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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Seitenstraßen absperren sollten, wenn die Stiere aus den Umfriedungen heraus morgens auf ihrem Weg durch die Straßen in die Arena gelaufen kamen. Die Arbeiter gruben Löcher und paßten die Pfosten ein, und jeder Pfosten war für einen bestimmten Platz numeriert. Draußen auf dem Plateau jenseits der Stadt übten Angestellte der Arena Picadorpferde ein, indem sie sie steifbeinig auf dem harten, Sonnengebackenen Feld hinter der Arena Galopp ritten. Das große Tor zur Arena stand offen; man machte das Amphitheater sauber. Die Arena wurde gewalzt und besprengt, und Tischler ersetzten schwache oder geborstene Planken der barrera. Wenn man am Rand des glattgewalzten Sandes stand, konnte man die alten Frauen beobachten, die die Logen fegten.
    Der Zaun, der draußen von der letzten Straße der Stadt bis zum Eingang der Arena führte, war bereits fertig und bildete eine lange Einfriedung; die Menge würde hier am Morgen des ersten Tages der Stierkämpfe entlanglaufen und hinter ihnen die Stiere. Hinten in der Ebene, wo später der Pferde-und Viehmarkt stattfand, kampierten Zigeuner unter den Bäumen. Die Wein-und Aguardienteverkäufer stellten ihre Buden auf. Eine Bude machte für Anis del Toro Reklame. Die Stoffschilder hingen in der heißen Sonne gegen die hölzernen Balken. Auf dem großen Platz, dem Mittelpunkt der Stadt, sah man noch keine Veränderungen. Wir saßen in den weißen Korbstühlen auf der Terrasse des Cafés und beobachteten, wie die Omnibusse ankamen und die Bauern, die aus der Umgegend zum Markt kamen, ausluden, und wir beobachteten, wie die Omnibusse sich wieder füllten und mit den Bauern und ihren Satteltaschen, die mit den Dingen, die sie in der Stadt gekauft hatten, vollgestopft waren, wieder losfuhren. Die großen grauen Omnibusse waren bis auf die Tauben und den Mann mit dem Schlauch, der den kiesbestreuten Platz und die Straßen besprengte, das einzige, was den Platz belebte.
    Am Abend war der paseo. Eine Stunde nach dem Essen gingen alle, all die gutaussehenden Mädchen, die Offiziere der Garnison und alle eleganten Leute der Stadt, in der Straße auf der einen Seite des Platzes auf und ab, während sich die Tische der Cafés mit dem Stammpublikum füllten, das immer nach Tisch dort zu sitzen pflegte.
    Morgens saß ich meistens im Café und las die Madrider Zeitungen und ging dann entweder in der Stadt oder auf dem Land spazieren. Manchmal kam Bill mit. Manchmal schrieb er in seinem Zimmer. Robert Cohn verbrachte seine Vormittage mit spanischen Studien oder versuchte, sich beim Friseur rasieren zu lassen. Brett und Mike standen nie vormittags auf. Wir tranken alle einen Wermut im Café. Es war ein friedliches Leben, und keiner war betrunken. Ich ging ein paarmal zur Kirche, einmal mit Brett. Sie sagte, sie wolle meine Beichte mit anhören, ich sagte ihr aber, daß es nicht nur unmöglich, sondern auch viel weniger interessant sei, als es klänge, und außerdem wäre es in einer Sprache, die sie nicht verstände. Wir trafen Cohn, als wir aus der Kirche kamen, und obschon es klar war, daß er uns nachgekommen war, war er sehr angenehm und nett, und wir gingen zu dritt bis zum Zigeunerlager spazieren, und Brett ließ sich weissagen.
    Es war ein schöner Morgen; über den Bergen standen große weiße Wolken. In der Nacht hatte es ein bißchen geregnet, und auf dem Plateau war es frisch und kühl, und man hatte eine wunderbare Aussicht. Wir fühlten uns alle gesund und zufrieden, und ich hatte gegen Cohn freundschaftliche Gefühle. An so einem Tag konnte einen nichts aus dem Gleichgewicht bringen. Dies war der letzte Tag vor der Fiesta.

8
    Sonntag mittag, den 6. Juli, brach die Fiesta aus. Es gibt keinen anderen Ausdruck dafür. Den ganzen Tag über waren Leute vom Land in der Stadt eingetroffen, aber da sie sich in der Stadt verstreuten, bemerkte man sie nicht. Der Platz lag genauso ruhig wie an allen anderen Tagen in der heißen Sonne. Die Bauern saßen in den außerhalb liegenden Weinhandlungen. Dort tranken sie, um sich für die Fiesta vorzubereiten. Sie waren so frisch von den Ebenen und Bergen hereingekommen, daß es notwendig war, sich langsam an alle Werte zu gewöhnen. Sie konnten nicht von Anfang an die Preise in den Cafés bezahlen. Sie bekamen Entsprechendes für ihr Geld in den Weinhandlungen. Das Geld hatte für sie noch den Wert von soundso viel Arbeitsstunden oder soundsoviel Scheffeln verkauften Getreides. Am Ende der Fiesta war es ihnen dann ganz gleich, was sie bezahlten und wo

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