, das ich nicht kenne. Es steuert aber auf die letzte Reihe von Parkplätzen zu und nähert sich gleich darauf uns. Ich blinzle, um den Fahrer besser erkennen zu können. Das muss Jenna sein, die hergekommen ist, um ihren Erpresserscheck abzuholen.
Und in diesem Augenblick wird mir klar, dass ich einen Riesenfehler gemacht habe. Einen gigantischen. Wieso habe ich mir nicht irgendwas einfallen lassen? Wie konnte ich hier mit leeren Händen auftauchen und alles dem Schicksal überlassen? Welcher Vollidiot würde so was tun? Das ist so ziemlich das Bescheuertste, was ich je gehört habe. Sogar noch bescheuerter als der Witz über den Typ, der bei einer Überschwemmung von den Fluten erfasst wird. Er ist so sehr davon überzeugt, dass Gott ihn retten wird, dass er die Hilfe zweier Rettungsboote und eines Hubschraubers ablehnt. Ihr wisst, was dann passiert ist, oder? Er ertrinkt. Ja, er
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