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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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deswegen musste ich neue erfinden. Ich habe sie nach den Gebäuden am Erd-Platz benannt, eine für jede Seite: Palast, Villa, Turm, Kirche. Das ist natürlich keine richtige Kirche, sieht aber so ähnlich aus. Im Moment gehen wir gerade kirchwärts.«
    Sie waren jetzt wieder am Brunnen, den Penny mit großen nachlässigen Kreuzen aus fluoreszierendem orangefarbenen Spray markiert hatte. Ein Stück weiter befand sich ein primitiver Unterstand, eine Plane mit einem Feldbett und einem Tisch darunter. Quentin fragte sich, wie er ihn vorhin übersehen haben konnte.
    »Hier schlage ich eine Weile lang mein Basislager auf, ausgerüstet mit Essen, Wasser und Büchern.« Er war ganz aufgeregt, wie ein reiches, unbeliebtes Kind, das zum ersten Mal Freunde mit nach Hause bringt und ihnen sein tolles Spielzeug zeigt. Er bemerkte nicht einmal, dass Quentin und Alice kein Wort sagten. »Ich dachte immer, es würde Melanie sein, die als Erste mitkäme, aber sie hat die Zauber nie richtig gemeistert. Ich habe versucht, sie ihr beizubringen, aber sie ist nicht stark genug. Nicht ganz. Andererseits freue ich mich darüber, euch bei mir zu haben. Wisst ihr, dass ihr die einzigen Freunde seid, die ich in Brakebills je hatte?«
    Penny schüttelte den Kopf, als wundere er sich darüber, dass nicht mehr Leute ihn mochten. Vor nur zwölf Stunden, so dachte Quentin, hätten er und Alice sich nur mühsam einen konspirativen Lachanfall verkneifen können bei der Vorstellung, sie seien jemals mit Penny befreundet gewesen.
    »Ach, das hätte ich beinahe vergessen: keine Lichtzauber bitte! Sie geraten hier völlig außer Kontrolle. Als ich zum ersten Mal herkam, habe ich einen einfachen Illuminationszauber ausprobiert. Anschließend war ich zwei Stunden lang blind. Es ist, als sei die Luft hier mit zuviel Magie aufgeladen. Ein Funke, und alles geht hoch.«
    Zwei Steinstufen führten hinauf zum Brunnen. Quentin setzte sich auf die obere und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Umrandung. Das Wasser sah unnatürlich schwarz aus, wie Tinte. Es hatte keinen Sinn, sich weiter zu sträuben. Er würde sich einfach hier hinsetzen und Penny zuhören.
    »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie weit ich hier schon gewandert bin! Hunderte Meilen! Weiter, als die Chatwins jemals gekommen sind. Einmal habe ich einen Brunnen gesehen, der überlief wie ein verstopftes Klo und seinen Platz knöchelhoch überschwemmt hatte, und die Hälfte der umliegenden Plätze auch noch. Zwei Mal habe ich verschlossene Brunnen gesehen, versiegelt mit einem Bronzedeckel wie ein Ziehbrunnen, als solle jemand ausgesperrt werden. Oder eingesperrt. Einmal habe ich weiße Marmorbruchstücke auf dem Boden gefunden. Ich glaube, von einer zerbrochenen Skulptur. Ich habe versucht, sie zusammenzusetzen, weil ich wissen wollte, was für eine Statue es war, habe es aber nicht geschafft.
    In die Gebäude kommt man nicht rein. Ich habe es auf alle erdenkliche Arten versucht. Dietriche. Vorschlaghämmer. Einmal habe ich einen Azetylen-Schneidbrenner gekauft. Die Fenster sind zu dunkel, um hindurchzusehen, aber ich habe mir eine Taschenlampe besorgt – ihr wisst schon, so eine Hochleistungslampe, wie die Küstenwache sie benutzt. Als ich sie ganz aufgedreht habe, konnte ich ein bisschen erkennen, nur ein kleines bisschen.
    Und wisst ihr was? Die Häuser sind voller Bücher. Egal wie sie von außen aussehen: Jedes Gebäude birgt im Inneren eine Bibliothek.«
     
    Quentin hatte keine Ahnung, wie lange sie hier waren, aber jedenfalls schon eine ganze Weile. Möglicherweise Stunden. Zu dritt waren sie über einen Platz nach dem anderen gewandert wie verirrte Touristen. Alles, was sie sahen, hatte den gleichen Stil, dasselbe uralte, verwitterte Aussehen, aber nichts wiederholte sich gänzlich. Quentin und Alice vermieden es, einander anzusehen, aber auch sie konnten sich der Verführungskraft dieses großartigen, melancholischen Ortes nicht entziehen. Wenigstens hatte es aufgehört zu regnen.
    Sie überquerten einen winzigen Platz, nur ein Viertel so groß wie die anderen und mit Kopfsteinen gepflastert. Als sie in der Mitte standen, kam es ihnen vor, als könnten sie den Ozean hören, das Aufklatschen und Zurückfließen der Wellen. Auf einem anderen Platz zeigte ihnen Penny ein Fenster mit geisterhaften Brandspuren, als habe im Inneren ein Feuer gewütet. Quentin fragte sich, wer diese Stadt erbaut hatte und wo diejenigen jetzt waren. Was war hier geschehen?
    Penny beschrieb in allen technischen

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