Fiesta
Vormittagsspaß. £5 muy flamenco.»
«Ja, schlimm.»
«Das ist nichts für mich», sagte der Kellner. «Das ist kein Spaß für mich.»
Im Laufe des Tages erfuhren wir, daß der getötete Mann Vicente Girones hieß und aus der Nähe von Tafalla stammte. Am nächsten Tag lasen wir in der Zeitung, daß er 28 Jahre alt war, ein Stück Land, eine Frau und zwei Kinder besaß. Auch nach seiner Verheiratung war er noch jedes Jahr zur Fiesta gekommen. Am nächsten Tag kam seine Frau aus Tafalla, um bei der Leiche zu wachen, und einen Tag darauf wurde in der Kapelle von San Fermin ein Trauergottesdienst abgehalten, und der Sarg wurde von einigen Mitgliedern des Tanz-und Trinkvereins von Tafalla zum Bahnhof getragen. Die Trommler marschierten an der Spitze, dann kamen die Pfeifenbläser mit Musik, und hinter den Männern, die den Sarg trugen, ging die Frau mit den zwei Kindern… Hinter ihnen marschierten alle Mitglieder der Tanz-und Trinkvereine von Pamplona, Estella, Tafalla und Sanguesa, die über die Zeit des Begräbnisses hatten dableiben können. Der Sarg wurde in den Gepäckwagen des Zugs geladen, und die Witwe fuhr mit ihren zwei Kindern zusammen in einem offenen Wagen dritter Klasse. Der Zug setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und lief dann glatt hinunter, um das Plateau herum, zwischen den Getreidefeldern hindurch, die im Winde hin und her schwankten, durch die Ebene, auf dem Weg nach Tafalla.
Der Stier, der Vicente Girones getötet hatte, hieß Bocanegra und war Nummer 118 aus dem Stiergestüt von Sanchez Taberno, und Pedro Romero tötete ihn am gleichen Nachmittag als dritten Stier. Man schnitt ihm nach dem Willen des Volkes ein Ohr ab und gab es Pedro Romero, der es wiederum Brett schenkte, die es in ein mir gehöriges Taschentuch einwickelte und beides, Ohr sowohl wie Taschentuch, mit einer Anzahl Muratti-Zigarettenstummel im hintersten Winkel des Nachttischs, der neben ihrem Bett im Hotel Montoya in Pamplona stand, liegenließ.
Im Hotel saß der Nachtportier drinnen auf einer Bank neben der Tür. Er hatte die ganze Nacht dort zugebracht und war sehr verschlafen. Er stand auf, als ich kam. Drei Kellnerinnen kamen zu gleicher Zeit mit mir. Sie hatten sich das morgendliche Schauspiel im Toril angesehen. Sie gingen lachend die Treppe hinauf. Ich folgte ihnen nach oben und ging in mein Zimmer. Ich zog meine Schuhe aus und legte mich auf mein Bett. Das Fenster nach dem Balkon war offen, und die Sonne fiel hell ins Zimmer. Ich fühlte mich gar nicht schläfrig. Es mußte ungefähr halb vier gewesen sein, als ich zu Bett gegangen war, und die Musik hatte mich um sechs geweckt. Mein Kinn tat mir auf beiden Seiten weh. Ich befühlte ihn mit Daumen und Zeigefinger. Dieser verdammte Cohn. Er sollte doch lieber losschlagen, wenn man ihn zum erstenmal beleidigte, und dann abziehen. Er war so sicher, daß Brett ihn liebte. Nein, er würde ausharren, und wahre Liebe würde alles besiegen. Jemand klopfte an meine Tür.
«Herein.»
Es waren Bill und Mike. Sie setzten sich auf mein Bett.
«Ein schöner encierro», sagte Bill. «Ein schöner encierro.»
«Hör mal, warst du denn nicht da?» fragte Mike. «Klingle doch nach Bier, Bill.»
«Was für ein Morgen!» sagte Bill. Er wischte sich sein Gesicht ab. «Mein Gott, was für ein Morgen. Und hier ist der gute alte Jake! Der alte Jake, der lebende punching-ball.»
«Was ist denn drinnen losgewesen?»
«Großer Gott», sagte Bill, «was ist denn eigentlich passiert, Mike?»
«Die Stiere kamen rein», sagte Mike. «Dicht vor ihnen war die Menge, und irgendein Kerl stolperte und riß ein paar mit sich.»
«Und die Stiere stürmten direkt über sie weg», sagte Bill.
«Ich hörte sie schreien.»
«Das war Edna», sagte Bill.
«Ein paar Kerle kamen und schwenkten ihre Hemden.»
«Ein Stier stürmte an der barrera entlang und riß alle zu Boden.»
«Man hat ungefähr zwanzig Leute ins Krankenhaus gebracht», sagte Mike.
«Was für ein Morgen», sagte Bill. «Die verdammte Polizei nahm unentwegt Leute fest, die mit Hilfe der Stiere Selbstmord begehen wollten.»
«Zum Schluß nahmen die Ochsen sie mit rein», sagte Mike.
«Es dauerte ungefähr eine Stunde.»
«In Wirklichkeit dauerte es eine Viertelstunde», widersprach Mike.
«Geh zum Teufel», sagte Bill. «Du warst doch im Krieg. Mir kam es wie zwei und eine halbe Stunde vor.»
«Wo bleibt denn unser Bier?» fragte Mike.
«Was habt ihr denn mit der reizenden Edna gemacht?»
«Wir haben sie eben nach Hause
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