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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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Mutter anfängt und mir damit Druck macht. Wir tun beide so, als habe es die Szene in der Pizzeria nie gegeben, wir haben nie wieder darüber geredet. Aber im Herzen hör ich seine Worte noch deutlich, jeden Tag.
    Friedas Tagebuch
    Sich einfach so zu verstecken, finde ich ganz schön feige. Man sieht, dass Karsten mehr Einfluss auf Marlon hat, als er denkt. Denn wirklich feige ist nur einer von den beiden, das ist ganz klar.
    Deshalb hab ich grad eine Mail an Marlon geschrieben, damit er endlich aufwacht. Damit er sieht, wer wirklich zu ihm hält: » … nur damit du’s weißt: Karsten hat damals diesen eifersüchtigen Typ auf eurem Konzert ganz sicher nicht vertrieben. Der ist mitsamt seiner Tussi von ganz allein abgezogen. Karsten hätte mit Sicherheit keinen Finger für dich krumm gemacht, dieser Feigling. Ich versteh nicht, wie du das jemals glauben konntest. Diese Chance hat Karsten genutzt, um sich bei dir einzuschleimen. Was ihm ja wohl auch perfekt gelungen is t … Wenn du dich übrigens fragst, woher ich das weiß: Er hat es mir praktisch selbst gesagt. Ich musste ihm nur ein bisschen auf den Zahn fühlen und schon ist er eingeknickt. So ist der nämlich wirklich!«
    In der Schule war es dann nur noch peinlich. Die Sache mit der Alkoholvergiftung und dem Krankenwagen war natürlich sofort rum. Stand ja in der Zeitung, und die Leute finden immer schnell raus, wer’s war, auch wenn keine Namen dabeistehen. Aber woher die das mit der nassen Hose wissen, ist mir ein Rätsel. Als ich wieder in die Klasse kam, stand ein großes Paket Babywindeln auf meinem Tisch.
    »Damit das nicht noch mal passiert!«, hatte jemand mit schwarzem Filzstift fett auf die Plastikverpackung geschrieben. »Mit nassen Grüßen, liebe Jane, deine Fans aus der Klasse!«
    Natürlich habe ich sofort gesehen, dass es Carinas Schrift war.
    »Wir haben alle zusammengelegt«, meinte sie zu mir. Sie war megastolz auf ihre Aktion.
    Ich bin dann einfach zum Fenster und hab das Paket in hohem Bogen rausgepfeffert, obwohl grad der Lehrer reinkam. Aber an der Peinlichkeit konnte das natürlich auch nichts mehr ändern.
    Nach der Stunde ist Carina zu mir gekommen.
    »Und jetzt mal unter vier Augen. Falls du weiter über die Jane auch nur nachdenkst, dann denke ich drüber nach, wie ich deinen Hang zum Einpinkeln noch besser unters Volk bringen kann. Möglichkeiten gibt es genug: Internet, Schwarzes Brett. Ich warne dich nur dieses eine Mal. Wenn du auf die Bühne kommen solltest, wird das die größte Blamage deines Lebens. Das schwöre ich dir bei allem, was mir heilig ist. Kapiert?«
    Dann ist sie abgezischt.
    Und ich bin erledigt. Das war’s mit meinem Dschungelauftritt als Jane, definitiv. Ich bin so sauer deswegen, auf die blöde Carina, auf mich selbst, auf die ganze Welt. Ich hab bestimmt zwei Stunden geheult, einfach aus Wut. Aber es ist nun mal so: Wenn sie mich nach dieser Geschichte fertigmachen will, ist das eine ganz leichte Übung. Das könnte die mal eben so nebenbei erledigen. Ich könnte schreien!!!
    Mein Handy klingelt, Marlon ist dran. Zum ersten Mal, seit die Sache passiert ist, und das ist nun schon ein paar Tage her. Ich hab mich nicht bei ihm gemeldet, weil ich finde, das muss er zuerst tun. Schließlich war er am Samstag einfach verschwunden und nicht ich. Jetzt versucht er, es mir am Telefon zu erklären.
    »Ich find’s ganz schön fies«, sage ich, »einfach so zu verduften.«
    »Richtig fair war es wirklich nicht.« Er hört sich kleinlaut an. »Andererseits: Was hätte irgendjemand davon gehabt, wenn die uns auch noch erwischt hätten?«
    »Geteilte Scheiße ist halbe Scheiße.«
    »Karsten ist volljährig, den hätten sie richtig am Arsch gehabt, weil er uns den Stoff besorgt hat.«
    So langsam kapiere ich, aus welcher Richtung der Wind weht: Karsten!
    »Verzeihst du mir?«, fragt Marlon.
    »Nur wenn du mir felsenfest versprichst, dass du dich von dem nicht wieder einwickeln lässt.«
    »Hab ich doch gar nicht«, meint er. »Aber ich verspreche dir alles, was du wills t …«
    »So einfach ist das nicht, Marlon. Du musst es auch ehrlich meinen.«
    »Ich meine es ehrlich. Ich schwöre.«
    »Ich brauche schon noch ein bisschen Zeit«, sage ich, »bis ich das verdaut hab.«
    »Treffen wir uns trotzdem am Strand? Ich muss dich unbedingt sehen.«
    »Hallo, Stern.«
    Man sieht Marlon schon Meilen gegen den Wind an, dass er sich nicht wohlfühlt in seiner Haut.
    »Hallo.«
    Unsere Umarmung fällt viel vorsichtiger aus als

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