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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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ausbreitete und zu einem großen, warmen, belaubten Baum guter Gefühle gedieh. »Müssen wir vorher nicht noch schikaniert oder gebrandmarkt werden, rasiert oder was weiß ich?«
    »Nur, wenn du es unbedingt willst«, antwortete Josh.
    »Irgendwie dachte ich, es gäbe mehr von euch«, sagte Quentin. »Beziehungsweise von uns.«
    »Nein, mehr sind wir nicht«, erwiderte Eliot. »Seit Richard und Isabel von der Schule abgegangen sind. Wir haben niemanden aus dem Fünften Studienjahr, und keiner außer euch ist nachgerückt. Wenn wir in diesem Jahr niemanden bekommen hätten, hätte Fogg uns glatt mit den Botanikern in einen Topf geworfen.«
    Josh erschauderte theatralisch.
    »Wie waren sie so?«, fragte Alice. »Richard und Isabel?«
    »Wie Feuer und Eis«, antwortete Josh. »Wie Schokolade und Marzipan.«
    »Es ist anders ohne sie«, bemerkte Eliot.
    »Ein Glück, dass wir die los sind!«, seufzte Janet.
    »Ach, so schlimm waren sie doch gar nicht«, entgegnete Josh. »Weißt du noch, als Richard glaubte, er könne die Wetterfahne zum Leben erwecken? Er wollte, dass sie sich von ganz alleine dreht. Er hat bestimmt drei Tage da oben gehockt und sie mit Fischöl und sonst was Unglaublichem eingerieben.«
    »Das war unabsichtlich komisch«, entgegnete Janet. »Das zählt nicht.«
    »Du hast Richard einfach nie verstanden.«
    Janet schnaubte.
    »Ich habe genug von Richard gehabt«, entgegnete sie überraschend bitter.
    Ein kurzes Schweigen trat ein. Das war der erste Missklang des Abends gewesen.
    »Aber jetzt haben wir wieder die notwendige Mindestanzahl«, warf Eliot rasch ein, »eine gültige Anzahl von überaus respektablen Mitgliedern. Die Physik bekommt immer die Besten!«
    »Auf die Besten!«, prostete Josh.
    Quentin erhob sein Glas. Er saß in den hohen Ästen seines feurigen Baums und wiegte sich in der warmen Alkoholbrise.
    »Auf die Besten!«
    Alle tranken.

DAS UNGEHEUER
    Während der ganzen Zeit, die er bisher in Brakebills verbracht hatte, vom Ersten Studienjahr, den Prüfungen, über die Sache mit Penny, bis hin zu der Nacht mit den Physikern, hatte Quentin unwillkürlich die Luft angehalten. Erst jetzt erkannte er, dass er ständig darauf gewartet hatte, dass Brakebills plötzlich verschwinden würde wie ein Tagtraum. Selbst wenn man die zahlreichen und vielfältigen Gesetze der Thermodynamik außer Acht ließ, die hier regelmäßig gebrochen wurden, war es zu schön, um wahr zu sein. In dieser Hinsicht glich es Fillory. Fillory war niemals von Dauer. Ember und Umber warfen die Chatwin-Kinder am Ende jedes Buches unweigerlich hinaus. Tief im Inneren fühlte sich Quentin wie ein Tourist, der am Ende des Tages in einer Herde zurück zu einem schmutzigen, rumpelnden, schnaufenden Reisebus – mit aufgeplatzten Vinylsitzen, Überkopffernsehern und einer stinkenden Toilette – getrieben und nach Hause gekarrt werden würde. Nichts als eine schäbige Postkarte würde ihm bleiben, während er zusähe, wie die Türme, Tore, Spitzen und Giebel von Brakebills im Rückspiegel immer kleiner würden und schließlich ganz verschwänden.
    Aber das war nicht geschehen. Und jetzt erst verstand er in vollem Umfang, dass das auch nicht geschehen würde. Er hatte so viel Zeit damit vergeudet, zu denken: Das ist alles nur ein Traum, oder: Ich hätte ein anderer sein sollen, oder: Nichts dauert ewig. Es wurde Zeit, sich seinem Alter und seiner Persönlichkeit gemäß zu benehmen, nämlich wie ein neunzehnjähriger Student an einem geheimen College für echte, wahre Magie.
    Jetzt, wo er mitten unter ihnen war, hatte er ein wenig Muße, die Physiker aus der Nähe zu beobachten. Als er Eliot zum ersten Mal begegnet war, hatte Quentin angenommen, dass alle in Brakebills so wären wie er, aber natürlich war das nicht der Fall. Erstens fielen sogar in dieser ungewöhnlichen Umgebung Eliots bizarre Marotten auf. Zweitens war er unübersehbar brillant im Unterricht. Vielleicht nicht ganz so schnell wie Alice, aber Alice arbeitete überaus hart, während Eliot nicht einmal Anstalten dazu machte, oder wenn, verbarg er es überaus geschickt. Soweit Quentin feststellen konnte, lernte er einfach nie. Das Einzige, dem er zugegebenermaßen seine Aufmerksamkeit widmete, war sein Äußeres, insbesondere seinen exklusiven Hemden. Er trug sie mit Manschettenknöpfen, obwohl es ihm regelmäßig kleine Strafen wegen Verletzung der Kleiderordnung einbrachte.
    Josh trug stets die Collegeuniform, schaffte es aber, dass sie kaum nach Uniform

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