Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman
aufgehört zu haben. Was für ein Fehler.
Ich denke mein Vorhaben in allen Einzelheiten durch und höre dazu Mozart. Großartige Musik für höchste Konzentration und anspruchsvolle Arbeit.
Vor dem Spiegel trainiere ich mit der Axt. Schwer ist das Ding. Und scharf. Nach kurzer Eingewöhnungsphase kann ich wieder so gut damit umgehen wie damals auf dem Bauernhof.
Wenn man seinen ersten Massenmord plant, liest man auch mal nach, wie die Großen dieser Branche so vorgegangen sind.
Norbert Poehlke aus Stuttgart zum Beispiel — genannt der Hammermörder. Mit sechs Morden im Zusammenhang mit vier Banküberfällen versetzte er das Ländle in Angst und Schrecken, bevor er 1985 in Italien Selbstmord beging.
Oder der Vampir von Hannover, Fritz Haarmann. Über 20 Morde an jungen Männern durch Biss in den Hals. 1925 wurde er dafür exekutiert. Die Henkersmahlzeit schmeckte ihm so gut, dass er Nachschlag verlangte.
„Kennst du Ted?“
(Barney Stinson, How I Met Your Mother)
Ted Bundy: Mindestens 28 junge Frauen und Mädchen vergewaltigt und getötet, vielleicht sogar über 60. Während seines Gerichtsverfahrens heiratete er eine Zeugin, bevor er 1989 hingerichtet wurde.
Passend zum Thema spielt die Playlist meines Rechners
Heartbreak Ridge.
Im Song
„I’ll Repent“
kommt Richard Ramirez zu Wort. Der meist
Night Stalker
genannte 14fache Mörder und mindestens 11fache Vergewaltiger stellt darin eine gute Frage:
„Is there such a thing as a bad seed when a baby is born? Is he already a serial killer, already made, or is he created by his own deeds and feelings throughout his life and his environment?“
(Richard Ramirez)
Wird ein Serienkiller als Mörder geboren oder wird er im Laufe seines Lebens zu einem gemacht? Nun, wenn man Richards Leben betrachtet, erscheint Letzteres schlüssiger. Kopfverletzungen als Kind, dadurch später epileptische Anfälle. Im Alter von neun Jahren von einem Lehrer sexuell missbraucht. Starker Einfluss eines geisteskranken Cousins, der dem kleinen Richie Folterbilder seiner Opfer aus dem Vietnamkrieg zeigt, ihm das Töten mit Messern beibringt und vor ihm seine eigene Frau ermordet. So betrachtet, konnte man Herrn Ramirez wohl nie eine besonders günstige Zukunftsprognose ausstellen …
♫
„Die Gesellschaft ist schuld, dass ich so bin“
(Terrorgruppe — Die Gesellschaft ist schuld, dass ich so bin)
Nein, ist sie trotz allem nicht. Meistens jedenfalls nicht, auch wenn diese Erklärung noch so bequem wäre. Auch deshalb ist
Uhrwerk Orange
von Stanley Kubrick für mich kaum zu ertragen, ein Punk- und Skinhead-Kultfilm, der genau diese Aussage hat. Inklusive gigantischer Verharmlosung von Gewalt — insbesondere sexueller Gewalt. So sehr ich
Eyes Wide Shut
von Onkel Kubrick liebe, so sehr hasse ich
Uhrwerk Orange
.
Bei Serienkillern spielen übrigens recht häufig Krankheiten eine Rolle. Fritz Haarmann, der Vampir von Hannover, wurde nach seiner Exekution untersucht. Es wurde festgestellt, dass er eine Hirnhautentzündung durchgemacht haben musste, die zu schweren Wesensveränderungen führen kann.
Charlie Manson gilt als einer der bekanntesten Massenmörder, hat aber wahrscheinlich nie selbst jemanden umgebracht. Das erledigte seine Gefolgschaft aus größtenteils minderjährigen, zierlichen, rothaarigen Mädchen, die ihn wie einen Gott verehrten. Getötet wurde zum Beispiel die hochschwangere Sharon Tate, berühmte Filmschauspielerin und Ehefrau von Roman Polanski, der ja auch hin und wieder mit Kindern hantierte …
Nach Mozart lege ich den späten Johnny Cash und ruhige Sachen von Boyd Rice auf. Ich verehre beide, obwohl das die wohl gegensätzlichsten Musiker sind, die man sich vorstellen kann: Hardcore-Christ gegen Chef der Satanischen Kirche. Auf mich haben sie trotzdem ähnliche Wirkung — tröstend, beruhigend und aufbauend. Ein gemeinsames Foto der beiden aus den 90er Jahren ziert manchmal meinen Desktop-Hintergrund.
♫
„There is no more sleep
There is no more truce
There is no more respite
March on
Toward the world’s battle”
(Boyd Rice & Death In June — There Is No More Sleep)
Ob Boyd Rice, Lars von Trier, Peter Steele oder Richard Wagner — sich aufgrund von politischer Korrektheit den Genuss bestimmter Kunst zu verbieten, ist nicht weniger als eine Dummheit, sofern die Kunst wertvoll ist. Mich hat selten etwas fasziniert, das nicht kontrovers und provozierend war. Kunst muss Tabus
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