Filmwissen
; 1978, Regie: Frank Zuniga), erzählt, wie die Familie Robinson trotz aller Warnungen beschließt, einen Winter in einem abgelegenen Blockhaus zu verbringen. Und Mountain Family Robinson ( Noch mehr Abenteuer der Familie Robinson in der Wildnis ; 1979, Regie: John Cotter), der Abschluss der Trilogie, zeigt die Heldinnen und Helden im zweiten Jahr in den Rocky Mountains, die ganz und gar zu ihrer Heimat geworden sind. Die Filme charakterisieren die Zivilisationsflucht mythisch wie psychologisch, anders als einige ihrer eher skeptischen Nachfolger, durch und durch positiv. So groß die Drangsale auch sein mögen, am Ende ist immerhin ein kleines Paradies gerettet: In The Last Flight of Noah’s Ark ( Bruchlandung im Paradies ; 1980, Regie: Charles Jarrott) ist Elliott Gould ein Pilot, der für eine heruntergekommene Linie mit einem klapprigen Flugzeug eine Nonne (Geneviève Bujold) mitsamt ihrem kleinen Privatzoo auf eine Missionsstation bringen soll, überdies haben sich zwei Kinder an Bord geschlichen. Aber man macht eine Bruchlandung auf einer einsamen Insel, wo zwei japanische Soldaten das Ende des Weltkrieges verpasst haben und sich nun von einem amerikanischen Flugzeug angegriffen fühlen. Nachdem man sich zusammengefunden hat, geht man daran, aus dem Flugzeug ein seetaugliches Schiff zu bauen. The Last Island ( Die letzte Insel ; 1990, Regie: Marleen Gorris) ist die Zuflucht der Passagiere eines abgestürzten Passagierflugzeuges, die in der ungewohnten Robinson-Situation bald auch Konflikte untereinander erleben.
Das Beispiel für einen zivilisations- und gesellschaftskritischen Survival-Film gab John Boormans Deliverance ( Beim Sterben ist jeder der Erste ; 1971). Vier Männer brechen zu einer Kanufahrt auf einem wilden Strom auf, der in absehbarer Zeit einem Staudamm zum Opfer fallen wird. Sie spielen Überleben, sie spielen, vielleicht, noch einmal den großen amerikanischen Pioneer, aber sie werden von den «echten» Hinterwäldlern überfallen, vom White Trash, in den sich die amerikanische Pioniergesellschaft in der Provinz verwandelt hat. Einer von ihnen wird vergewaltigt, und um dem zweiten das gleiche Schicksal zu ersparen, wird Lewis (Burt Reynolds), der sich als einziger von ihnen als wirklicher Abenteurer versteht, zum Mörder mit Pfeil und Bogen. Und auch Ed (Jon Voight) muss, um des Überlebens willen, töten.
Boorman zeigt die Barbarei in verschiedenen Facetten: Die synthetische Barbarei der Stadtbewohner ist konfrontiert mit der authentischen Barbarei der stumpf-brutalen Flussbewohner, die gleichwohl ihre eigene Transzendenz hat: Eine der schönsten und fremdartigsten Szenen in dem Film bringt Ed und einen «schwachsinnigen», stummen Jungen zusammen zu einem wunderschönen Gitarren/Banjo-Duett (übrigens von Eric Weissberg arrangiert und gespielt). Doch der debile Virtuose entzieht sich einer anderen, sprachlichen oder auch körperlichen Annäherung. Als die vier Männer dann zu ihrer verhängnisvollen Flussfahrt aufbrechen, steht er stumm auf der letzten Brücke über den Fluss und blickt ihnen nach.
Es gehört vielleicht zum Boorman-»Stil», dass der Film diese wunderbare Metapher über Kommunikation, Kunst und ästhetische Materialität dann nicht narrativ auflöst, sondern sie als verstörende Retardierung stehen lässt, so wie er auch alle Erwartungen an die Figuren und Darsteller bricht. Nicht einmal Burt Reynolds ist wirklich für die machistische Rückkehr zur barbarischen Natur geschaffen; zu recht heißt es von ihm am Anfang, er habe den Fluss zwar studiert, aber er fühle ihn nicht. Als die Männer am Ende gerettet sind, verschweigen sie die mörderischen Zwischenfälle und kehren, verwundet bis ins Herz und von Albträumen geplagt, in ihr bürgerliches Leben zurück.
Dem Modell von Deliverance folgten einige weniger ambitionierte, mehr auf schiere Aktion ausgerichtete Filme wie Killing at Hell’s Gate ( Höllenfluss der Angst ; 1981, Regie: Jerry Jameson), worin es um einen Beamten aus Washington (Robert Urich) geht, der bei einem Kurzurlaub zusammen mit einem Politiker im Wahlkampf eine Flussfahrt unternimmt, bei der sie ermordet werden sollen. White Water Summer ( Wildwasser Sommer ; 1987, Regie: Jeff Bleckner) erzählt von einer Teenager-Gruppe bei einem Sommercamp, die unter Führung eines besonders hartgesottenen Gruppenleiters (Kevin Bacon) Gewaltmärsche, Klettertouren und schließlich eine Kanufahrt auf dem reißenden Fluss in den Rocky Mountains unternehmen, und dabei
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