Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
Vom Netzwerk:
mächtig zu freuen, wie ein Kind am Weihnachtsabend.
    »Immer mit der Ruhe.« Marlon grinst zweideutig und zwinkert Karsten zu. Dann lächelt er wieder mich an.
    Flaschendrehen, das haben wir zuletzt auf Kindergeburtstagen gespielt. Gerade hat Marlon ein paar jüngere Typen vor die Tür gesetzt, weil sie randaliert haben, aber trotzdem ist die Bude noch ziemlich voll. Es hat sich rumgesprochen, dass hier zum allerletzten Mal was läuft.
    In den ersten Runden muss der, auf den die Flasche zeigt, ein Gläschen Wodka-Mix trinken.
    »Zum Warmwerden«, schlägt Marlon vor und lächelt vielsagend.
    Zwischendurch machen wir Pausen, damit es nicht zu schnell geht. Es läuft Musik von Culcha Candela und Livingston . Die Atmosphäre ist irgendwie komisch. Alle sind ein bisschen gereizt. Vielleicht wegen des Rauswurfs gerade eben, vielleicht liegt es aber auch an der Hitze, die von dem alten Ofen und den vielen Menschen im Raum kommt. Ein paar Leute rücken freiwillig ab, die Reihen lichten sich und die Stimmung wird ein bisschen besser.
    »So ist das Spiel langweilig«, sagt Karsten. »Wollen wir nicht mal was anderes als Einsatz nehmen?«
    Das klingt wie auswendig gelernt, ganz komisch.
    »Pass gut auf«, flüstert Marlon mir zu, »was gleich passiert.«
    Ich hab also Recht, es ist auswendig gelernt.
    »Und schön drauf einsteigen«, sagt er leise.
    »Was schlägst du vor, Karsten?«, fragt er laut.
    »Keine Ahnung. Was Spannenderes als Saufen. Das tun wir ja sowieso.«
    »Wo er Recht hat«, meint Frieda, »hat er Recht. Wie wäre es mit Strip-Poker?«
    »Komisch«, sagt Karsten verblüfft, »genau das wollte ich auch gerade vorschlagen.«
    Marlon grinst Frieda an. Irgendwas läuft da zwischen den beiden. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Pfeil ins Herz.
    »Okay«, sagt er fröhlich. »Dann machen wir das doch. Oder, Sternchen?«
    »Ich weiß nicht.«
    Eigentlich hab ich auf gar nichts mehr Lust und auf ein dermaßen blödes Spiel schon gar nicht.
    »Nun komm. Gib dir einen Ruck. Wird schon nicht so schlimm werden.«
    »Hier sind Kinder im Raum«, sage ich. Tatsächlich sind neben Steve noch ein paar andere da, die garantiert noch keine vierzehn sind.
    »Wir können ja eine Ausweiskontrolle machen. Aber Scherz beiseite: Kinder, die saufen, sind keine Kinder mehr. Die sterben nicht, wenn sie jemanden in Unterhose sehen.«
    »Wenn die hierbleiben«, sage ich entschlossen, »mach ich auf keinen Fall mit.«
    »Okay. Ich schmeiß sie raus. Mach dir deshalb keine Gedanken.«
    »Steve muss aber hierbleiben«, wirft Frieda ein. »Den kann ich nicht einfach wegschicken.«
    »Der macht die Augen zu, wenn es ernst wird. Okay?«
    Die Ersten verschwinden freiwillig. Sie wissen, dass sie keine Chance haben, und keiner lässt sich gern rauswerfen, schon gar nicht von Marlon.
    »Na los«, sagt er. »Die anderen Kids auch, aber dalli!«
    Erstaunlich friedlich rücken die Restlichen ab. Die haben echt Schiss.
    »Kann man aussteigen, während das Spiel läuft?«, frage ich, als die Unruhe sich gelegt hat.
    »Du jederzeit«, sagt Marlon.
    »Echt?« Karsten ist enttäuscht. »Das ist aber ziemlich langweilig.«
    »Find ich auch«, sagt einer von den Älteren, die noch geblieben sind. Ein Typ, den ich kaum kenne, der mir aber schon immer unsympathisch war. Er läuft mit einem Dreitagebart rum, vielleicht glaubt er, dass das besonders männlich aussieht. Seine Haare sind nach oben gegelt. Seine Klamotten scheinen mir nicht grade billig, dafür hat er sein Hirn wahrscheinlich aus dem Schlussverkauf im Ein-Euro-Laden.
    »Wenn schon, denn schon«, meint er jetzt.
    »Also«, Marlon steht auf und stellt sich in die Mitte, »ich erkläre euch mal, wie es läuft. Derjenige, auf den die Flasche zeig t …«
    »… der zieht was aus«, unterbricht ihn der Kumpel von Gel-Birne, der auch nicht viel besser aussieht, aber dazu noch ungepflegt, und auf einer Matratze sitzt. Auch den kenn ich nur vom Sehen, die beiden wohnen nur ein paar Dörfer weiter. Ich glaube, die Fettglatze heißt Markus. Beide sind vielleicht siebzehn oder achtzehn.
    »Schnauze!«, fährt Marlon ihn an.
    Er ist so aggressiv, wie ich ihn eigentlich kaum kenne. Allerdings weiß er, wie man mit diesen Typen umspringen muss. Wird man da nicht deutlich, tanzen die einem sofort auf der Nase rum.
    »Hey, hey, entspann dich, Mann!«
    Bedrohlich baut Marlon sich vor ihm auf. Markus kommt schwankend hoch. Auge in Auge stehen die beiden sich gegenüber. Wie ein Schlappschwanz sieht dieser Typ auch

Weitere Kostenlose Bücher