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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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Schließlich hab ich Scheiße gebaut und nicht er. War ja auch total peinlich für ihn. Und eigentlich bin ich sogar ein bisschen froh, dass ich da nicht mehr hinmuss.
    Auf dem Flur wartete schon Carina mit ihrer Busenfreundin Tanja. Als wir an ihnen vorbeigingen, starrten sie uns zuerst nur hinterher.
    »Adieu, Jane!«, rief Carina mir dann plötzlich nach. »Wahrscheinlich hast du deine Rolle doch etwas überinterpretiert.«
    Ohne mich umzudrehen, zeigte ich ihr den Stinkefinger.
    Aber die beiden lachten bloß. Ihr Kichern hallte uns über den Flur hinterher. Ich hoffe, dass es wenigstens das Letzte war, was ich je im Leben von denen hören musste. Dad lief zurück und baute sich drohend vor ihnen auf. Deutlich sichtbar wollte er was sagen, aber ihm fiel einfach nichts Passendes ein. Wütend winkte er ab und raste wie ein Stier mit gesenktem Kopf hinter mir her.
    »Ich weiß nicht, wie deine Mutter diese Nachricht verkraftet«, hat er gleich im Auto gesagt.
    Scheinbar macht er sich um sie mehr Sorgen als um mich. Ich könnte echt kotzen. Als Nächstes frag ich mich, warum er sie bei all seiner angeblichen Feinfühligkeit noch aus dem Auto angerufen hat: »Herzlichen Glückwunsch! Deine Tochter ist soeben im hohen Bogen von der Schule geflogen. Sie hat mal wieder ein anderes Mädchen verprügelt.« Deine Tochter, hat er gesagt. Er tat wirklich so, als ob Mum an allem schuld wäre.
    Zu Hause hat er sich sofort an den Computer gesetzt und recherchiert: nach einem Internat für mich. »Möglichst weit weg und möglichst streng.« Hat er wörtlich so gesagt. Noch nicht mal eine halbe Stunde später hatte er eine ordentliche Liste zusammen.
    Ich hab jedenfalls als Erstes mal das Textheft zerrissen und im Waschbecken verbrannt. Das mit den Tarzan-Texten. War sowieso nie wirklich mein Geschmack, alles viel zu seicht und kitschig.

Teil 4

28
    »Du hast den Hosenscheißer ja immer noch an den Hacken.«
    Frieda sieht aus, als hätte sie sich eine andere Begrüßung gewünscht. »Was dagegen?«
    Gereizt lässt sie sich aufs Sofa fallen. Steve lächelt unsicher, geht zum Kicker und spielt gegen sich selbst.
    »Das zeugt vom Vertrauen deiner Eltern«, meint Marlon. »Ich würde ihn wahrscheinlich nicht noch mal mit dir losziehen lassen.«
    »Keine Ahnung«, stöhnt Frieda, »von was das zeugt. Aber dass wir dir vertrauen können, Marlon, hast du ja bewiesen. Sich einfach so zu verpissen. Tolle Freundschaft!« Sie klingt bitter.
    »Ich hab’s dir doch am Telefon erklärt.« Er klingt etwas kleinlaut.
    Am Telefon? Was haben die beiden hinter meinem Rücken zu bequatschen? Ich fass es nicht.
    » SMS «, sagt er zu mir.
    Dass Frieda immer wieder zwanghaft auf Marlons unrühmlichem Abgang bei der Hütte rumhackt! Man muss so was doch auch mal abhaken können.
    »Ist mir eigentlich auch scheißegal«, sagt sie. »Ich hab echt andere Probleme. Mein Vater hat gerade das passende Internat für mich gefunden. Irgendwo in der Pfalz. Jedenfalls dermaßen in der Einöde, dass unser Kaff hier dagegen das brodelnde Leben ist.«
    »Und warum so weit weg?« Marlon geht zu Steve an den Kicker. Er scheint froh über den Themenwechsel.
    »Was weit weg ist, gibt es nicht mehr«, sagt Frieda leise. »Wahrscheinlich bin ich ihnen sowieso nur im Weg.«
    Sie sieht heute gar nicht gut aus. Tatsächlich ist sie weiß wie die Wand in ihrem Rücken.
    »Wieso das denn?«, frage ich. »Wobei solltest du deinen Eltern denn im Weg sein?«
    Sie guckt mich an, ganz lange. Ich bin sicher, dass sie was sagen will.
    »Ach«, meint sie dann, »nur so. Nichts Spezielles.«
    »Wann musst d u …?«, fragt Marlon.
    »Wenn es nach meinem Vater geht, lieber gestern als heute.«
    »Ich finde«, sagt Marlon, »du musst dringend auf andere Gedanken kommen. Wir wollen heute Abschied von der Hütte feiern.«
    Er hämmert den Ball so hart in Steves Tor, dass er wieder rausspringt. Steve freut sich darüber wie ein Schneekönig.
    »Ich bin dabei.« Auch Frieda geht zum Kicker. »Aber nicht, solange er da ist.« Sie zeigt auf Steve. »Das muss ich echt nicht noch mal haben.«
    »Aber er ist nun mal da«, sagt Benny. »Wir können ja alle aufpassen, dass er nichts trinkt.«
    Frieda schiebt nervös die kleinen Plastik-Klötze der Toranzeige hin und her. »Okay«, sagt sie schließlich. »Wenn wir das alle zusammen übernehmen, von mir aus.« Suchend schaut sie sich um. »Aber ich sehe hier gar keinen Stoff.«
    »Wie sagt mein Alter immer so richtig, wenn wir im Sommer auf dem

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