Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
ihr vorübergegangen. Und wiederum würde sie
nicht im Rampenlicht stehen. „Nun gut,” sagte sie eher zu sich selbst als zu
den anderen. „Fast hätte ich es geschafft, nicht wahr?”
Der
Leutnant hatte keine Ahnung, wovon sie redete, nicht aber Louis, und als Leana
ihn anschaute und hoffte, Mitleid und ein bisschen Verständnis in seinen Augen
zu finden, entdeckte sie nichts außer einer beherrschten Wut, die er nur
schwerlich unterdrücken konnte.
Er
sprach den Leutnant an. „Würden Sie uns bitte entschuldigen? Ich hätte gerne
einen Moment alleine mit ihr.”
Der
Leutnant nickte und ging zu den beiden Barmännern hinüber.
„Nicht,”
sagte Louis. „Drei Ihrer Leute bewachen ihn bereits. Ich möchte, dass Sie in
die Lobby zurückkehren, wo es noch mehr von denen geben könnte. Suchen Sie Zack
Anderson und sagen Sie ihm, er soll die Gäste dahingehend informieren, dass
Leana Redman die heutige Ansprache nicht halten wird.” Er merkte am Gesicht des
Mannes, wie er zögerte, und sagte: „Vergessen wir nicht, dass Sie für mich arbeiten.”
Der
Mann verließ den Raum.
„Ich
weiß, wie viel Ihnen diese Rede bedeutet hat,” sagte Louis zu Leana. „Es tut
mir Leid, dass sich die Dinge anders entwickelt haben.”
Leana
hob den Kopf. Ich wette, es tut dir Leid, dachte sie. Es war ihr klar, dass diese Ansprache – von ihr gehalten
– mehr für ihn bedeutete, als die Eröffnung dieses Hotels. Aber es gab
wichtigere Dinge, die sie loswerden musste. „Sie müssen mir jetzt sagen, was
Sie wissen. Wer hat meine Schwester ermordet?”
Er
führte sie über die leere Lobby und zu einer beleuchteten Front von
Fahrstühlen. „Ich kann Ihnen etwas Besseres anbieten, als es Ihnen nur zu
sagen,” entgegnete er. „Ich kann Sie zu ihm bringen.”
„Mich
zu ihm bringen?” sagte sie.
„Spocatti
hält ihn oben fest. Im Moment wartet der Mann, den Sie suchen, in Ihrem Büro.
Ich schlage vor, wir knöpfen uns diesem Schweinehund jetzt vor und beenden das
ein für allemal.”
* * *
Jack
Douglas hörte das Klacken von Elizabeth Redmans Absätzen und sah ihren Schatten
an der entfernteren nördlichen Wand auftauchen, bevor er sie wirklich sehen
konnte.
Er
unterbrach sein Auf- und Abgehen im Foyer und beobachtete, wie sie am Ende des
Ganges um die Ecke bog. Sie trug ein cremefarbenes Seidenkostüm, das so fein
war, dass es durchsichtig hätte sein können, wenn ihre Haut nicht so blass
gewesen wäre. Während sie sich ihm näherte, entdeckte Jack in ihrem Verhalten
nichts, was Verärgerung oder Überraschung aufgrund seiner unerwarteten Präsenz
verraten hätte.
Und
dennoch wusste er, dass sie nicht erfreut sein würde, ihn zu sehen. Sie hatte
keinen Zweifel daran gelassen, dass sie ihn für Celinas Tod verantwortlich
hielt.
Jack
ging ihr entgegen und dachte, wenn sie ihm nicht helfen würde, müsste sie
eventuell den Tod ihrer anderen Tochter in Kauf nehmen. „Es tut mir Leid, so
einfach hier einzudringen,” sagte er, „aber ich muss mit George reden. Wissen
Sie, wo er ist?”
Als
Jack den Namen ihres Mannes aussprach, verharrte Elizabeth Redman kaum merklich
in ihrem Schritt. Dann blieb sie in der Mitte des Gangs stehen und sagte kühl:
„Mein Mann ist nicht hier, Mr. Douglas.”
Und
ohne ein weiteres Wort zu verlieren, trat sie ins Wohnzimmer.
Jack
blieb einen Moment lang stehen, wo er gerade stand, überlegte kurz und ging ihr
dann nach. Sie war auf der anderen Seite des Zimmers an ein Fenster getreten,
das den Blick nach Norden freigab, auf die kreisenden Lichter des Hotel Fifth.
Wenn sie wusste, dass er im Zimmer war, ließ sie sich das jedoch nicht
anmerken.
Das
war nicht die richtige Zeit für Spielchen. „Ich weiß, wer Celina umgebracht
hat,” sagte er. „Ich weiß, wer die Scheinwerfer mit Sprengstoff manipuliert
hat. Wenn Sie möchten, dass ich den Mann fasse und das alles hier beende, dann
schlage ich vor, Mrs. Redman, dass Sie den ganzen Blödsinn sein lassen und mir
helfen.”
Elizabeth
wandte sich ihm zu. Sie war erschrocken über seinen Ton ihr gegenüber sowie
auch über das, was er gerade zu ihr gesagt hatte.
„Wo
ist George?” sagte er nochmals. „Sie müssen doch wissen, wo er sich befindet.”
„Sie
wissen, wer Celina ermordet hat?”
„Jawohl,”
sagte er. „Aber ich muss mit George sprechen.”
„Sie
trat vom Fenster weg und setzte sich in einen weißen Sessel aus Chintz. Sie
schien sehr abgespannt, als sie sagte: „Ich weiß nicht, wo er ist. Er
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