Fillory - Die Zauberer
gelingen. Mit einem Gefühl der Resignation klickte er AKZEPTIEREN im Outlook-Kalender an. Sie trafen sich eine Woche später in einem sündhaft teuren, traditionell französischen Restaurant, das die leitenden Angestellten von GHS seit jeher bevorzugten.
Es war gar nicht so schlimm, wie er gedacht hatte. Sie war eine schnell redende Frau, so dünn und mit einer so aufrechten Haltung, dass sie zerbrechlich wirkte. Sie saßen einander gegenüber am Tisch, fast allein, umgeben von cremeweißen Tischtüchern, Gläsern und schwerem, klirrendem Silberbesteck, und unterhielten sich über die Arbeit. Quentin kannte kaum genügend Namen, um ihr folgen zu können, aber sie redete genug für sie beide. Sie erzählte ihm davon, wie sie lebte – schöne Wohnung, Upper East Side, Sonnendach, Katzen. Sie stellten fest, dass sie eine lustige Art von schwarzem Humor gemeinsam hatten. Auf unterschiedliche Weise hatten sie dieselbe Wahrheit herausgefunden: dass Kindheitsphantasien auszuleben den sicheren Weg in die Katastrophe bedeutete. Wer hätte das besser wissen können als sie beide – der Mann, der Alice hatte sterben sehen, und die Frau, die im Grunde Alice’ Bruder umgebracht hatte? Als Quentin sie ansah, sah er sich selbst in acht Jahren. Es sah gar nicht so schlecht aus.
Sie genehmigte sich auch gerne einen, das war eine weitere Gemeinsamkeit. Martinigläser, Weinflaschen und Whiskeygläser sammelten sich zwischen ihnen an, eine Miniaturmetropolis aus buntem Glas, während ihre Handys und Blackberrys klagend und vergeblich versuchten, ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
»Und, wie ist es bei dir?«, fragte Emily Greenstreet, als sie beide genug intus hatten, um die Illusion einer wohltuenden, langjährigen Vertrautheit zwischen ihnen zu schaffen. »Vermisst du es? Das Zaubern?«
»Ich kann ehrlich behaupten, dass ich nie darüber nachdenke«, antwortete Quentin. »Warum? Und du?«
»Ob ich es vermisse oder ob ich daran denke?« Sie rollte eine Locke ihrer aschblonden, kinnlangen Haare zwischen zwei Fingern. »Natürlich tue ich das. Beides.«
»Bist du manchmal traurig, weil du Brakebills verlassen hast?«
Sie schüttelte entschieden den Kopf.
»Das Einzige, was ich bereue, ist, dass ich nicht schon früher weggegangen bin.« Sie lehnte sich nach vorn, plötzlich erregt. »Wenn ich nur an diesen Laden denke, kriege ich schon das kalte Grausen! Das sind noch Kinder, Quentin! Und dann mit dieser großen Macht! Was Charlie und mir zugestoßen ist, kann jedem von ihnen passieren, jeden Tag, jeden Moment. Und noch Schlimmeres, viel Schlimmeres! Es ist das reinste Wunder, dass der Laden noch steht!« Quentin stellte fest, dass sie niemals »Brakebills« sagte, sondern immer nur »der Laden«. »Ich fühle mich schon unbehaglich bei dem Gedanken daran, an derselben Küste zu wohnen. Es gibt so gut wie keine Sicherheitsvorkehrungen. Jeder dieser Jugendlichen ist die reinste Atombombe kurz vor der Explosion!
Irgendjemand müsste den Laden unter Kontrolle bringen. Manchmal meine ich, ich müsste ihre Tarnung auffliegen lassen und den wirklichen Behörden Zugang verschaffen, damit mal eine richtige Organisation aufgebaut wird. Die Lehrer werden das niemals hinkriegen, und die Magische Regierung will sich nicht einmischen.«
In diesem Tenor plauderte sie weiter. Sie glichen zwei trockenen Alkoholikern, die auf Koffein und das Programm der Anonymen Alkoholiker umgesattelt hatten, die sich gegenseitig erzählten, wie froh sie seien, endlich trocken zu sein, und dann über nichts anderes als Alkohol redeten.
Doch im Gegensatz zu trockenen Alkoholikern konnten sie es sich durchaus erlauben, eine Menge zu trinken, und sie taten es auch. Nachdem seine Lebensgeister durch einen Espresso Affogato kurzzeitig wieder erwacht waren, stieg Quentin auf einen bitteren Single Malt Scotch um, der schmeckte, als sei er durch den Stumpf einer vom Blitz getroffenen Eiche destilliert worden.
»Ich habe mich in dem Laden nie sicher gefühlt. Nie, nicht einen Augenblick lang. Fühlst du dich hier draußen nicht auch sicherer, Quentin? Hier in der wirklichen Welt?«
»Wenn du es genau wissen willst: Ich fühle inzwischen fast gar nichts mehr.«
Sie runzelte die Stirn. »Aha. Warum hast du dann alles aufgegeben, Quentin? Du musst doch einen guten Grund dazu gehabt haben.«
»Ich würde sagen, meine Motivationen waren ziemlich unanfechtbar.«
»So schlimm?« Sie zog flirtend die dünnen Augenbrauen hoch. »Erzähl’s mir.«
Sie lehnte sich
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