Filmriss
nicht gerade aus.
»Ob du Stress machen willst, weiß ich nicht«, sagt Marlon ganz leise. »Kommt mir zwar so vor, aber raten würde ich es dir nicht.« Die beiden starren sich an. »Was mich betrifft«, fährt Marlon fort, »es ist mir scheißegal. Wenn du Ärger willst, kannst du ihn gerne haben. Ich bin zufälligerweise grad in der Stimmung.«
Markus trinkt einen Schluck aus der Flasche, die er die ganze Zeit mit sich rumschleppt. Er ist auch nicht mehr nüchtern. Plötzlich hat er ein Messer in der Hand und lässt es aufspringen. Man sieht sofort, dass er Übung darin hat. Die Klinge blitzt gefährlich auf, er hält sie Marlon unter die Nase.
»Okay, okay.« Marlon hebt die Hände etwas an. »Du hast gewonnen. Da kann ich nicht mithalten.«
Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass er nicht weiter auf Konfrontation geht. Besoffen genug, um zuzustechen, ist dieser Typ allemal. Zur Versöhnung hält Marlon ihm die Flasche hin. Markus nimmt sie mit der freien Hand und trinkt, ohne Marlon dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Dann aber schielt er doch für den Bruchteil einer Sekunde triumphierend rüber zu seinem Kumpel. Marlon nutzt das sofort. Trotz des Alkohols ist er noch immer schnell und sicher in seinen Bewegungen. Mit beiden Händen packt er Markus’ Arm und dreht ihn mit einem heftigen Ruck um. Der schreit so laut, dass man denken könnte, der Arm sei gebrochen. Im nächsten Augenblick fällt das Messer mit einem leisen Klappern auf den Boden.
Mit der freien Hand krallt Markus sich verbissen an der Gin-Flasche fest und lässt sie auch dann nicht los, als Marlon ihn in die Knie zwingt. Schließlich nimmt Marlon sie ihm ab.
»Die lässt du schön hier, Freundchen«, sagt er so ruhig wie möglich, »und verpisst dich auf der Stelle mit deinem beknackten Kumpel hier.«
»Leck mich!« Der Typ kniet noch immer auf der Erde und reibt sich das schmerzende Handgelenk.
»Noch ein Wort aus deinem dämlichen Maul«, Marlons Stimme ist nur noch ein Flüstern, »und es passiert wirklich was.« Er hebt das Messer auf und steckt es ganz selbstverständlich ein.
»Her damit«, sagt Markus, will aufstehen. Marlon deutet den Tritt in Markus’ Unterleib nur an.
»Schon gut, schon gut. Wir ziehen ab.«
Marlon lässt ihn hochkommen. Markus geht zur Tür.
»Man sieht sich immer zweimal im Leben«, zischt sein Kumpel. »Und schneller, als man denkt.«
»Noch ein blödes Wor t …«
Auf Marlons Hals sind rote Wutflecken, aber er sagt keinen Ton. Markus und sein Kumpel verschwinden.
Friedas Tagebuch
Es hat mich angekotzt, dass Birte und Marlon den ganzen Abend rumgeknutscht haben. Nachdem er diesen Typ abserviert hat, hätte nicht viel gefehlt und Birte wäre vor uns allen über Marlon hergefallen. In diesem Moment hab ich meinen Entschluss gefasst. Ich war ziemlich besoffen, so viel zu meiner Entschuldigung.
30
»Derjenige, auf den die Flasche zeigt«, sagt Marlon, »kriegt zuerst was zu trinken. Und dann darf er sagen, wer von den anderen ein Teil ausziehen soll.«
»Geil!«, ruft Karsten übertrieben begeistert und reibt sich demonstrativ die Hände. Der Typ ist so blöd, wie er lang ist. Er kann einfach nicht verbergen, was in seinem Erbsenhirn vor sich geht. Für mich ist absolut klar, an welchem Punkt des Spiels ich aussteigen werde.
»Der Zwerg macht nicht mit. Der darf ja nix.«
Steve ist viel zu fasziniert, als dass er enttäuscht wäre.
»Ringe, Ketten und so was gelten bei jedem nur zweimal als Kleidung.« Marlon hat schon wieder die Flasche am Mund, er spricht mit schwerer Zunge. »Hab ich noch was vergessen? Ach ja, die Ausstiegsklausel.« Beim letzten Wort verhaspelt er sich gleich zweimal.
Karsten freut sich schon wieder mächtig.
»Keiner von uns«, Marlon setzt sich neben mich, »darf aussteigen.«
Karstens Grinsen wird schmierig.
»Nur die Mädels natürlich jederzeit.«
Jetzt fällt Karsten die Kinnlade runter, er hatte wohl schon auf einen Sinneswandel gehofft.
»Aber das ist doch gegen unsere Vereinbarung!«, ruft er.
»Welche Vereinbarung denn?«
Frieda ist mit der Frage schneller als ich. Ich habe wieder das Gefühl, dass sie mit Marlon unter einer Decke steckt.
Karsten winkt ab. »Leck mich.«
»Schließlich sind wir Gentlemen«, sagt Marlon. »Oder wie siehst du das, Karsten?«
»Lass uns einfach loslegen«, entgegnet der, ohne seinen Frust zu verbergen.
Insgeheim hofft er wohl immer noch, dass sein Kumpel Marlon die Sache so dreht, dass er genug davon hat. Vor
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