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Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Titel: Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kolja Alexander Bonke
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ich erinnere mich da an ein Interview mit Lars von Trier:
     
    „Es hat einfach nicht funktioniert. Ich glaube, es hatte mit dem Schwanz zu tun. Ich bin in Schwulenbars gegangen, aber mein Schwanz hat nicht reagiert. Der Schwanz hat seinen eigenen Willen."
     
    Liebe zu einem Mann — körperlich leider undenkbar. Auf platonische Weise allerdings durchaus, jedenfalls im Falle von Peter Steele. Wenn ich mir den Auftritt von
Type O Negative
beim nicht unumstrittenen Radiomoderator Howard Stern auf
YouTube
anschaue, kann ich mich kaum halten vor Bewunderung: Diese Stimme, diese Statur und dieser lakonische, finstere Humor …
     
    Howard: „Peter, there’s so many rumors about you as the lead singer … The whole first album was about your desire to kill your girlfriend and then kill yourself. You’ve always had fantasies of killing yourself and killing your girlfriend, is that true?”
    Peter: „More or less.”
     
    Gut, ich gebe zu, ich liebe Peter Steele, Gott hab ihn selig. Zwei Meter pure männliche Erotik, jede Handbewegung ein kleiner Gipfel der Maskulinität und gleichzeitig so überschäumend schön, dass ein homoerotischer Hauch nicht wegzudiskutieren ist.
     
    Mister Steele — eine Erscheinung, wie sie kontrastreicher nicht sein könnte, nicht zuletzt durch eine gewisse weibliche Note bei aller brutalen Männlichkeit. Man denke an die langen schwarzen Haare, die jeder Zigeunerin gut stehen würden. Oder die hohen slawischen Wangenknochen, die osteuropäischen Vorfahren geschuldet sind.
     
    Ob an der Eisenkette um seinen Hals ein E-Bass oder ein Kontrabass hing, machte kaum einen Unterschied. Nie hat jemand cooler auf diesen Instrumenten gespielt und nebenbei unsterbliche Audioerotik produziert.
     
    Künstlerischer Antrieb waren kistenweise Rotwein und eine bipolare Störung, oder — wie er es in liebevoller Anspielung auf die Herkunft seiner Eltern ausdrückte — „bi-polack“.
     
    Teil seiner Persönlichkeit waren außerdem jede Menge Merkwürdigkeiten wie vom Zahnarzt angeschraubte Vampirzähne. Aber auch diese Schönheitsfehler konnten meine Liebe zu diesem Mann nie schmälern.
     
    Ich glaube, meine beiden braunen Freunde finden Männerliebe nicht ganz so prickelnd. Die Zornesfalte im Gesicht des Großen ist mittlerweile zentimetertief und der Kleine fängt an, nervös mit dem Fuß zu wippen.
     
    Ich entdecke einen
Skrewdriver
-Aufnäher auf einem Rucksack von
Thor Steinar
, der zwischen den Jungs auf dem Boden liegt.
     
    „Wow,
Skrewdriver
— verdammt gute Musik machen die! Hör ich total gerne zum Putzen. Bei so rassenreinen Liedern wird alles immer richtig schön sauber!“
     
    Zum Beweis trällere ich noch ein bisschen „
Bring back the Glory of Deutschlääääänd
…“ bis Papa Schwul richtig ungehalten wird:
     
    „Jetzt pass mal auf, du Homofürst. Wenn ich mit dir fertig bin, wird dich dein Stecher nicht mehr wieder erkennen!"
     
    „Wenn.“
     
    Papa Schwul zieht eine Familienpackung CS-Gas aus der Hose und drückt ab. Ich ducke mich unter dem Strahl weg, springe zur Seite und trete ihm die Dose aus der Hand, die in hohem Bogen in den Main segelt.
     
    „Die armen Fische.“
     
    Das hätten die beiden der Schwuppe wohl nicht zugetraut.
     
    Nun versucht der Kleine sein Glück. Er ist schneller als ich dachte, ohne dass ich sie kommen sehe habe ich eine hängen — voll auf der Zwölf. Das macht der wohl auch nicht zum ersten Mal.
     
    Zur Motivation brauche ich nur sekundenlang an eben gehörte Sätze von Halil & Co. zu denken und Hass bricht aus mir heraus. Ich lasse einen Brüller wie
Kalle Grabowski
in
Bang Boom Bang
und der Kleine hat zwei Hände am Hals. Ich würge ihn wie
Homer Simpson
seinen Sohn. Augen und Adern treten hervor, er röchelt und fiept, fast wie in einem Schwulenporno. Der Große versucht ihm zu helfen und kassiert dafür einen Tritt in die Klöten, ohne dass ich meinen Griff lockere. Der Widerstand zwischen meinen Fingern wird geringer, er schläft ein. Ich lass ihn los und er kippt weg. Papa Schwul krümmt sich in einer Pfütze, ich gehe neben ihm in die Hocke, ziele genau aufs Kinn und schicke ihn ins Reich der Träume wie
Old Shatterhand
. Bei solchen Schlägen bricht man sich gerne was, zum Glück habe ich meine Lederhandschuhe mit Quarzsand-Verstärkung an den Fingern an. Damit klatscht es so schön dumpf und man tut sich nicht weh.
     
    Vater und Sohn schnarchen friedlich nebeneinander. Ich rolle den Kleinen näher zum Großen, Nase an Nase

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