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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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gebracht. Sie ist zu Bett gegangen.»
    «Wie hat es ihr gefallen?»
    «Glänzend. Wir haben ihr erzählt, daß es jeden Morgen so sei.»
    «Hat ihr sehr imponiert», sagte Mike.
    «Sie wollte, daß wir auch in die Arena runtergehen sollten», sagte Bill. «Sie ist für Bewegung und Leben.»
    «Ich sagte ihr, das sei nicht fair gegen meine Gläubiger», sagte Mike.
    «Was für ein Morgen», sagte Bill. «Und was für eine Nacht!»
    «Was macht dein Kinnladen, Jake?» fragte Mike.
    «Wund», sagte ich.
    Bill lachte.
    «Warum hast du ihm nicht eins mit einem Stuhl versetzt?»
    «Du hast gut reden», sagte Mike. «Er hätte dich auch k. o. geschlagen. Ich hab überhaupt gar nicht gesehen, wie er mich geboxt hat. Ich sah ihn ganz ruhig dastehen, und dann saß ich ganz plötzlich auf der Straße und Jake lag unterm Tisch.»
    «Wo ist er denn dann hingegangen?» fragte ich.
    «Da ist sie», sagte Mike, «hier ist die schöne Dame mit dem Bier.»
    Das Zimmermädchen stellte das Tablett mit den Bierflaschen und Gläsern auf den Tisch.
    «Bringen Sie noch drei Flaschen», sagte Mike.
    «Wo ging Cohn hin, nachdem er mich vermöbelt hatte?» fragte ich Bill.
    «Weißt du denn nichts davon?» Mike öffnete eine Bierflasche. Er goß das Bier in eines der Gläser und hielt dabei das Glas nahe an die Flasche.
    «Wirklich nicht?» fragte Bill.
    «Na, er ging rein und fand Brett und den kleinen Stierkämpfer im Zimmer des Stierkämpfers, und dann massakrierte er den armen dämlichen Stierkämpfer.»
    «Nein.»
    «Doch.»
    «Was für eine Nacht!» sagte Bill.
    «Er hat den armen, guten Stierkämpfer beinahe getötet. Dann wollte Cohn Brett dort rausbringen. Ich nehme an, daß er eine anständige Frau aus ihr machen wollte. Verdammt rührende Szene.»
    Er nahm einen langen Schluck Bier.
    «Er ist ein Esel.»
    «Was passierte dann?»
    «Brett hat’s ihm gegeben. Sie hat ihm ihre Meinung gegeigt. Ich fand sie fabelhaft.»
    «Na und ob», sagte Bill.
    «Daraufhin brach Cohn zusammen und weinte und wollte dem Stierkämpferknaben die Hand schütteln. Er wollte auch Brett die Hand schütteln.»
    «Ich weiß. Mir auch.»
    «So? Na, sie haben sich auf nichts eingelassen. Der Stierkampfjüngling hat sich anscheinend sehr gut benommen. Er hat nicht viel gesagt, aber er ist immer wieder aufgestanden und immer wieder zu Boden geschlagen worden. Cohn konnte ihn nicht k. o. schlagen. Es muß furchtbar komisch gewesen sein.»
    «Wo hast du denn das alles her?»
    «Von Brett. Ich sah sie heute früh.»
    «Was passierte denn zum Schluß?»
    «Ich glaube, der Stierkampfjüngling saß auf dem Bett. Er war ungefähr fünfzehnmal am Boden gewesen, aber er wollte weiterkämpfen. Brett hielt ihn fest und wollte ihn nicht aufstehen lassen. Er war schwach, aber Brett konnte ihn nicht halten, und er stand doch auf. Dann sagte Cohn, daß er ihn nicht noch mal schlagen würde. Sagte, daß er das nicht tun könnte. Sagte, das wäre niederträchtig. Anscheinend ist dann der Stierkampfjüngling auf ihn zugestolpert. Cohn hat sich gegen die Wand zurückgezogen.
    ‹Also Sie wollen mich nicht schlagen?›
    ‹Nein›, sagte Cohn. ‹Ich würde mich schämen.›
    Darauf schlug ihm der Stierkampfjüngling, so hart er konnte, mit der Faust ins Gesicht und fiel dann zu Boden. Brett sagte, er konnte nicht aufstehen. Cohn wollte ihn aufheben und aufs Bett legen. Er sagte, wenn ihm Cohn helfen würde, würde er ihn totschlagen, und er würde ihn auf jeden Fall heute früh töten, wenn Cohn nicht inzwischen die Stadt verlassen hätte. Cohn weinte, und Brett hat ihn schön abfahren lassen, und er wollte ihnen die Hand schütteln. Das hab ich dir aber schon vorher erzählt.»
    «Erzähl ihm den Rest», sagte Bill.
    «Ich glaube, der Stierkampfjüngling saß auf der Erde. Er wartete auf neue Kräfte, um Cohn noch eine runterzuhauen. Brett wollte nichts vom Händeschütteln wissen und Cohn weinte und sagte ihr, wie sehr er sie liebe, und sie sagte ihm, er solle nicht so ein blödsinniger Esel sein. Dann beugte sich Cohn über den Stierkampfjüngling, um ihm die Hand zu reichen. Schwamm drüber, nichts nachtragen, weißt du? Alles vergeben. Und der Stierkampfjüngling schlug ihm nochmals ins Gesicht.»
    «Der Junge hat’s in sich», sagte Bill.
    «Er hat Cohn ruiniert», sagte Mike. «Weißt du, ich glaube, Cohn wird nie wieder in seinem Leben die geringste Lust haben, sich mit Leuten herumzuschlagen.»
    «Wann hast du Brett gesehen?»
    «Heute früh. Sie kam herein, um was zu

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