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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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wegen der Außeninsel unternehmen müssen. Wer möchte Scotch?«
    »Ich gehe«, bot Quentin an.
    »Er steht da drüben auf dem Büfett.«
    »Nein. Ich meine die Außeninsel. Ich fahre raus und kümmere mich um die ausstehenden Steuern.«
    »Wie bitte?«, fragte Eliot leicht gereizt. »Wozu das denn? Die Außeninsel liegt am Arsch der Welt. Außerdem ist es eine finanzielle Angelegenheit. Wir schicken einen Emissär. Dazu sind die schließlich da.«
    »Schick mich stattdessen.«
    Quentin war sich selbst nicht ganz im Klaren darüber, woher dieser Impuls kam, er wusste nur, dass er irgendetwas tun musste. Er dachte an die kreisförmige Wiese und an den kaputten Uhrenbaum, und der Filmclip mit dem sterbenden Jollyby lief wieder von vorne ab. Welchen Sinn hatte das alles, wenn man jederzeit mir nichts, dir nichts tot umfallen konnte? Das wollte er herausfinden. Worin lag der verdammte Sinn?
    »Meine Güte«, warf Janet ein, »wir wollen doch keine Invasion starten. Warum sollten wir einen König zur Außeninsel entsenden? Die haben ihre Steuern nicht bezahlt, na und? Es wären ohnehin nur ungefähr acht Fische – nicht gerade die treibende Kraft unserer gesamten Wirtschaft.«
    »Ich bin im Nu wieder da, du wirst sehen.« Quentin wusste bereits, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Seine innere Spannung wich, kaum hatte er seinen Vorschlag ausgesprochen. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte ihn, obwohl er nicht mal genau wusste, weshalb. »Wer weiß, vielleicht lerne ich sogar noch etwas dazu.«
    Darin fand er seine neue Herausforderung: Steuern von einem Haufen Fischertölpel einzutreiben. Vor dem Abenteuer mit dem kaputten Baum war er zurückgeschreckt, und das war gut so. Er hatte ein anderes gefunden.
    »Es könnte als Zeichen der Schwäche interpretiert werden, nach der Sache mit Jollyby.« Eliot fingerte an seinem königlichen Kinn. »Na schön, aber beim ersten Anzeichen von Ärger machst du dich aus dem Staub.«
    »Ich bin ein König. Als würde das Volk mich nicht wiederwählen!«
    »Augenblick!«, warf Janet ein. »Du hast Jollyby doch nicht umgebracht, oder? Ist das etwa der Grund?«
    »Janet!«, stieß Eliot hervor.
    »Das ist mein Ernst. Alles passt zusammen …«
    »Nein, ich habe Jollyby nicht umgebracht«, antwortete Quentin.
    »Gut. Schön. Großartig.« Eliot strich das Thema von der Tagesordnung. »Außeninsel überprüfen. Das wär’s.«
    »Du willst dich doch hoffentlich nicht allein auf den Weg machen«, unkte Janet. »Gott weiß, wie die da draußen gepolt sind. Nicht dass du von den Insulanern niedergemetzelt wirst wie einst Captain Cook.«
    »Wird schon schiefgehen«, erwiderte Quentin. »Julia kommt mit. Oder, Julia?«
    Eliot und Janet starrten ihn an. Wie lange war es her, dass er die beiden das letzte Mal überrascht hatte? Oder jemand anderen? Er musste auf dem richtigen Weg sein. Er lächelte Julia an, und sie erwiderte seinen Blick, wobei ihr Gesichtsausdruck wegen ihrer vollständig schwarzen Augen unergründlich blieb.
    »Natürlich komme ich mit«, sagte sie nur.
     
    In jener Nacht stattete Eliot Quentin einen Besuch in seinem Schlafgemach ab.
    Als Quentin sein Gemach bezogen hatte, war er mit einem erschreckenden Berg scheußlich unechtem Mittelalterkitsch angefüllt gewesen. Seit Jahrhunderten waren alle vier Throne Whitespires nicht mehr gleichzeitig besetzt gewesen, und in der Zwischenzeit hatte der Krimskrams die leerstehenden königlichen Gemächer belagert und erobert wie eine unaufhaltsam vorrückende Armee: überzählige Kronleuchter und erloschene Lüster, deformiert und geplättet wie gestrandete Quallen, daneben unbespielbare Musikinstrumente, nicht umtauschbare Diplomatenpräsente, Stühle und Tischchen, so üppig verziert, dass sie durch bloßes Anschauen oder auch ganz von alleine zerbrechen konnten, tote Tiere, mitleidlos in der Position ausgestopft, in der sie um Gnade bettelnd den Tod gefunden hatten, Urnen, Krüge und andere, weniger leicht zu identifizierende Gefäße, von denen man nicht wusste, ob man daraus trinken oder reinpinkeln sollte.
    Quentin hatte das Zimmer bis in den letzten Winkel leerräumen lassen. Alles musste raus. Nur das Bett, einen Tisch, zwei Stühle, ein paar brauchbare Teppiche sowie einige gefällige und/oder politisch nützliche Wandbehänge hatte er behalten. Das war alles. Ein Wandteppich gefiel ihm besonders: Er zeigte einen kunstvoll ausgearbeiteten Greifvogel gerade in dem Moment, in dem er eine Kompanie von

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