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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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ganz so jung vor wie beim letzten Mal. Ich weiß nicht, ob das an ihr liegt oder mehr an mir. Sympathisch ist sie mir jedenfalls immer noch.
    »Wahrscheinlich werden immer ein paar Teile fehlen«, meint sie und sieht ein bisschen traurig aus. »Man kann nur hoffen, dass es keine allzu großen Teile sind und nicht die wirklich wichtigen. Vor allem für Frieda müssen wir das hoffen. Es ist wichtig für sie, dass sie möglichst viel Klarheit über die Ereignisse gewinnt. Sie kann nur das verarbeiten, was sie weiß.«
    »Kann man ihr dabei irgendwie helfen?«, frage ich.
    »Das weiß ich nicht«, sagt sie. »Wir sollten abwarten, wie sie sich verhält, wenn sie wieder zu Hause ist. Es hilft ihr, wenn ihr den Kontakt nicht abreißen lasst und immer so ehrlich seid wie möglich. Und dann müsst ihr rausfinden, worüber sie reden will und worüber nicht. Wir beide sollten auf jeden Fall im Gespräch bleiben.« Dann steht sie auf, um mich nach draußen zu begleiten.
    Steve wäre an seiner Verletzung fast verblutet. Es war ja keiner da, der ihm helfen konnte. Alle waren entweder stockbesoffen oder verschwunden. Als der erste Krankenwagen kam, war Steve schon bewusstlos.
    Was mit Frieda los war, hat zuerst keiner gecheckt. Keiner hat sie vermisst. Ich selbst lag in der Hütte, Marlon auch, Steve und Benny irgendwo in der Nähe. Karsten und die anderen Typen waren abgehauen. Und da die Sanis und Notärzte nichts von Frieda wussten, haben sie sie auch nicht gesucht, das kann ihnen keiner verübeln.
    In den Morgenstunden wird es ziemlich kalt am Strand. Vor allem, wenn man kaum was anhat und mit Alkohol vollgepumpt ist. Die Gefahr, zu erfrieren, ist riesengro ß … Wenn ich darüber nachdenke, würde ich mich am liebsten sofort wieder in mein Bett verkrümeln und mir bis ans Ende meines Lebens die Decke über den Kopf ziehen. Aber das werd ich nicht tun, auf keinen Fall. Das Leben muss endlich weitergehen, auch nach dieser schrecklichen Nacht.
    Als ich in die Küche komme, ist das Essen fertig. Es gibt Pfannkuchen, neben Rührei das Beste, was mein Vater kochtechnisch zu bieten hat. War früher mal mein Lieblingsessen und wird es vielleicht mal wieder sein. Wenn die Zeit für Dinge wie Lieblingsessen wieder gekommen ist. Mein Vater lächelt mich an, Pfanne und Pfannenwender in der Hand. Er hat inzwischen halbwegs verkraftet, dass die Ganzjahresstelle sehr wahrscheinlich ein anderer kriegen wird. Nachdem der Schlüsseldiebstahl aufgeflogen ist, hat es zunächst sogar danach ausgesehen, dass er auch seinen alten Job verlieren würde, aber wenigstens das ist ihm erspart geblieben. Großzügig wollten seine Chefs von der Gemeinde ihm »noch eine Gelegenheit geben, zukünftig sorgsamer mit ihm anvertrautem Material umzugehen«. Wenn er sich ein paar weitere Jahre bewährte, würde er möglicherweise dann noch mal eine Chance auf mehr bekommen. Ich an seiner Stelle wäre wahrscheinlich ausgerastet bei so viel Arroganz, aber seine Spezialität ist es nach wie vor, die Dinge immer von der positiven Seite zu sehen.
    »Komm, setz dich«, sagt er und lächelt.
    Ich gehe zum Tisch und lächle zurück.
    »Danke, Papa.«
    Friedas Tagebuch
    Das Gesicht, das ich im letzten Moment erkannt hab, war das von Karsten. So verschwommen es vorher gewesen ist, so deutlich war es in diesem Sekundenbruchteil. Die Untersuchungen haben das auch bestätigt, obwohl der alles leugnet und die Schuld auf die anderen schiebt. Auf Markus und diesen zweiten Widerling. Was genau sie gemacht haben, steht noch immer nicht fest, nur dass die irgendwie auch dabei waren. Direkt Spuren gefunde n … an mi r … in mi r … haben die aber ausschließlich von Karsten.
    Von Markus weiß ich inzwischen, dass er der Typ war, mit dem Marlon früher schon den Ärger hatte, damals mit der Band, als Karsten ihm angeblich geholfen hat. Im Nachhinein ist mir deshalb auch klar, warum Marlon den ganzen Abend schon so seltsam angespannt war.
    Durch Steves Aussage steht fest, dass auch Markus und der andere am Tatort ware n … Vielleicht hat es bei denen nu r … nicht geklappt, so besoffen, wie die waren. Ausgesagt haben sie, dass sie zu dem Zeitpunkt längst verschwunden waren. Von einer Vergewaltigung hätten sie nichts mitgekriegt. Zwar glaube ich denen kein Wort, aber was weiß ich denn?
    Eigentlich weiß ich fast gar nichts. Meine schlimmste und deutlichste Erinnerung sind der Schmerz und Karstens keuchende Fratze über meinem Gesicht.
    In der Nacht damals wäre ich fast

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