Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
fühlte sich wie ein Kind zu Weihnachten; sie
stürzte aus ihrem Apartment, rannte die fünf Treppen hinunter und schoss aus
dem Gebäude.
Um
diese Zeit am Morgen waren die Gehsteige noch fast leer. Nur einige wenige
Menschen mit NYU Sweatshirts joggten die Fifth Avenue Richtung Washington
Square hinunter.
Leana
ging zu dem Wagen. Sie fuhr mit der Hand die glatte schwarze Oberfläche
entlang, lauschte dem angsteinflößenden Gebrummel des Motors, hob die Fahrertür
an und ließ sie wieder nieder und konnte einfach nicht anders als lächeln. Das
Auto war ein Kunstwerk.
Sie
kletterte hinein, griff nach den Rosen und tauchte ihre Nase hinein. Vor drei
Jahren war sie in einer Rehabilitationsklinik für Drogenabhängige und bereit,
einem Leben, von dem sie überzeugt war, dass es sich nicht länger lohne, die
Absage zu erteilen. Und jetzt saß sie in dem neuen Flügeltürer Mercedes, den
ihr Arbeitgeber für sie gekauft hatte, und würde bald das größte Hotel in New
York leiten. Diese Entwicklung fand sie einfach unglaublich.
Das
Mobiltelefon, das Ryan zurückgelassen hatte, meldete sich. Es lag auf dem
Beifahrersitz. Leana griff danach. „Ich bin begeistert,” sagte sie.
Louis
lachte. Sie konnte hören, wie der Verkehr an ihm vorbeirauschte, und ahnte,
dass sein Fenster geöffnet war. „Da bin ich froh,” sagte er. „Und glauben Sie
mir – Sie werden ihn sich verdienen. Nun zu etwas anderem: Ich bin auf
dem Weg zu dem Hotel. Warum probieren Sie das Fahrzeug nicht aus und treffen
mich dort? Ich denke, es ist an der Zeit herauszufinden, wo Sie Ihren Erfolg
feiern werden.”
Panik
ergriff sie. „Ich habe keine Ahnung, wie man dieses Ding fährt. Es hat zuviel
Kraft. Können Sie den Motor hören?
Er brüllt.”
„Er
schnurrt,” sagte er. „Dieser Wagen schnurrt. Aber Sie können ihn zum Brüllen
bringen.”
„Ich
muss mich umziehen,” sagte sie. „Und mich duschen –“
„Unsinn,”
sagte Louis. „Sie sehen perfekt aus – so, wie Sie sind. Und außerdem
werden wir alleine sein. Das ist ein Versprechen.”
* * *
Das
Hotel schien den Himmel zu berühren.
Als
Leana vorfuhr, schaute sie an den riesigen Flächen von reflektierendem Glas
empor, betrachtete die ultramodernen Fahrstühle aus Glas, die an der Außenseite
des Gebäudes hinauf- und hinunterschossen, und spürte einen sich anbahnenden
Adrenalinrausch, als sie bemerkte, dass man das Gerüst abgeschlagen hatte.
Obschon
Louis gesagt hatte, dass die Arbeiten an dem 4.000 Zimmer-Hotel bald
abgeschlossen sein würden, hatte sie keine Ahnung gehabt, dass die Vollendung
so kurz bevorstand. Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. In ein paar Tagen werde ich dieses Hotel
führen.
Trotzdem
ihr Vater eine Anzahl von Hotels besaß, wusste Leana nichts über das
Hotelgeschäft. Aber sie war sich sicher, dass alles seine Ordnung haben würde. Harold wird mir helfen.
Mit
Ausnahme der externen Glasfahrstühle war das vielleicht auffälligste Merkmal
des Gebäudes sein Logo – es war schlank und modern, so raffiniert in
seinem Entwurf, dass es aussah, als wäre es für das nächste Jahrhundert
konzipiert. Genau über dem Eingang und von der Sonne angestrahlt waren die drei
folgenden Worte in drei Meter hohen Stahllettern angebracht:
Das
Hotel Fifth
Leana
betrachtete das Logo und spürte ein Frösteln – und gleich danach eine
wilde Entschlossenheit – in
sich aufsteigen. Ich werde das schaffen, dachte sie. Scheitern ist keine Option.
Sie
legte einen Gang ein und wollte gerade in die unterirdische Parkgarage fahren,
als sie einen Mann in einem tadellosen grauen Anzug rasch auf sich zukommen
sah; sein Lächeln war beinahe so blendend wie das Logo des Hotels. „Miss
Redman,” sagte er. „Herzlich willkommen.”
Er
kam auf ihre Seite des Wagens und bot ihr seine Hand an, die Leana schüttelte.
„Zack Anderson,” sagte er. „Ihr neuer Assistent.”
„Es
freut mich sehr,” sagte Leana und erinnerte sich schnell an ihr Aussehen. Louis
hatte gesagt, außer ihnen beiden wäre niemand hier, und somit hatte sie sich
auch nicht umgezogen. Aber dieser Mann, dieser Mann, der mindestens doppelt so
alt war wie sie, sah aus, als hätte man ihn gerade für das Titelblatt von GQ
fotografiert – und der würde für sie arbeiten.
„Ist
Louis hier?” fragte sie.
„Er
ist drinnen,” sagte Zack. „Gleich hinter diesen Türen. Möchten Sie, dass ich
Ihren Wagen parke?”
Leana
dankte ihm und stieg aus. Bevor sie
Weitere Kostenlose Bücher