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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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abloost.«
    Benny grinst und postiert sich hinter Friedas Tor, Marlon hinter meinem.
    Ich werfe den Ball ein. Er rollt auf die andere Seite, kommt langsam wieder zurück. Frieda holt kurz aus und hämmert den Bal l – zac k – mit irrer Wucht direkt ins Tor. Den triumphierenden Blick spart sie sich. Sie trinkt noch einen Schluck und konzentriert sich wieder aufs Spiel. Ich werfe den Ball ein, der Spielzug wiederholt sich.
    Nach dem 0:4 schaffe ich es zum ersten Mal, die Kugel länger als drei Sekunden im Spiel zu halten. Nach einem schrägen Abpraller steht es dann sogar 4:1. Die Blamage hält sich wenigstens in Grenzen.
    Frieda ist über mein Gegentor so sauer, als wäre sie gerade aus dem wichtigsten Turnier der Welt geflogen. Sie gibt keinen Piep von sich, aber über ihr Gesicht ziehen Gewitterwolken. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was mit ihr los ist. Vielleicht braucht sie nur mal wieder jemanden zum Dampfablassen.
    »Was habe ich dir eigentlich getan?«, frage ich trotzdem und schieße im selben Moment das 4:2.
    »Ruhe!«, zischt sie. »Sei einfach still, sonst kann ich mich nicht konzentrieren.«
    Den nächsten Ball trifft ihr Torwart präzise. 5:2.
    »Tut mir leid«, sage ich, »keinen Bock mehr.« Und das weniger aus Frust über den Spielstand, sondern weil sich Frieda so komisch verhält.
    »Schiss oder was?!«, brüllt sie dermaßen laut, dass ich zusammenzucke.
    »Komm, spiel weiter«, sagt Benny leise zu mir. »Sonst tickt sie aus. Was macht das schon, wenn du verlierst?«
    Er ist wie immer der große Friedenstifter. Aber ich bin mir sicher, dass er mit seinem Eingreifen viel mehr Frieda schützen will als mich. Ich glaube, damals, als er begriffen hat, dass sie nichts von ihm will, hat er sich entschlossen, ihr Beschützer zu werden. Jetzt scheint es vor allem so, als müsste er sie vor sich selbst beschützen.
    »Natürlich ist das egal«, sage ich zu Benny. »Aber hier geht es in Wahrheit um was anderes, wenn du mich fragst.« Ich schaue Frieda direkt in die Augen. »Geht’s um Marlon?«
    Fassungslos starrt sie mich an, dann grinst sie.
    »Um Marlon?« Sie wirkt plötzlich ganz ruhig. »Wie kommst du denn darauf?« Dann verengen sich ihre Augen zu Schlitzen. »Den kannst du geschenkt haben«, zischt sie. »Wenn du willst, zahl ich dir noch was drauf, pack ihn in Papier ein und verzier das Päckchen mit ’ner Schleife.«
    Nach diesem Wortgefecht arbeite ich mich schnell auf 4:5 ran. Frieda wird so sauer, dass sie immer mehr Fehler macht. Das Blatt wendet sich und plötzlich führe ich 7:5. Sie reißt sich noch mal zusammen. 9:9. Das nächste Tor entscheidet.
    »Wenn du auch nur einen Funken Fairness in dir hast«, Frieda hält Zeigefinger und Daumen in die Luft und lässt ungefähr einen halben Millimeter Platz dazwischen, »nur so einen winzigen Funken, dan n …« Sie macht eine Pause, wie um nachzudenken. »Dann krieg ich jetzt die Roten. Wenigstens für diesen einen beschissenen Ball.«
    »Kein Problem.«
    Beim Seitenwechsel will sie mir ein Bein stellen und legt sich dabei fast selbst hin.
    »Also los!«, ruft sie noch wütender. »Benny, wirf du ein! Die bescheißt sonst wieder.«
    Benny lässt den Ball von oben reinfallen.
    »Halt!« Frieda fischt ihn vom Feld. »Erst noch ein kleiner Schluck.« Sie kippt den letzten Rest in sich rein und wischt sich mit dem Handrücken über die Lippen.
    Gleich beim ersten Versuch trifft sie den Ball so scharf, dass die Sache gelaufen scheint. Mein Torwart hat eigentlich keine Chance, aber ich habe Glück: Die Kugel knallt ungefähr einen halben Zentimeter neben meinem Tor ans Holz und landet bei Friedas Torwart. Sie kriegt den Ball unter Kontrolle, schiebt ihn ein bisschen hin und her, lässt ihre Spieler tanzen, guckt mich an.
    »So, Hase.« Sie ist plötzlich die Ruhe selbst. »Jetzt pass mal fein auf, wie man das macht. Die Tante zeigt’s dir.«
    Es ist ihre absolute Spezialität, von ganz hinten Tore zu schießen, das weiß jeder. Man kann unmöglich überblicken, wie der Ball kommen wird. Sie lässt ihren Torwart ein bisschen warten, schiebt ihn leicht nach links, dann vorsichtig nach rechts. Es ist totenstill. Sie feuert ab! Statt wie sonst hauchdünn an den Füßen der Abwehr vorbei, trifft sie diesmal den eigenen Spieler an den Hacken. Von da prallt der Ball unhaltbar in ihr eigenes Tor.
    Friedas Tagebuch
    Mir sind die Sicherungen durchgeknallt, als der Ball in meinem Tor gelandet ist. Ich bin einfach geplatzt vor Wut. Über den Kicker weg hab

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