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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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zusammenpassen würden. »Warum sollte sie Eliot wollen?«
    »Weil sie ihn nicht haben kann?«, schlug Alice sarkastisch vor, ohne seinen Blick zu erwidern. »Und weil sie alles haben will? Es wundert mich, dass sie sich noch nicht an dich herangemacht hat. Glaubst du etwa, sie hätte noch nicht mit Josh geschlafen?«
    Sie verließen den Irrgarten und stiegen die Stufen zur hinteren Terrasse hinauf, die vom gelblichen Licht erhellt wurde, das durch die Glastüren fiel, und mit den ersten Herbstblättern bestreut war. Alice wischte sich, so gut es ging, mit den Handballen das Gesicht ab. Sie trug sowieso nicht viel Make-up. Quentin blieb bei ihr und reichte ihr wortlos Taschentücher, damit sie sich die Nase putzen konnte, versunken in seine eigenen Grübeleien. Es wunderte ihn immer wieder, schon seit jeher, wie viel von der Welt um ihn mysteriös und verborgen war.

DAS FÜNFTE JAHR
    Dann kam der September, und nur Quentin und Alice blieben zurück. Die anderen waren abgereist, in einem Wirbel von fallenden Blättern und klirrendem frühen Frost.
    Es war ein Schock, sie gehen zu sehen, aber in diesen Schock mischte sich, wie der Alkohol in einen Cocktail, ein noch größeres Gefühl der Erleichterung. Quentin hatte sich immer gewünscht, dass das Verhältnis zwischen ihnen allen gut war, besser als gut, ja, perfekt. Doch Perfektion ist eine heikle Angelegenheit, denn kaum entdeckt man den geringsten Makel, ist sie ruiniert. Perfektion war ein Teil von Quentins Brakebills-Mythologie, die Geschichte, die er sich von seinem Leben hier erzählte, eine ebenso sorgfältig konstruierte und ehrfürchtig aufrechterhaltene Schilderung wie Fillory und weiter, und er wollte in der Lage sein, sie nicht nur sich selbst zu erzählen, sondern auch daran zu glauben. Doch das hatte sich als zunehmend schwierig erwiesen. Druck baute sich in einem unterirdischen Speichertank auf, und ganz am Ende hatte alles begonnen auseinanderzubrechen. Sogar Quentin mit seiner fast grenzenlosen Fähigkeit, das Offensichtliche zu ignorieren, hatte es allmählich kapiert. Vielleicht hatte Alice recht und Jane hasste sie wirklich und liebte Eliot. Vielleicht war es auch etwas anderes, etwas so grell Offensichtliches, dass Quentin nicht wagte, es direkt anzuschauen. Jedenfalls verschlissen die Bande, die sie zusammenhielten, nach und nach, und sie verloren ihre magische Fähigkeit, einander mühelos zu lieben. Doch jetzt, obwohl es nie mehr so werden würde wie früher, obwohl sie nie wieder auf dieselbe Weise zusammen sein würden, konnte er sich wenigstens so daran erinnern, wie er es wollte. Die Erinnerungen waren gesichert, für immer in Bernstein versiegelt.
    Kaum hatte das Semester angefangen, erledigte Quentin etwas, das er schon zu lange vor sich hergeschoben hatte: Er ging zu Dekan Fogg und erzählte ihm, was mit Julia geschehen war. Fogg runzelte lediglich die Stirn und versprach, sich darum zu kümmern. Am liebsten wäre Quentin über den Schreibtisch geklettert und hätte Fogg an den schicken Jackenaufschlägen gepackt für das, was er ihr angetan hatte, indem er die Erinnerungszauber vermurkst hatte. Er versuchte, Fogg zu erklären, dass er Julia in einer Art und Weise zum Leiden verdammt hatte, wie kein Mensch je leiden sollte. Fogg sah ihn nur an, weder gerührt noch ungerührt. Am Ende erreichte Quentin nichts weiter, als dass der Dekan ihm versprach, jede erdenkliche Regel bis zum Äußersten zu strapazieren, um ihr das Leben leichter zu machen. Mehr fiel ihm nicht ein. Als Quentin Foggs Büro verließ, fühlte er sich genauso mies wie zuvor.
    Wenn er beim Essen saß oder zwischen den Unterrichtsstunden durch die Flure wanderte, in die schräg das Nachmittagslicht hereinflutete, erkannte Quentin zum ersten Mal, wie abgeschottet er und Alice während der letzten beiden Jahre vom Rest der Schule gewesen waren und wie wenige Kommilitonen sie eigentlich kannten. Alle Gruppen bildeten Cliquen für sich, aber die Physiker waren besonders eng zusammengeschweißt gewesen, und jetzt waren nur noch er und Alice übrig. Er saß noch immer mit den anderen seines Jahrgangs gemeinsam im Unterricht und unterhielt sich freundlich mit ihnen, aber er wusste, dass ihre Loyalität und ihr Interesse anderen galten.
    »Ich wette, die halten uns für schreckliche Snobs«, bemerkte Alice eines Tages. »So, wie wir uns abgrenzen.«
    Sie saßen auf dem kühlen Steinrand eines Brunnens, der als Sammy bekannt war, eine Kopie des Laokoon-Brunnens in Rom. Schlangen

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