Fillory - Die Zauberer
Kaninchen gesteuert, die übermäßig niedlich wären (Wanderdünenhasser verglichen sie oft mit Ewoks), wenn sie nicht mit einer beeindruckenden Gelassenheit die technischen Besonderheiten im Umgang mit ihrem komplizierten Segelschiff gemeistert hätten.
Die Kaninchen überreichen Jane und Helen ein Geschenk: einen Satz magischer Knöpfe, mit deren Hilfe sie sich nach Belieben von der Erde nach Fillory und zurück begeben können. Bei ihrer Rückkehr nach England versteckt Helen in einem Anflug von Selbstgerechtigkeit die Knöpfe vor Jane. Jane greift sie mit harten Worten an, in der Sprache der damaligen Zeit, und stellt das ganze Haus auf den Kopf. Aber sie findet die Knöpfe nicht, und mit dieser unbefriedigenden Note endet das Buch und damit die ganze Serie.
Selbst wenn es wirklich das letzte Buch der Serie war, fragte sich Quentin, welche Richtung Plover in Der Zauber von Fillory eingeschlagen hätte. Auf jeden Fall waren ihm die Chatwins ausgegangen: In jedem Buch standen jeweils zwei Chatwin-Kinder im Mittelpunkt, ein älteres aus einem vorherigen Buch und ein anderes, jüngeres. Aber die hübsche, dunkelhaarige Jane war die Letzte und Jüngste der Chatwins. Wäre sie allein nach Fillory zurückgekehrt? Das hätte das Muster zerstört.
Mit das Schönste an den Büchern war außerdem immer die spannende Frage, wie die Chatwins diesmal ihren Weg nach Fillory finden würden. Wo befand sich die magische Tür, die sich für sie und nur für sie öffnete? Man wusste im Voraus, dass es geschehen würde, aber trotzdem war es jedes Mal eine Überraschung. Mit den Knöpfen dagegen konnten sie beliebig hin- und herwandern. Wo blieb da das Wunder? Vielleicht hatte Helen sie deswegen versteckt. Genauso gut hätten sie eine U-Bahn nach Fillory bauen können.
Quentins Unterhaltungen mit seinen Eltern waren so monoton und sinnlos, dass sie einem absurdem Drama entnommen schienen. Morgens blieb er, solange es ging, im Bett liegen, um sich vor dem Frühstück mit ihnen zu drücken, aber sie warteten immer beharrlich auf ihn. Er konnte nicht gewinnen, denn sie hatten noch weniger zu tun als er. Manchmal fragte er sich, ob das vielleicht ein perverses Spiel war, das nur er nicht durchschaut hatte.
Wenn er hinunterkam, saßen sie am Tisch, der mit Brotkrusten, Krümeln, Klementinenschalen und Müslischüsseln vollgemüllt war. Während er vorgab, sich für die Chesterton Chestnut zu interessieren, suchte er verzweifelt nach einem halbwegs plausiblen Gesprächsthema.
»Und, habt ihr immer noch vor, nach Südamerika zu fliegen?«
»Südamerika?« Sein Vater hob den Blick, so überrascht, als habe er Quentins Anwesenheit vergessen.
»Wolltet ihr nicht nach Südamerika?«
Seine Eltern wechselten einen Blick.
»Nein, nach Spanien. Wir fliegen nach Spanien und Portugal.«
»Ach, Portugal! Ich habe aus irgendeinem Grund an Peru gedacht.«
»Spanien und Portugal. Deiner Mutter zuliebe. Es findet ein Künstleraustausch mit der Universität von Lissabon statt. Anschließend unternehmen wir eine Kreuzfahrt auf dem Tigris.«
» Tagus , Schatz!«, sagte Quentins Mutter mit dem glockenhellen Lachen, das hieß: Ich habe einen Dummkopf geheiratet. »Auf dem Tagus! Der Tigris fließt durch den Irak.«
Mit ihren großen, geraden Zähnen biss sie in ein Stück Rosinenbrot.
»Nun, auf dem Tigris werden wir wohl so bald nicht segeln gehen!« Quentins Vater lachte laut über seinen eigenen Scherz, als sei der umwerfend witzig gewesen. Dann hielt er inne und dachte nach. »Weißt du noch, Liebling, unsere einwöchige Flusskreuzfahrt auf der Wolga?«
Daraufhin folgten ausgedehnte Erinnerungen an Russland, ein Duett, unterbrochen von beredten Pausen, die Quentin als Anspielungen auf sexuelle Aktivitäten verstand, von denen er gar nichts wissen wollte. In diesen Momenten beneidete er die Chatwins, deren Vater im Krieg und deren Mutter im Irrenhaus war. Mayakowski hätte mit dieser Art von Unterhaltung umzugehen gewusst. Er hätte die beiden zum Schweigen gebracht. Quentin fragte sich, ob der Zauber wohl schwer zu erlernen war.
Vormittags gegen elf Uhr hielt Quentin es in der Regel nicht mehr aus und floh aus dem Haus in das relativ sichere Chesterton, das sich hartnäckig weigerte, auch nur den geringsten Hauch von Geheimnis oder Faszination unter seinem grünen, selbstzufriedenen Äußeren preiszugeben. Da Quentin nie den Führerschein gemacht hatte, fuhr er mit dem weißen Zehngangrad seines Vaters aus den 1970er Jahren, das
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