Filmwissen
Verfolgungsjagd herausstellt, gar der menschlichen Sprache mächtig ist, und den die beiden schließlich, als Clowns verkleidet, aus den Klauen eines bösen Zirkusdirektors retten müssen.
Zur Mitte der neunziger Jahre hin hatten die Afrika-Filme aus Amerika und Europa ihren Faden weitgehend wieder verloren. Sie verloren sich entweder in pädagogisch und politisch gut gemeinten Allgemeinplätzen, oder sie raunten von den seelischen Verletzungen und bösen Abgründen in den weißen Herzen im schwarzen Kontinent. Le Blanc à lunettes ( Weißer Mann mit Brille ; 1993, Regie: Edouard Niermans) handelt, nach einem Roman von Georges Simenon, von einem französischen Plantagenbesitzer (Laurent Grévill), der nach einem Aufenthalt in der Heimat auf seinem Land ein englisches Paar vorfindet, das nach einem Flugzeugabsturz Unterschlupf gesucht hat. Erst will er die beiden loswerden, dann aber die Frau (Catherine Mouchet) für sich haben, wozu er sich auch einer tödlichen Droge bedient. A Far Off Place ( Die Spur des Windes ; 1993, Regie: Mikael Salomon) erzählt von Elfenbeinjägern, die die Eltern des Mädchens Nonnie und des Jungen Harry umgebracht haben. Zusammen mit dem Xhabbo suchen sie ihren Weg durch die Wüste, während der Tierschützer Mopani (Maximilian Schell) die Mörder sucht. In schönen Bildern erzählt (Mikael Salomon ist ein nicht unbedeutender Kameramann), reiht das Drehbuch nur Klischees und pädagogische Hinweise für das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen aneinander. Aber in der Regel war der kolonialistische durch den ökologischen Helden ersetzt, der, nach den Regeln des modernen Abenteuerfilms, seinerseits eine Begleiterin verpasst bekam, die ihm mal mehr komödiantisch, mal mehr erotisch die Macho-Allüren auszutreiben hatte, wie etwa in Braxton ( Braxton – The African Hero ; 1987, Regie: Robert Halmi), der die Abenteuer eines Tierschützers (Patrick Skelton) und einer Anwältin (Caroline Bliss) in Kenia beschreibt, die sich zu ihrem ökologisch verantwortungsvollen Tun erst über Dialogsätze wie diesen zusammenfinden müssen: «Der Busch ist kein Schönheitssalon».
Nur in nostalgischer Rückschau und heilloser Naivität konnte Afrika noch das eine oder andere Mal als das traumhafte Abenteuerland rekonstruiert werden. Jane and the Lost City ( Jane und die verlorene Stadt ; 1987, Regie: Terry Marcel) geht auf eine populäre Comic-Serie im Daily Mirror der vierziger und fünfziger Jahre zurück, in der sich die Heldin immer wieder in mehr oder minder neckischen Dessous zu präsentieren pflegte, um die Moral der Truppe zu heben. Jane (Kirsten Hughes) und ihr Freund Jungle Jack (Sam Jones) kämpfen im zentralafrikanischen Dschungel gegen Nazi-Schergen und die böse Agentin Lola Pagola (Maud Adams). Der Film ist eine vergnügliche Zitatensammlung, die große Vorbilder von der Duschszene in Hitchcocks Psycho bis zum Abschied aus Casablanca persifliert. In der Zentralafrikanischen Republik entstand eine eigene Variante mit Jewel of the Gods ( Jane und der verlorene Schatz ; 1988, Regie: Robert van de Coolwijk). Auf den Spuren von Indiana Jones erzählt der Film von dem Geologen Snowy Grinder (Marius Weyers), der Afrika zur Zeit des Zweiten Weltkrieges auf der Suche nach einem Schatz durchquert, begleitet von Jane (Sandra Prinsloo), die nur noch vage an die Comic-Figur erinnert.
Die beiden Hauptdarsteller, Marius Weyers und Sandra Pinsloo traten auch in der erfolgreichsten Serie der südafrikanischen Cinematographie auf, die mit The Gods Must Be Crazy ( Die Götter müssen verrückt sein ; 1982, Regie: Jamie Uys) ihren Anfang nahm. Die Geschichte beginnt damit, dass eine Coca Cola-Flasche über dem Gebiet der Buschmänner herunterfällt und das Leben der friedlichen Menschen durcheinanderbringt. Xi (N!Xau) will das unheilvolle Ding, das zuerst als Geschenk der Götter verehrt wird, dann aber nur Zwietracht in seinem Volk stiftet, den Göttern zurückbringen (die am Ende der Welt wohnen) und gerät dabei in die verrückte Welt der Weißen. Durch seine Augen erscheint das Leben in dieser Zivilisation als vollkommen verrückt. Aber selbst in diesen Verrücktheiten verliert der Held nie seinen warmherzigen Respekt vor allem Lebendigen. Schwankend zwischen dem Versuch, tatsächlich einmal die Perspektive zu wechseln, und mehr oder weniger sanfter Bedienung von Vorurteilen (etwa in der Zeichnung der, natürlich, von Kuba gesteuerten Widerstandsbewegung) offeriert The Gods Must Be Crazy gleich mehrere
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